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Im Interview - Martin Weisz

 

 

BlairWitch.de: Alexandre Aja schaffte einen psychologisch harten Horrorfilm. Welche Richtung haben Sie beim Dreh verfolgt?

Martin Weisz: Ich würde sagen, nach den ersten Reaktionen auch auf jeden sehr hart. Wir haben gerade die ersten fünf Screenings hinter uns und nach den Feedbacks von den ganzen Leuten ist es wirklich extrem – auch wieder mal leider natürlich oder nicht leider – extrem hart geworden. Man merkt es, wenn man irgendwann im Kino sitzt und die ersten Zuschauerreaktionen mitkriegt, dann weiß man irgendwie erst wirklich, was man da gemacht hat sozusagen.

BlairWitch.de: War das auch Ihre Absicht oder haben Sie sich im Endeffekt gewünscht, dass es nicht so hart rüberkommt?

MW: Ich sage nur eine Sache dazu und das ist, dass wir vor sechs Monaten, als die Produzenten uns gefragt haben, den Film zu machen, meinten Wes und Marianne, die Produzenten vom Film, als sie meinen letzten Film gesehen haben: „OK, wir nehmen dich, weil du es verstehst, auf die dunkle Seite zu schauen.“ Sie haben also meinen letzten Film gesehen und gesagt: „OK, wir brauchen jemanden, der irgendwie auch zur dunklen Seite gehen kann.“

BlairWitch.de: The Hills Have Eyes war mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 70 Millionen Dollar sehr erfolgreich, auch in Deutschland. Welche Erwartungen und Ängste schürt diese Zahl, wenn Sie an den nahenden Kinostart denkend?

MW: Jedes Sequel ist natürlich mit einem Risiko verbunden. Wir reden heute Morgen (Freitag, 23. März 2007), heute eröffnet der Film sozusagen. Das heißt, wir haben ein hartes Wochenende. Wir hatten eigentlich immer ein gutes Wochenende, aber jetzt durch „300“ haben alle Leute in unser Wochenende reingeschoben. Wir haben fünf Wide-Releases an einem Wochenende, nach dem voriges Wochenende ein Wide-Release war. Das heißt, wir kämpfen mit zehn Mal mehr Leuten als wir jemals gedacht haben. Wir haben eine harte Konkurrenz, aber ich muss sagen, dass unser Film trotzdem gut ankommt, und dass wir seit letzter Woche gute Zuschauerergebnisse erwarten, weil der Film gut geht. Man hat immer einen harten Kampf, als Zweiter nach dem Ersten rauszukommen. Aber die Jugendlichen, die den Film gesehen haben, sind halt extrem gespannt. Wir haben ein gutes Ergebnis bei den ganzen Tracking-Lists hier in Amerika. Ich habe im Kino mit den Kids zusammen im Kino bei den Screenings gesessen und sie lieben den Film. Es ist ein einziges „Wuhaaahaha“, ein einziger Trip, einfach schön, sich mit den Jugendlichen den Film zusammen anzugucken und zu sehen, dass die Jugendlichen nicht sagen: „OK, hier ist der nächste HILLS-Film“, sondern ihn als Popcorn-Ride bezeichnen, in den jeder reinkommen kann. Ein Horrorfilm für die Fans, und das haben wir geschafft. Also es ist kein Film für die Kritiker, sondern ein Film für die Fans, ganz einfach.

BlairWitch.de: Wir haben Michael Bailey Smith bereits die gleiche Frage gestellt, der voller Vorfreude bejate: Sehen Sie einen dritten "Hills" Film am Horizont?

MW: Ja, klar, auf jeden Fall. Solange wie wir Geld verdienen auf jeden Fall. Ehrlich gesagt war es ein harter Versuch, nach dem ersten Teil ein Sequel oder ein Prequel oder halt irgendwas, was funktioniert, daraus zu machen. Ich glaube wirklich, der Film ist cool. Ich habe für mich gemerkt: OK, es geht. Die Jugendlichen freuen sich drauf. Ich glaube, dass ein dritter Film möglich ist, einfach aus dem Grund, weil wir irgendwie einen Franchise gebildet haben sozusagen.

BlairWitch.de: Gibt es denn schon Ideen zu einem dritten Teil?

MW: [lacht] Dritter Teil… Es gibt auf jeden Fall Ideen. Sagen wir’s mal so: Der Film („The Hills Have Eyes 2“) wurde von vorn herein so gedreht, dass ein dritter Teil möglich ist. Ich glaube, dass die Möglichkeit auf jeden Fall besteht. Aber es ist halt Hollywood, und es ist halt immer davon abhängig, wie’s der letzte Film macht.

BlairWitch.de: Wie sind Wes und Jonathan Craven an Sie herangetreten?

MW: Ehrlich gesagt erstmal gar nicht Wes und Jonathan, sondern Marianne und Peter, zwei Produzenten des Originals. Und Peter Locke hat halt nach wie vor die Rechte in seiner Hand zusammen mit Marianne Maddalena, der Partnerin Cravens. Die haben angerufen, haben meinen letzten Film gesehen, die haben dann Wes angerufen und gesagt: „Wes, hier ist ein neuer deutscher Kerl“, und er hat sich meinen letzten Film angeguckt, nachdem wir uns getroffen haben. Und er meinte nur: „Weißt du? Ich bin beeindruckt. Du kannst definitiv auf die dunkle Seite gehen.“ Und dann hat er mir halt den Job gegeben. Das ging im Grunde genommen innerhalb einer Woche, dass die Entscheidung getroffen worden ist, einfach super schnell. Und wir hatten zwei Meetings, und es war wirklich ein superschnelles Ding. Es ging für mich halt überraschenderweise verhältnismäßig schnell sozusagen.

BlairWitch.de: Was denkt man sich dabei? Ihr letzter Film „Rohtenburg“ ist hier in Deutschland ja verboten worden…

MW: [schreit auf] Abwarten sage ich nur, abwarten! Das kann sich innerhalb der nächsten zwei Wochen ändern. Es sieht momentan alles sehr positiv aus, ich kann nicht sagen… Ich sage nur: Abwarten! Es ändert sich extrem viel momentan am Film, kann sich alles noch ändern.

BlairWitch: Wie fühlt man sich dabei, wenn dann alles so schnell passiert? Steht man da nicht ungeheuer unter Druck?

MW: Ja, extrem. Gerade in dem Bereich von Peter Locke und Marianne Maddalena. Also Peter war damals der Mann, der Wes Craven irgendwie 50.000 $ gegeben hat, um seinen ersten Film zu drehen. Das ist halt Hollywood, die kennt man halt hier so. Die kommen dann zu einem rüber und sagen irgendwie: „OK, Kumpel, lass uns das machen.“ Das sind halt so alte Größen, ist schon was Beeindruckendes. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben mal mit solchen Leuten zusammen arbeite. Mit denen zusammen zu arbeiten war schon eine tolle Sache, muss ich sagen. Wer weiß schon, wie viele Filme die noch machen? Es war einfach ganz toll, mit denen noch mal ein Ding durch zu ziehen und deren Namen unter dem Film zu haben, war schon ganz cool.

BlairWitch.de: Auch wenn die Auswertung auf DVD noch in weiter Ferne liegt: The Hills Have Eyes erschien wenige Monate nach der Kinofassung auch als Unrated-Edition. Ist ein ähnliches Vorgehen auch bei deinem Film geplant?

MW: Ja, ja, ja, ja. Kann ich nur ja zu sagen. Ich habe in meinem Director’s Cut irgendwie 110 Minuten Material und dieses Material sind nicht unbedingt Dialoge oder Rumgequatsche, es ist halt harte Action und Gore. Das wird man schon sehen irgendwann. Ich kann nur sagen: Kauf die DVD, weil die DVD für mich irgendwie mehr Produkt hat und sie ist noch mal’ne Nummer härter.

BlairWitch.de: Was würden Sie tun, wenn Sie durch die Wüste fahren und auf einmal eine Autopanne haben würden?

MW: [lacht lange] Schön! Interessant! Gar nichts, weil ich weiß, dass die ganzen Filme zu 90 % mit künstlichem Blut gemacht werden und die Mutanten irgendwie vier Stunden im Make-Up brauchen. Da würde ich ganz locker meinen Reifen wechseln… Nee, Scherz beiseite. Witzigerweise haben wir in Marokko, als wir dort gedreht haben, eine kleine Idee weiter verfolgt. Wir sind halt Schauspieler im Auto, mein Kameramann, meine Assistenten. Und wir hatten immer so eine kleine Idee gehabt: Ein Kerl fliegt von LA mit seinen Schauspielern nach Marokko, um eine Story zu verfilmen. Der ist irgendwie Location-Scout, um seine Drehorte zu finden. Er geht in einen Drehort rein, eine verlassene, alte Ruine. Und alle haben ein bisschen Fun, trinken ein paar Bierchen, und auf einmal kommt so eine Sekte an. Es war also die perfekte Horrorstory sozusagen. Die Jungs wollten dann halt raus und dann wird irgendwie eine Frau geopfert, die versuchen dann der Frau zu helfen und so weiter und sofort… Also, wenn ich wirklich liegen bleiben, wäre das die Story, die ich drehen würde. Wir haben’s leider nie geschafft, die Story zu drehen. Wir haben gesagt: OK, wir drehen das in Real-Time in zwei Tagen auf Video-Kameras. Wir haben es nie gemacht, aber es wäre eine geile Story und es ist eigentlich auch eine Story, die glaubhaft ist. Eine Real-Time-Horrorstory, die wirklich jedem passieren kann, und die fast wie eine Reality-TV-Show wirkt. Alle haben natürlich ihre Video-Kameras dabei, um die Location zu filmen. Alles irgendwie auf MiniDV gedreht, weißt du, Jeder filmt jeden, Blair Witch in der Wüste sozusagen. Ist eine coole Story. Wir hätten es eigentlich schon drehen sollen. Drei Monate, vielleicht haben wir es dann im Kasten.

BlairWitch.de: Denken Sie, dass solche Filme mit Mutanten in der Wüste das Publikum so manipulieren kann, dass die Leute wirklich an so etwas denken, dass es so etwas wirklich gibt?

MW: Das Publikum ist natürlich sehr verschieden, aber ich denke schon, dass so etwas passiert. Das ist natürlich auch der Kick an so einem Kinofilm, dass man die Wahrheit und das Fiktive vermischen kann. Und das ist natürlich auch der Scare-Faktor dabei, dass Leute dabei sagen: Ja, das große, weite, böse Amerika und in der Wüste, und wenn wir liegen bleiben… Sagen wir mal, ein deutsches Ehepaar fliegt rüber nach Amerika, leiht sich ein Auto an der East Coast, fährt rüber zur West Coast quer durch die Wüste und das Auto bleibt mitten in der Wüste liegen. Ich glaube schon, dass da so ein Ghost-Faktor dabei ist und ich glaube auch, dass diese Angst, wenn man einen Film sieht und denkt, dass so etwas vielleicht passieren könnte, dass das dieser Drive im Menschen ist, diese innere Angst vor dem Unbewussten und vor dem, was man nie 100% weiß. Diese Angst, die man sich immer vor Augen hält, wenn man einen Film guckt. Es könnte ja doch passieren. Es ist halt so eine Grundangst in jedem Menschen dieser Welt, dass man irgendwo hingeht, wo man noch nie war, wo man sich nicht auskennt, alles unbekannt ist, und das irgendwas aus den Büschen springen könnte.

BlairWitch.de: Welche The Hills Have Eyes Version hat Ihnen persönlich besser gefallen: Cravens Original oder Ajas Remake und warum?

MW: Politisch harte Frage sage ich mal… Ich muss leider soch sagen Alexandres Remake. Ganz klar, ich bin in dieser Generation geboren und es ist einfach mehr Kick dahinter. Wes Cravens Original ist halt ein super Film, der Kult-Film, der wurde gedreht damals, aber wenn man in diese Generation heute geboren ist… Das ist einfach unsere Zeit.

BlairWitch.de: Bleiben Sie dem deutschen Volk auch weiterhin erhalten oder wird es Sie in der Zukunft nach Amerika ziehen?

MW: Ehrlich gesagt habe ich momentan zwei deutsche Projekt auf dem Tisch. Ich hoffe, dass ich ein paar Sachen mit Deutschland machen werde. Ich habe gerade gestern das Meeting gehabt. Es kann passieren, kann auch nicht passieren, es ist alles noch sehr wage. Aber es sind super Projekte von zwei großen deutschen Produktionen. Mal sehen… Ich würde mich total freuen, es ist ein super Projekt, und es wäre schön, in Deutschland was zu machen.

 

Wer nicht lesen kann, muss hören: Das komplette Interview als Audiodatei steht hier für Euch bereit.

Interview: Janosch Leuffen




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