Moviebase Small Town Folk
Das Hinterland. Fern abseits der großen Städte und moderner Zivilisation gehen hier einfache Menschen ihren immer gleichen Aufgaben nach, Eindringlingen ihrer Welt stehen sie dabei durchweg skeptisch bis feindlich gegenüber. So weit die Vorurteile, die über diese Regionen, in welchem Land auch immer, herrschen. Nicht erst seit "The Texas Chainsaw Massacre" hat sich der Horrorfilm dieser faszinierenden Thematik immer wieder gewidmet, sogar ein eigenes Subgenre wurde erfunden: Der "Backwood-Horror". Dass die auf dem Land lebende Bevölkerung dort meistens als perverse Mörder dargestellt werden, liegt wohl in der Natur des Genres. In der Regel sind es arrogante Städter, die den garstigen Dörflern zum Opfer fallen. Filme wie "Frontier(s)" oder "Manhunt" zeigen, dass dieses Thema auch heute immer noch zu interessieren vermag.
"Small Town Folk" hat mit den oben genannten, ultra-brutalen und zynischen Auswüchsen allerdings wenig zu tun. Hier gibt es zwar auch mordende Landmenschen, vor allem aber schrägen, britischen Humor zu sehen. Die eigentliche Thematik ist dabei so simpel wie nebensächlich: Mehrere junge Menschen dringen versehentlich in ein abgelegenes Waldstück ein, und werden daraufhin von dessen ungepflegten, zurückgebliebenen Bewohnern gejagt und zum Teil erlegt. Bei dem Film handelt es sich um das Debütwerk des britischen Regisseurs Peter Stanley-Ward, der auch das Drehbuch beisteuerte und als Produzent fungierte.
Man sieht dem Film seine Amateurhaftigkeit ab der ersten Minute an. Das liegt zum einen an den auffällig hölzern agierenden Schauspielern, der billigen Ausstattung, aber vor allem an den geradezu peinlichen (Splatter-)Effekten. Zunächst wirkt das durchaus charmant, vielleicht weil Stanley-Ward sich nicht die geringste Mühe gibt, darüber hinweg zu täuschen, dass für den Film ein mehr als geringes Budget zur Verfügung gestanden haben muss. Hinzu kommt, dass die erste Hälfte dieses Abenteuers mit ihrem schrägen Humor durchaus zu überzeugen weiß. Sei es die Einführung der grotesken Hinterwäldler oder der anfängliche Dialog im Auto: Man kann sich des ein oder anderen Schmunzelns nicht erwehren. Die Splatter-Szenen gleich zu Beginn sind zwar schlecht getrickst, fügen sich aber trotzdem recht gelungen in die absurde Stimmung ein.
Leider scheinem dem Regisseur und Autor dabei zu schnell die lustigen Einfälle ausgegangen zu sein und "Small Town Folk" driftet ab in teilweise peinlichsten Klamauk. Besonders das letzte Drittel, in dem die Gejagten schließlich den Spieß umdrehen, ist nahezu unansehbar. Vor allem die Ziellosigkeit des Plots und die lieblos aneinander gereihten Szenen, aber auch die grausig schlechten Computeranimationen, auf die man besser verzichtet hätte, erzeugen schließlich eher Fremdscham als Schenkelklopfer. Wenig Geld zur Verfügung zu haben ist bei weitem keine Legitimation dafür, einen solchen Käse abzuliefern, davon zeugen prominente Erstlingswerke wie z.B. "The Evil Dead". Handlung und Effekte hätten möglicherweise für einen witzigen Kurzfilm gereicht, so aber ist die letzte Dreiviertelstunde des Erlebten eine mehr als öde und ärgerliche Angelegenheit.
Trotz halbwegs passablem Anfang hinterlässt "Small Town Folk" den Zuschauer kopfschüttelnd. Lediglich große Amateur-Horror-Fans werden diesem unfertig wirkenden Film einen Funken Daseinsberichtigung abgewinnen können, der Rest dürfte sich spätestens nach der Hälfte von der äußerst laienhaften Machart des Films genervt zeigen - von den strunzblöden, zirkushaften Prügelszenen gegen Ende ganz zu schweigen. Zur Beruhigung der Nerven am besten ins nächstgelegene Dörfchen fahren und das Landleben genießen...
>> verfasst von Tim Lindemann