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Moviebase Mother's Day

Mother's Day
Mother's Day

Bewertung: 80%

Userbewertung: 75%
bei 93 Stimmen

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Originaltitel: Mother's Day
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 09.06.2010
DVD/Blu-Ray Verleih: 03.05.2011
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: Unbekannt
Studio: The Genre Company / Kinowelt Filmverleih
Produktionsjahr: 2010
Regie: Darren Lynn Bousman
Drehbuch: Charles Kaufman, Scott Milam
Darsteller: Tony Nappo, Matt O, Shawn Ashmore

Man darf den Filmen von Darren Lynn Bousman stets mit einiger Erwartung entgegenschauen – die Projekte, die er anpackt, mögen nicht immer jedem Geschmack zugänglich sein, stets haftet ihnen aber etwas Eigenes, sehr Spezielles an, eine schräge Perspektive, eine frische Variation, die er auch noch einer Franchise wie „Saw“ geben kann. Und seine wirre, hyperästhetisierte „Genetic Opera“ namens „Repo!“ dürfte zu den Höhepunkten des ironisch-postmodernen Body Horrors gehören – aber gerade an diesem Film scheiden sich die Geister vielleicht besonders.

Mit „Mother's Day“ hat sich Bousman nun ein Remake vorgenommen und gibt einem eher berüchtigten denn berühmten Film aus dem Hause Troma ein ganz neues Gesicht. Das Original von 1980, unter der Regie von Charles Kaufman entstanden, ist in Deutschland wegen angeblicher Gewaltverherrlichung nach wie vor verboten, und dürfte seinerzeit vor allem aufgrund der familiären Konstellation irritiert haben, die dem Szenario zugrunde liegt.

Da gibt es eine reizend wirkende ältere Dame, die ihre drei Söhne zu Folterknechten und Verbrechern erzogen hat; gelegentlich bringt die Matriarchin selbst junge Damen mit in das abgelegene Häuschen auf dem Land, das die Familie gemeinsam bewohnt, und sieht dann ihren Jungs dabei zu, wie sie ihre Opfer quälen und schließlich ermorden. Auf gute Tischmanieren und Respekt gegenüber Älteren legt sie dabei stets großen Wert.

Bousman hat das Szenario dieses Films, dessen Konzept sich in der Gegenüberstellung argloser Großstädterinnen mit bösartigen Landbewohnern sichtbar an Backwoods-Slasher anlehnt, konsequent in die amerikanische Suburbia verlegt – die Familie Koffin um die titelgebende Mutter (Rebeccy de Mornay), zu der neben den drei Männern jetzt auch noch die Tochter Lydia gehört (Deborah Ann Woll) hat dort bis vor kurzem in einem recht weitläufigen Haus gewohnt. Während die Söhne allerdings auf Raubzug durchs Land fuhren, mussten Mutter und Tochter das Haus aufgeben, ohne es den ungleichen Gespann mitteilen zu können – wer hier einen bösartigen Verweis auf die amerikanische Immobilienblase sieht, liegt sicher nicht ganz falsch. Bousman lässt in seinen Filmen gerne solche gesellschaftskritischen Kommentare einfließen.

Bevor es richtig auf den Markt kam, konnte sich die Immobilienmaklerin Beth Sohapi (Jaime King) das Haus sichern – was sie aber für ein elegantes Schnäppchen hielt, hat den starken Nachteil, dass die Gebrüder Koffin eines Tages in der Tür stehen. Nach einem missglückten Banküberfall sind sie sind auf der Flucht vor der Polizei und wollten eigentlich heim zu Muttern – so nehmen sie kurzerhand Beth, ihren Mann und deren gemeinsame Gäste als Geiseln. Und während draußen ein Tornado heranzieht, warten alle erst einmal darauf, dass Mutter kommt und alles richtet.

„Mother’s Day“ hat eine ganze Reihe von Schwächen, dramaturgischer, logischer und darstellerischer Natur: Der angekündigte Tornado spielt eine Zeit lang eine gewichtige Rolle und verschwindet dann völlig aus dem Film, manche der Darsteller können nicht wirklich überzeugen, und die Aufteilung der Handlung in zwei parallel zueinander ablaufende Geschichten trägt nicht wirklich dazu bei, die Spannung zu erhöhen.

Das macht aus diesem Remake eines eher mittelmäßigen bis langweiligen Slashers aber noch lange keinen schlechten Film, im Gegenteil. Bousman hätte nur gut daran getan, sich noch stärker auf das zu beschränken, was er hier zum eigentlichen Thema macht: den Konflikt zwischen „Mutter“ und Beth, zwischen zwei Frauen mit (dann manchmal überraschend doch nicht so sehr) gegensätzlichen Lebensentwürfen und Vorstellungen von Mütterlichkeit. An den Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Figuren entwickeln sich nämlich wesentlich mehr Konfliktlinien und interessante Plottwists als bei allen anderen Figuren – erst wenn diese beiden gegeneinander agieren, wird die Handlung, die sonst meist recht gradlinig, fast vorhersehbar verläuft, mehrschichtig und komplex, bevor am Ende für Momente alles offen zu sein scheint.

Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil De Mornay ihre Figur mit Wucht und Konsistenz spielt – äußerst zurückgenommen, stets beherrscht und doch beherrschend, mit dieser Präsenz stattet sie ihre „Mutter“ aus, und deren Lebensinhalt ist tatsächlich das Hart-Mütterliche, das lebenslang Erzieherische: Motivation und Drohung. Ansporn und Bestrafung. Regeln gegen das Chaos, wie sie selbst es nennen würde. Und der Film folgt ihrer Verhaltensstruktur da konsequent, indem er immer wieder Hoffnung aufglimmen lässt, diese dann aber doch wieder zerstört.

Parallel dazu bekommen Beth und ihre Gäste von Familie Koffin Unterricht in unmöglich lösbaren ethischen Dilemmata: Ich lasse Dich leben, wenn Du Deinen Freund erschießt. Wer von Euch beiden den anderen bewusstlos schlägt, dessen Frau wird nicht vergewaltigt. Du kannst, verrät einer der Brüder seiner Geisel Beth, zum Mörder werden, wenn Du wirklich musst. So sei eben die menschliche Natur.

Wie nebenbei verhandelt Bousman bei solchem Spiel mit dem zivilisatorischen Firnis auch die Geschlechterverhältnisse. Denn je mehr De Mornays „Mutter“ ihre traditionell weibliche Rolle ausfüllt, umso mehr wirkt sie natürlich auch pathologisch übersteigert. Aber während etwa das eben erwähnte Vergewaltigungsszenario noch die Rollen von Frauen und Männern zu bekräftigen scheint – der Mann als Beschützer seiner Frau, diese als hilfloses Opfer –, so sind doch vor allem „Mutter“, aber auch Beth überdeutliche Gegenbeispiele. Eine grausame Welt sei das, verrät die Matriarchin ihrer Gegenspielerin, vor allem für eine Frau. Sie selbst hat sich mit ihrer Familie längst ihr eigenes Waffenarsenal gegen diese Welt beschafft und zurecht geschliffen. Fortsetzung folgt möglicherweise.

>> verfasst von Rochus Wolff

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