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BlairWitch: Wie wurde das Projekt an dich herangetragen?

Patrick Tatopoulos: Ich arbeite jetzt bereits volle sechs Jahre zusammen mit Screen Gems am Underworld Franchise. Bei Underworld und Underworld: Evolution habe ich als Creature Designer gearbeitet, weshalb das Studio meine Arbeit bereits im Vorfeld einschätzen konnte. Und nach so langer Zeit war ich auch in der Lage, mit meinen bisherigen Erfahrungen Regie zu führen, weshalb sie auf mich zugekommen sind und sagten: "Wir sind uns sicher, dass Du genau der richtige Mann für dieses Projekt bist". Es war eigentlich sehr simpel.

Wie hoch war die Anspannung vor dem US-Kinostart des Films? Immerhin fehlen mit Selene und Michael zwei beliebte Hauptrollen.


Schon relativ hoch. Screen Gems rechnete mit einem Einspielergebnis von 12 Millionen Dollar am Startwochenende, aber wir haben dann 21 Millionen Dollar errungen und stehen aktuell bei über 45 Millionen Dollar allein in den USA. Da der Film noch nicht ausgespielt ist, kommen dann noch die internationalen Ergebnisse hinzu. Insgesamt gelten wir damit also bereits als erfolgreich. Dennoch war das Erlebnis sehr intensiv. Anfangs dachte ich natürlich schon, dass die Vorgeschichte ein Fehler sein könnte, weil die Fans eher Selene sehen möchten. Selene ist DIE Verkörperung des Franchise. Am Ende haben wir aber versucht, uns so gut wie möglich von den beiden Vorgängern zu distanzieren. Der neue Film erzählt eher von dem Krieg und den Waffen der Werwölfe bzw. Lykaner. Underworld 3 besitzt zudem einen anderen Unterton. Ich wollte mich jedoch nicht zu sehr distanzieren, da es nach wie vor ein Teil des Universums bleiben sollte. Ich wollte lediglich verhindern, dass wir das Gleiche zu sehen bekommen - immer und immer wieder. Wir haben alle guten Ansätze der Vorgängern übernommen, nur eben ohne Selene und Michael. Aber die letzte Woche vor dem Kinostart war in der Tat sehr stressig, da niemand vorhersagen konnte, ob die Fans für diese Änderungen bereit sind.


Was war Anlass, gemeinsam mit Sonja in die Vergangenheit zu reisen?

Als Len Wiseman den ersten Film drehte, hatte er bereits drei Geschichten im Hinterkopf. Als Konzept existierten also Underworld, Underworld 2 und eine Handlung, die uns die Vorgeschichte erzählen sollte - eben darum, wie es zu dem Krieg zwischen diesen beiden Kreaturen kam. Die Planungen waren von Anbeginn existent. Im Nachhinein sah das Konzept nach Underworld 2 aber deutlich anders aus, da viele Anhänger zwar wollten, dass wir einen dritten Film machen, dieser aber in der Zukunft angesiedelt sein sollte und mit Kate Beckinsale als Selene. Kate wollte sich dann jedoch lieber anderen Projekten widmen und hatte daher auch keine Zeit, ein drittes Mal vor die Kamera zu treten. Das Studio bestand hingegen weiterhin auf einem neuen Ableger, da es sich hierbei um ein wirklich gutes Franchise handelt. So kam es, dass wir uns an die ursprüngliche Idee gehalten haben. Ein Drehbuch wurde verfasst, das ich wenig später erhielt und weitere drei oder vier Monate überarbeitete, und dann stand die Entscheidung auch schon fest. Wir haben uns für Rise of the Lycans entschieden, da das Interesse an den Ursprüngen des Krieges größer war. Wir wollten auf jeden Fall einen Charakter im Film haben, der Kate Beckinsale würdig vertreten könnte.

Kenner der beiden Vorgänger wissen bereits, wie das Prequel enden muss. Kann man dennoch mit Überraschungen rechnen?

Genau mit diesen eingefahrenen Erwartungen arbeiten wir. Das Ende des Films ist bereits im Vorfeld bekannt, aber es bleibt dennoch unklar, wie es zu diesen Geschehnissen kam. Dieser Punkt, der Weg zum entscheidenden Finale, ist für mich der interessante Aspekt an diesem Film. Da die Entwicklung und die Beziehung zwischen den Charakteren bereits vorhanden ist, bleibt es interessant zu erfahren, was zuvor geschah. Der Tod von Sonja ist schließlich nicht das Ende des Films.

Laut Studio war es Pflicht, eine Darstellerin zu finden, die Kate Beckinsale ähnlich sieht. War Rhona Mitra von Anfang an die Idealbesetzung?

Um ehrlich zu sein: Rhona Mitra habe ich damals lediglich als Option erhalten - als jemand, der Interesse an dem Projekt hätte. Da ich von Anfang an am Underworld Franchise mitgearbeitet habe, hatte ich eine eigene Vorstellung davon, wie dieser Charakter auszusehen hat. Aber es ist wahr, dass wir jemanden benötigten, der Selene ähnlich sieht. Im Erstling erklärt Viktor, der von Bill Nighy verkörpert wird, dass Selene seiner eigenen Tochter sehr ähnlich sähe, weshalb er sie letztlich auch am Leben lässt. Unsere Absicht war jedoch nicht, eine zweite Kate Beckinsale zu erschaffen. Rhona und Kate stammen beide aus England und sind jeweils sehr ansehnliche Frauen. Wenn man sich die Gegebenheiten aber genau ansieht, sind ihre Charaktere grundverschieden. Wir hatten am Ende also zwei spezielle Charaktere, die sich optisch ähnlich sehen. Und daher ergab die Option dann auch Sinn.

 
Bill Nighy hatte bislang in allen Underworld Filmen viel Screentime. Wäre ein Underworld Ableger ohne Viktor für Dich vorstellbar?

Es wäre tatsächlich überaus kompliziert, eine weitere Fortsetzung ohne ihn zu drehen. Bill Nighy, Viktor, er ist die Verbindung zwischen allen Ebenen und er war schon immer präsent. Sonja ist ein Vampir und starb bereits früh; Selene tritt wesentlich später auf die Bildfläche. Dennoch haben beide Figuren die Gemeinsamkeit des Viktor. Daher könnte ich mir einen Ableger des Underworld Universums ohne ihn nicht vorstellen. Ein mögliches Desinteresse seinerseits würde uns deshalb auch vor ein großes Problem stellen. Bill liebt jedoch Vampire, das Franchise, fügt sich in die Thematik ein und ist zudem einer der umgänglichsten Menschen, die man sich nur vorstellen kann. Da es ihm außerdem jedes Mal aufs Neues sehr viel Spaß bereitet, hoffe ich persönlich sehr, ihn auch in Underworld 4 sehen zu dürfen.

Inwiefern hat sich die Technik seit dem ersten Film entwickelt?


Wir haben in diesem Film wesentlich mehr Werwolf-Transformationen als in den anderen beiden Werken, zusätzlich sind die Lykaner zahlreicher vorhanden. Da wir ein ähnlich großes Budget zur Verfügung hatten wie bisher, sich die Effekte aber im Grunde verdoppelt haben, mussten wir natürlich clever damit haushalten. Die vielen Kämpfe der Werwölfe waren dabei äußerst schwierig in Szene zu setzen. Außerdem besteht fast das gesamte Reich der Vampire aus CGI. Auch andere Locations, also alles außerhalb des Vampir-Reviers, bestehen teilweise lediglich als digitalen Vorlagen. Daher: Ja, es kam wesentlich mehr CGI zum Einsatz als noch in den ersten beiden Filmen. Aber nicht, weil wir es unbedingt so wollten. Vielmehr, weil die Locations, die wir für den Film benötigten, in der heutigen Zeit nicht mehr existieren. Bei Underworld war dieser Umstand beispielsweise noch anders, da haben wir vor allem in Unterführungen gedreht. Aber für Rise of the Lycans mussten wir tief in die Trickkiste greifen. Zum Beispiel bei einer aus dem Trailer bekannten Szene, in der Horden von Lykanern das Revier der Vampire angreifen und es dabei gleichzeitig zu vielen Transformationen kommt. Bei einem solchen Massenauflauf ist der Einsatz von CGI heutzutage fast zwingend. Bei beiden Vorgängern sieht der Zuschauer immer nur ein oder zwei Werwölfe, die zusammen in Aktion treten. Das wurde praktisch gelöst, da nicht zwingend auf CGI zurückgegriffen werden musste. Aber hier hatten wir einfach keine andere Wahl, wenn 250-300 Werwölfe das Lager der Vampire attackieren.

Es hieß, Du würdest Underworld 4 einem anderen Filmemacher überlassen. Kannst Du uns erzählen, warum das so ist?

Man muss sich in seiner Karriere immer eigenständig vorantreiben. Das Underworld Franchise stellte für mich eine große Herausforderung dar. Im Erstling war ich als Creature Designer verantwortlich, ebenso im Sequel, und führte nun erstmals Regie. Im Moment ist es eher unwahrscheinlich, dass ich auch bei Underworld 4 wieder als Regisseur hinter der Kamera stehe. Dabei kann ich gar nicht genau erläutern, wie die Geschichte aussehen müsste, damit ich zurückkehre. Voraussetzung wäre, sich wieder von der Thematik zu distanzieren. Ich habe aktuell aber auch andere Projekte im Visier. Underworld 4 wird aber kommen, da besteht gar keine Frage. Schließlich konnten die Erwartungen des Studios weit übertroffen werden. Dabei bestand die Möglichkeit eines großen Flops ständig, da wir keine Kate Beckinsale in der Hauptrolle zu bieten hatten. Scheinbar haben wir es aber dennoch vollbracht, das ehemalige und neue Publikum für den Film zu gewinnen - die positive Eigenschaft eines Prequels. Persönlich hat mir dieser Erfolg natürlich auch viele Türen in Hollywood geöffnet, die es nun auszuloten gilt.

 

Was würdest Du im vierten Film lieber sehen? Was würde mehr Sinn ergeben?

Meiner Meinung nach sollten sie das Franchise wieder in der Zukunft ansiedeln und die Handlung mit Selene fortsetzen. Vielleicht hat Kate Beckinsale jetzt auch wieder Zeit und Interesse, sich dem Underworld Franchise zu widmen. Momentan gilt es daher einfach abzuwarten. Es wäre auf jeden Fall interessant zu sehen, wie die Zeit nach Evolution aussieht.

Wäre Selenes Kindheit eine mögliche Filmhandlung?


Das wäre auch eine Option. Aber ich denke, dass es aktuell in der Zukunft mehr zu erzählen gibt, als dass wir wieder in die Vergangenheit reisen würden. Ich bin der Meinung, dass man nicht zu lange im Vergangenen herumwühlen sollte, da es wirklich interessant wäre, Kate zurück auf die Leinwand zu bringen - zumal sie treibende Kraft für das Franchise war und noch immer ist. Nach dieser Vorgeschichte möchte der Kinogänger aber etwas Neues sehen und entdecken. Das kann zwar in gewisser Hinsicht trotzdem funktionieren, sowohl eine Fortführung von Evolution als auch die Zeit ihrer Kindheit, aber ich bin davon überzeugt, dass ein Großteil lieber in die Zukunft schweifen möchte, anstatt sich länger mit den Ursprüngen zu befassen. Natürlich ist die Vergangenheit auch weiterhin ein interessantes Thema, da es einige unerzählte Geschichten zu behandeln gibt, zum Beispiel die ausführliche Einführung des Charakters von Tannis.

>> Geführt und verfasst durch Carmine Carpenito und Torsten Schrader




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