Tobe Hooper ist durch Filme wie „The Taxas Chainsaw Masscare“ (1974), “Salem’s Lot” und “Poltergeist” zum lebenden Kultobjekt geworden. Doch die Fassade bröckelte recht schnell, nachdem Hooper keine Auftragsarbeiten mehr drehte. 2003 versuchte er mit „Toolbox Murders“ ein Comeback, mit einem ebensolchen Plagiat seines erfolgreichsten Films: „Texas Chainsaw Massacre“. Glücklicherweise hat er mit diesem Film ein weitaus besseres Auge für das breite Publikum, als man es noch bei „The Mangler“ oder „Crocodile“ der Fall war.
Der Altmeister bedient sich nach Herzenslust bei seinem Inventar. Einen deformierten Killer, ein altes Haus garniert mit einer dunklen Hintergrundgeschichte, statt einer Säge viele Werkzeuge, und natürlich viele Tote. Trotz dieser Innovationslosgkeit kann man dennoch mit Leichtigkeit behaupten, dass es sich um das beste Werk seit langem handelt. In den Neunzigern versuchte er neue Ideen umzusetzen und scheiterte kläglich, rutschte dabei immer tiefer in die B-Movie Grube und verschwand fast von der Bildfläche. Warum also nicht zu den Wurzeln zurückkehren und das machen, was man am besten kann? „The Toolbox Murders“ ist ein astreiner, blutiger Slasher, der nichts wirklich falsch macht aber eben doch mit einigen Schwächen zu kämpfen hat.
Die Handlung beginnt in einem alten Apartment-Gebäude, das bereits einige Jahre auf dem Buckel hat. Die Barrows, zwei ehrlich arbeitende Menschen, suchen ihr Glück in einem kleinen schäbigen Apartment, das sie erst einmal über die Runden bringen sollte. Gut das die Beiden keine Schauspieler sind, denn die bewohnen die Zimmer des Gebäudes die meiste Zeit. Nell Barrow ist momentan auf Arbeitssuche und hat daher genug Zeit, den merkwürdigen Geschehnissen nachzugehen, die im ganzen Hotel für Unruhe sorgen. Dumm nur, dass außer Nell niemand die bösen Zeichen wirklich wahrnimmt. Erst als es Tote gibt und sich auch die restlichen Bewohner nicht mehr vor dem schrecklichen Killer verstecken können, artet das Geschehen in einem blutigen Massaker aus.
Beide Hauptrollen wurden mit Angela Bettis und Brent Roam passend besetzt. Bettis übernahm 2002 die Hauptrolle in der Horror-Mär „May“, während Roam bereits in „Deep Blue Sea“ vor einem großen Killer fliehen durfte. Beide spielen ihre Rollen recht gut. Angela hat mit Nell den wesentlich offensiveren Part und ist zu jeder Zeit glaubwürdig. Insgesamt gehobene Klasse und für einen Horrorfilm durchaus passend. Die einzig störenden Darsteller sind hier wirklich nur das Polizisten-Paar, das vertrottelter und hilfloser nicht hätte ausfallen können.
Mit den Kulissen hat man voll ins Schwarze getroffen. Wenn Nell durch ein stillgelegtes Wohnabteil läuft, die Zimmer modernt und verfallen erscheinen, sie dabei aber auch noch den Killer im Rücken hat, kommt eine unnachahmliche Atmosphäre auf. Auch die restlichen Hotelzimmer sind nicht wirklich das Paradies auf Erden. Überall gibt es dunkle Ecken und kleine geheime Gänge, hinter denen sich düstere Gestalten verstecken könnten. Tolle Locations, aber leider Durchhänger in der Story. Während die Akteure im Mittelteil immer noch nach der Lösung suchen, wartet man als Zuschauer gespannt darauf, wann es denn nun endlich weitergeht. Im Finale zieht „Toolbox“ dann mächtig an und bietet die bis dato wohl beste Stimmung im Film und mehr Action obendrein. Unterstützt von kräftigem Sound, funktionieren die zahlreichen Schockeffekte doch gleich doppelt so gut.
Egal ob Bohrmaschine, Hammer, Säure oder einfach eine Kreissäge, die Tötungsmaschenarie läuft auf Hochtouren und hält das ein oder andere Schmankerl für den Gorefan bereit. Die Sequenzen sind dabei sehr drastisch ausgefallen und zeigen das Geschehen zwar meist in abgedunkelter Form, aber dennoch sehr deutlich. Einen Vergleich muss der Film in diesem Bereich auf keinen Fall scheuen. Die Gestaltung des eigentlichen Übeltäters, die des Killers, ist wirklich hervorragend gelungen. Auch wenn Hooper hier deutlich bei anderen, aber vor allem seinen Filmen abgeschaut hat, gehört „Noname“ zu den besseren Vertretern seiner Zunft. Leider bleiben die Hintergründe für seine Taten eher blass. So kommen im ganzen Film verstreut immer wieder kleine Einwürfe zum Vorschein, die am Ende aber kein logisches Ganzes ergeben wollen. Ob es nun Scham, Rache oder einfach nur die pure Lust am töten ist. Ein Motiv für seine Taten wird nicht genannt…
Mit diesem Streifen hat Tobe wieder einen ordentlichen Schritt nach vorn gewagt. Die kleinen schwächen im Drehbuch werden durch die gruseligen Settings kaschiert, können aber dennoch nicht über viele Mankos hinwegtäuschen. So bleiben zu viele Ansätze ungenutzt und auch eine Erklärung für das Massaker bleibt man den Zuschauer schuldig. Wenn der Killer nach dem unbefriedigendem Ende in die Kamera grienst, steht fest: hier wird es sicherlich bald eine Fortsetzung geben, die uns die Ursprünge aufs Auge drücken möchte. Schade drum, denn nur um ein offenes Ende zu garantieren, setzt man einen zusammenhängenden Film aufs Spiel, der mit mehr Liebe zum Detail vielleicht sogar in den obersten Regionen geschwebt hätte.
>> geschrieben von Torsten Schrader