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interview-insidiousBlairWitch.de: Dermot, wenn man einen Blick auf deine Filmografie wirft, fehlt von Horrorfilmen jede Spur. Wieso hast du dich ausgerechnet jetzt für einen Ausflug ins Genrekino entschieden?

Dermot Mulroney: Wenn ich das nur wüsste. Aber Horrorfilme sind in den letzten Jahren immer massentauglicher geworden. Das Business läuft besser und besser. Es war mein erstes Angebot überhaupt für dieses Genre und dadurch automatisch auch mein erster Versuch darin. Horrorfilme erfreuen sich mittlerweile deutlich mehr Anerkennung als noch vor ein paar Jahren.

Im Gegensatz zu den Vorgängern geht „Insidious 3“ sehr offen mit seinem Haupt-Antagonisten um. Denkst du, dass der Film dennoch genügend Schockpotenzial besitzt, um Kenner der beiden Vorgänger zu überraschen?

Auf jeden Fall! Falls du damit auf die Trailer hindeutest, dann lass eines gesagt sein: Der Film bietet sehr viel mehr als das, was sie zeigen! Viele Trailer nehmen dem Zuschauer ja schon einiges vorweg. Aber glaub mir, wir haben sehr intensive und schockierende Momente zurückgehalten, die dich überraschen werden.

Lin Shaye beschreibt den Dämon weniger als übernatürliches Wesen und mehr als Person. Teilst du diese Ansicht?

Ja. Leigh Whannell, der Regie geführt und das Skript beigesteuert hat, entwickelte diesen Dämon, der menschliche Eigenschaften besitzt. In anderen Filmen bekommen wir Geister zu Gesicht, die durch die Gegend fliegen und solche Sachen. Unser Dämon fühlt sich allerdings echt an. Natürlich ist es trotzdem immer noch eine böse, unbeschreibliche Macht, aber in vielerlei Hinsicht wirkt es eben menschlich. Er repräsentiert den Tod sowie Krankheiten und wurde bei der Kreation so entwickelt wie jede andere Figur auch. Der Dämon fungiert im Film als schrecklicher Bad Guy.

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Im Film werden vor allem Verluste thematisiert. Würdest du so weit gehen zu sagen, dass der eigentliche Dämon eher in den Hintergrund tritt, während die inneren Konflikte der Protagonisten den Hauptpart übernehmen?

Sogar ziemlich sicher, ja. Was mir an Leigh Whannell so gefällt, ist, wie ernsthaft er mit der Geschichte einer jeden Figur im Film umgeht. Das ist ganz schön knifflig, da „Insidious 3“ wie ein richtiges Familiendrama funktioniert. Und dann wird das Geschehen wortwörtlich in ein Horrorszenario transformiert. Die Leute können sich wunderbar in die Probleme hineinversetzen, weil sie real sind. Meine Figur verlor vor dem Film seine Frau, woran die Familie letztlich zerbrach. Nach einer Weile müssen sie schließlich versuchen, sich von ihrer Trauer zu erholen. Durch diesen Realismus finden die Zuschauer aber auch einen Zugang zu den Figuren, was wiederum dazu führt, dass man sich viel mehr für sie interessiert, sobald der übersinnliche Terror seinen Lauf nimmt.

Am Leben nach dem Tod scheiden sich die Geister. Glaubst du, dass Verluste Skeptiker in Gläubige umwandeln können?

Das ist interessant und auch das, was unser Film im Kern thematisiert. Quinn bemüht sich, eine Verbindung zwischen unserer Welt und der der Geister herzustellen. Denn sie will unbedingt ihre Mutter erreichen. Die Menschen tun so etwas schon seit Jahrhunderten. In diesem Fall führt der Versuch allerdings zu tragischen Ereignissen, da der Dämon ihren Kontaktversuch erwidert und ihren Hilferufen bis in die reale Welt folgt. Quinn, die wunderbar von Stefanie Scott gespielt wird, probiert aber im Grunde genau das, was du gefragt hast: Etwas zunächst unwirklich Erscheinendes greifbar zu machen.

Würde es dich beruhigen, wenn man dir beweisen könnte, dass ein Leben nach dem Tod existiert?

Ich versuche immer neugierig und offen für alles zu bleiben. Vielleicht gibt es tatsächlich einen Ort, an dem wir sein können. Darum habe ich mich entschieden, daran zu glauben. Was denkst du denn?

Nun, würde mir ein Geist erscheinen, wäre ich vermutlich tot, ehe ich darüber nachdenken könnte.

(lacht) Das wäre ich vermutlich auch, weil dich der Beweis natürlich der Antwort näher bringt. Aber für mich war es schon immer reizvoll, mich zu wundern und kurios zu verhalten. Heutzutage gibt es kaum noch Fragen, auf die man keine Antwort findet. Es ist so einfach geworden. Man googelt nur schnell und schon werden die Informationen geliefert, die man wissen wollte. Menschen verlieren dadurch ihre Neugierde. Das Übernatürliche wird unsere Neugierde allerdings immer aufrechthalten. Viele Horrorfilme sind bestimmt auch deshalb so erfolgreich. Eben weil sie sich nun einmal mit Fragen beschäftigen, auf die keiner eine glasklare Antwort weiß. Und Antworten sind in unserer Gegenwart ganz sicher kein Luxus mehr.

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Sollte jemals der Beweis erbracht werden: Was müsste man mehr fürchten, Geister oder Menschen?

Definitiv den Menschen. Man hört doch so viele positive Geschichten über gute Geister, die lediglich ihrem früheren Wohnsitz einen Besuch abstatten oder einfach so in Erscheinung treten, aber niemandem etwas Böses wollen. Aber wenn ich schon an Geister glauben will, dann auch daran, dass es verschiedene Typen gibt. Wie immer sollten wir uns jedoch eher vor dem Menschen als von der Natur oder dem Übersinnlichen fürchten.

Die Geisterwelt, die James Wan und Leigh Whannell geschaffen haben, steckt voller Bosheiten. Was wäre das Schrecklichste, das dir auf der anderen Seite begegnen könnte?

Gute Frage, aber ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Was ich an unserem Film so mag, ist, dass er sich in der realen Welt so klaustrophobisch anfühlt. Und die andere Seite ist, wie du schon gesagt hast, endlos. Es gibt keine Wände, es ist dunkel und das bis in die Unendlichkeit. Es sind keinerlei Grenzen gesetzt. Man kann sich also nur ausmalen, was uns in so einer Welt erwartet, das uns konfrontieren könnte. Jeder Mensch fürchtet sich vor irgendwas und muss sich früher oder später damit auseinandersetzen.

In vielen Horrorfilmen wird der Ursprung allen Übels genau erklärt, während andere es bevorzugen, die Mythologie zu bewahren. Wie viel Erklärung erwartest du als Zuschauer und wann hast du das Gefühl, zu viel erfahren zu haben?

Genau das mochte ich so an „Insidious 1“ und „2“. Die Filme erlauben völlig freie Interpretationen. Viele Regisseure meinen, sie müssten ihre Mythologie mit einer Informationsflut erklären. Und das geht dann so weit, bis am Ende jeder weiß, woher das Böse tatsächlich kommt. In „Insidious“ kann man den Ursprung so gut wie gar nicht identifizieren und genau das ist auch der Punkt. Ich glaube, dass das der Grund ist, wieso sich so viele Leute die Filme anschauen. Man darf sich so nämlich selbst alles zusammenreimen und Lücken mit seiner eigenen Fantasie füllen. Wenn sich der Terror nicht erklären lässt, kommt er noch sehr viel unheimlicher daher.

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Also gilt auch hier wieder die Devise: Weniger ist mehr?

Durchaus, ja. Diesen Punkt erreichen wir in unserer Geschichte, sobald der Dämon in das Leben der Familie tritt und Besitz von Quinn ergreift. Der Film beleuchtet die Familienprobleme und ihren Neustart. Damit kann sich doch so gut jeder identifizieren. Aber danach ist man völlig auf sich allein gestellt. Nichts wird erklärt, wodurch Vorstellungskraft eines jeden Zuschauers gefordert wird. Und aus Fantasie wird dann zunehmend Horror.

Hinter den Kulissen wird schon über weitere Ableger von „Insidious“ diskutiert. Welche Handlungsstränge bieten sich deiner Meinung an?

Ich würde gerne mehr von Familie Brenner sehen. Wenn man die Reihe fortsetzt, wäre es schön, meiner Figur dabei zuzusehen, wie sie sich gemeinsam mit ihren Angehörigen neuen Problemen stellt. Ich schätze, die Reihe kann gut noch ein paar Jahre existieren, da man viel aus ihr herausholen und verschiedene Dinge versuchen kann. Aber ich bin froh, Teil von diesem Film gewesen zu sein und mit Blumhouse und Leigh Whannell zusammengearbeitet haben zu dürfen. Sie können die Reihe in jede beliebige Richtung lenken und genau das macht das Franchise auch so interessant. Ebenso wie du, bin auch ich sehr gespannt darauf zu sehen, wohin uns die Geschichte als nächstes führt.

Und abschließend noch eine Frage zu deiner eigenen Kreativität: Mit der RomCom „Love, Wedding, Marriage“ hast du vor wenigen Jahren dein Regiedebüt abgeliefert. Käme jetzt, da du Erfahrungen im Genrekino gesammelt hast, auch ein Horrorfilm in Frage?

Ein witziger Gedanke. Wenn ich das jemals mache, dann kann ich zumindest sagen, alles Notwendige von Horrorveteranen gelernt zu haben. Leigh Whannell zeichnete ja schon für die „Saw“ Filme verantwortlich und in ihm habe ich im Hinblick auf Horrorfilme einen wahren Mentor gefunden. Ich finde ihn großartig, weil er auch ein Gespür für das richtige Timing hat. Er geht mit gutem Beispiel voran und ich würde mich daher auf jeden Fall an seiner guten Arbeit orientieren.

  • von Carmine Carpenito




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