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Moviebase I, Frankenstein

I, Frankenstein
I, Frankenstein

Bewertung: 25%

Userbewertung: 44%
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Originaltitel: I, Frankenstein
Kinostart: 23.01.2014
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: 30.05.2014
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 92 Minuten
Studio: Death Ray Films
Produktionsjahr: 2011
Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Kevin Grevious
Darsteller: Aaron Eckhart, Bill Nighy, Miranda Otto, Jai Courtney, Yvonne Strahovski, Socratis Otto, Aden Young

Gibt es im 21. Jahrhundert noch Exploitationfilme? Dabei ist nicht die Rede von den Parodien und Hommagen ans sogenannte “Grindhouse“ der 60er und 70er von Regisseuren wie Tarantino, Rodriguez und Rob Zombie. Die Frage richtet sich vielmehr an ein heutiges, stilistisches Äquivalent zu diesen Klassikern, die für absurd wenig Geld in kürzester Zeit entstanden und mit größtmöglicher Frontalität skandalöse Themen aufgriffen und ausschlachteten – und dennoch oft auch künstlerisch spannend waren. “I, Frankenstein“, der zweite Film von Regisseur Stuart Beattie (“Tomorrow When The War Began“), wirft diese Frage darum auf, weil man verzweifelt nach irgendeinem Sinn, einer Rechtfertigung für den Stumpfsinn sucht, der von der Leinwand auf einen niederprasselt. Wird dieser Film in 20 oder 30 Jahren ebenso zum “Kult“ wie heute die Streifen von Roger Corman und Russ Meyer?

Dafür sprechen könnte die unbekümmerte Dreistigkeit, mit der Beattie und der Autor der Comicvorlage Kevin Grevioux visuelle und inhaltliche Leichenteile von “Matrix“ bis, logischerweise, "Frankenstein“ zusammenklauen und daraus, man möge die offensichtliche Analogie verzeihen, ein untotes, filmisches Etwas neu zum Leben erwecken. So weit so gut: Frankensteins Monster wütend und mordend durch die moderne Welt streifen zu lassen, könnte Spaß machen und ist eine durchaus Corman-würdige Idee. Das war aber offensichtlich noch nicht genug der Flickschusterei: Beattie und Grevioux müssen die “Adam“ getaufte Kreatur (Aaron Eckhardt) auch noch auf Dämonen und, ja, Gargoyles treffen lassen, sie in einen “Jahrhunderte alten Krieg“ um das Schicksal der Menschheit verstricken und an ihrem Beispiel krude Überlegungen zum “Gott spielen“ der modernen Wissenschaft anstellen.

Selbst dieser vorsichtige Ausflug ins Sozialkritische ginge noch durchaus in Ordnung: Dass sich blutige Genrekost und drastischer politischer Aktivismus bestens verstehen und ergänzen können, wissen wir seit Cravens “The Hills Have Eyes“. Für einen solchen Zugang hat “I, Frankenstein“ aber leider – und das ist generell sein Untergang – nicht genügend Mumm. Anstatt das völlig behämmerte Gemisch aus religiösem Kitsch (die Gargoyles berufen sich ständig auf Gott und den Erzengel Michael) und Wissenschaftsschelte ordentlich aufzukochen und mit Blut, Schweiß und Flüchen so richtig durch die Decke zu schießen, versuchen sich die Macher allen Ernstes an der Ernsthaftigkeit – selbst bei Dialogen wie “Ich fürchte, dein Boss ist ein Dämonenprinz!“ Um das ökonomisch wertvolle PG-13-Rating zu wahren, wird auf asoziale Sprüche, spritzendes Blut und generellen Wahnsinn verzichtet – vielleicht liegt das aber auch einfach nur an der Abwesenheit jeglichen inszenatorischen Talents.

So betrachtet man fassungslos wie sich stümperhaft animierte Gargoyles mit lächerlich maskierten Dämonen kloppen, nur um dann unspektakulär entweder in rotes oder blaues Licht zu verpuffen. Auch hier: Schlechte Filmtricks machen sicherlich noch keinen schlechten Film – das weiß jeder, der Sonntagsnachmittags im TV Männer in Gummikostümen “Godzilla gegen Mechagodzilla“ hat spielen sehen. Aber um das einem Publikum schmackhaft zu machen, braucht es zwei sich nur scheinbar widersprechende Eigenschaften: Einerseits ein absolut unerschütterliches Vertrauen in die Genre-Magie und zweitens zumindest einen Funken (Selbst-)Ironie. Beides fehlt Beattie und Grevioux. Ihr Film nimmt sich selbst furchtbar wichtig, interessiert sich gleichzeitig aber auch keinen Deut für seine Figuren.

Ist “I, Frankenstein“ also moderne Exploitation? Ein ganz klares Nein muss hier die Antwort sein. Exploitation heißt, auf den guten Geschmack, Moral und Anstand zu pfeifen und kunstvoll mit zwinkerndem Auge die Sensationslust des Publikums anzusprechen – auch heute gibt es noch durchaus einige Regisseure, die sich das trauen. “I, Frankenstein“ aber ist visuell wie narrativ langweilig, zahnlos und vor allem feige: Anstatt zu dem Blödsinn zu stehen, den man sich hier aus den Fingern gesogen hat und den Zuschauer mit einem Grinsen einzuladen, an dem Quatsch teilzuhaben, soll uns das Ganze als episches Fantasy-Meisterwerk mit Subtext verkauft werden. Selbst vergleichbare Heuler wie Scott Stewarts “Legion“ kannten ihre eigenen Grenzen besser. Die einzig mögliche Reaktion auf eine solch offensichtlich fehlgeleitete Selbsteinschätzung ist, wie hier aus erster Hand berichtet werden kann, höhnisches Gelächter im Kinosaal.

>> verfasst von Tim Lindemann

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