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MamaIch fand „Mama“ vor allem in der ersten Stunde gut…

Oh, gefiel dir das Ende etwa nicht?

Nicht so richtig, weil ich kein großer Fan von CGI in Horrorfilmen bin.

Denkst du, dass Mama aus dem Computer kommt?

Meinst du die Figur an sich oder nur das Ende?

Die Figur an sich. Und das Ende. Und Mama am Ende des Films und im gesamten Film.

Nein, das meine ich nicht. Sondern das Finale auf dem Felsen, wenn zum Beispiel die Schmetterlinge kommen. Da stecken doch jede Menge Computereffekte drin, oder etwa nicht?

Nein, nicht wirklich. Eigentlich sind nur Mamas Haare animiert. Der Rest ist eine fotografische Komposition, kein CG. Ich frage das, weil ich von vielen Leuten gehört habe, dass sie die Computereffekte nicht mögen. Dabei ist Mama gar keine Computerfigur. Deswegen verstehe ich nicht, was sie mit „zu viel CG“ meinen.

Wie viel Deines eigenen Lebens finden wir in „Mama“? Was für eine Beziehung hast Du zu Deiner Mutter?

Meine Mutter ist ein wunderbarer Mensch. Sie ist eigentlich auch der Grund, warum ich Filme mache; sie hat mich immer unterstützt. Aber vielleicht findet man in „Mama“ trotzdem einige Parallelen zu meiner Kindheit. Meine Mutter hat mich beispielsweise immer auf die Wände malen lassen, als ich ein kleines Kind war. Ich genoss die totale Freiheit, mich auszutoben. Vielleicht war das sogar der Grund, warum ich Künstler wurde. Ich war ja eigentlich schon einer als Kind. (lacht) Und im Film sind es die beiden Mädchen, die an die Wände malen.

Zum Schreien: Etwas Böses lauert im Haus der jungen Familie.

Wie hast Du reagiert, also Guillermo del Toro Dir das Angebot machte, aus Deinem Kurzfilm eine Langfassung zu drehen?

Ich bin vom Stuhl gefallen. (lacht) Nein, ernsthaft: Ich war sehr überrascht und beeindruckt. Guillermos Filme habe ich schon in meiner Zeit auf der Filmschule gesehen und war sehr angetan von seiner Arbeit. Und dann triffst du ihn und siehst seine ganze Umgebung. Er hat ein großes Haus, wie ein Museum seiner Arbeiten. Ich habe gemerkt, dass er sehr leidenschaftlich ist, wie ein Fan, ein totaler Geek. Er weiß viel über Filme, Literatur und das ganze Geschäft drumherum. Das hat mir alles sehr geholfen.

Hattest Du denn keine Angst, dass Du mit der Geschichte keine 90 Minuten füllen kannst?

Nein, nicht wirklich. Darüber habe ich mir nie Sorgen gemacht. Ich war eher aufgeregt, weil ich wusste, dass die Geschichte großartig ist. Sie war neu und unverbraucht, ich war sehr zuversichtlich. Mit dem ersten Drehbuchentwurf war ich total zufrieden, aber es gibt dann immer noch einige Änderungen. Der Film sollte groß werden und da muss man sich auch an andere Interessen anpassen. Dann wird aus deinem Film eine Erfahrung, die ein breites Publikum ansprechen soll. Deswegen muss man manchmal auch Dinge aufgreifen, die nicht deine erste Wahl gewesen wären. Aber Guillermo gab mir viele Freiheiten und vertraute meiner Vision. Dennoch ist es immer noch ein Geschäft. Das Studio hat natürlich Erwartungen und man sollte sich die Tür immer nach beiden Seiten offenhalten.

Gab es die vollständige Geschichte schon vor fünf Jahren beim Kurzfilm oder hast Du sie über die Jahre entwickelt?

Der Kurzfilm war eine Reflektion einer morgendlichen Vision, die ich hatte. Das war eine saubere Sequenz, ohne zusammenhängende Einordnung. Nur eine Vision von zwei Mädchen, die von einem Geist gejagt werden. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt absolut nicht, was für eine Geschichte dahinterstecken könnte. Ich hätte auch niemals gedacht, dass ich mir nochmal eine ausdenken müsste. (lacht) Das hat den Kurzfilm meiner Meinung nach auch erst interessant gemacht. Die Spannung, die in diesem kleinen Abschnitt steckte, kam bei den Zuschauern gut an. Und die Fragen: Worum geht es hier? Warum werden die beiden Mädchen von diesem Geist namens Mama gejagt? Und wieso rennen sie vor ihm weg? Daraufhin haben wir uns zusammengesetzt und die Geschichte ausgearbeitet.

Die beiden Mädchen und ihre verängstigten Ersatzeltern.

In „Mama“ lässt sich immer wieder das Motiv des Zerrens, des Wegziehens, erkennen. Kannst Du das genauer erklären?

Da habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht drüber nachgedacht. Mama hat über den gesamten Film eher eine liebevolle Beziehung zu den beiden, nur am Ende ändert sich ihr Zustand etwas. Sie fühlt, dass sie die Mädchen verliert und da bleibt ihr nur das Zerren an ihnen. Sie tut es genauso, wie man es mit ihrer Tochter – etwa 150 Jahre vorher – getan hat. Vielleicht sollte ich mir den Film nochmal anschauen, um zu sehen, wie oft ich dieses Motiv des Zerrens verwendet habe. (lacht)

Du lüftest Mamas Aussehen schon recht früh im Film. Warum hast Du Dich dazu entschieden, es so zu tun?

Guillermo hatte einige Ideen und wir haben darüber gesprochen. Manche waren sehr gut und eine davon war, Mama gleich am Anfang zu zeigen. Ich war mir damit nicht so sicher. Meine erste Vorstellung war, die Figur erst einmal versteckt zu lassen, weil Horror für mich so funktioniert. Aber wie wir wissen, liebt Guillermo Monster und er hat kein Problem damit, sie zu zeigen. Und deshalb war das eine Diskussion, die ich gar nicht gewinnen konnte. (lacht) Aber er hat mich davon überzeugt.

Im Film steht zunächst Lucas im Mittelpunkt, später dann aber Annabel. Warum hast Du schließlich sie in den Fokus gerückt?

Das passiert, wenn du eine Art Held hast, der zu Anfang gar keiner sein will. Er geht dann auf eine Mission und das macht den Charakter erst richtig interessant. Dieses „nicht wollen, aber dann in die Situation kommen“ und die Herausforderung zu meistern. Das ist dann jemand, der bereit ist, ein Opfer zu bringen und dies auf einem guten Weg. Deswegen habe ich mir Annabel ausgesucht. Sie mag keine Kinder und möchte in nichts involviert werden. Sie würde auch weggehen, wenn es sein müsste. Aber irgendwie fällt es auf sie zurück und dann freundet sie sich mit den Mädchen an. Und schließlich nimmt sie es dann auch mit Mama auf. Üblicherweise, das stimmt, gibt es einen Hauptprotagonisten von Anfang an – aber manchmal eben nicht. (lacht)

>> Interview geführt und verfasst von Janosch Leuffen




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