Spread the love

Moviebase 5150 Elm's Way: Spiel um Dein Leben

5150 Elm's Way: Spiel um Dein Leben
5150 Elm's Way: Spiel um Dein Leben

Bewertung: 70%

Userbewertung: 65%
bei 15 Stimmen

Jetzt voten:
Originaltitel: 5150, Rue des Ormes
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 24.09.2010
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 110 Minuten
Studio: Cirrus Communications / Splendid Film
Produktionsjahr: 2009
Regie: Éric Tessier
Drehbuch: Patrick Senécal
Darsteller: Marc-André Grondin, Catherine Bérubé, Emile Castonguay, Normand D'Amour, Sonia Vachon, Mylène St-Sauveur, Élodie Larivière, Normand Chouinard, Louise Bombardier, Pierre-Luc Lafontaine, René-Daniel Dubois, Carmen Sylvestre, Jacques Allard, Melanie Bergeron, Serge Veilleux, Patrick Soucy, Cedric Perreault, Andy Quesnel, Karen Hader, Philippe Provencher, Stéphane Dufault, Jean-Philippe Leblanc, Luc Malette, Norman Roy, Peter Sarganis

Den meisten Menschen ist Schach, „das Spiel der Könige“, wohl eher fremd. Man ist ja für gewöhnlich froh, wenn man die Regeln kennt und beherrscht, und beim gelegentlichen Spiel gegeneinander sind die schwachen Kräfte dann doch meist so gleich verteilt, dass man sich für die eigenen Unzulänglichkeiten nicht schämen muss. Yannick (Marc-André Grondin) wäre vermutlich so jemand, genau wissen wir das nicht, aber große Begeisterung hat er bislang für Schach nicht empfunden. Man kann kaum erwarten, dass sich das rasch ändert, denn der Schach-Enthusiast, mit dem er es zu tun bekommt, ist zugleich ein mordlustiger Psychopath. Willkommen bei Familie Beaulieu, 5150 rue des Ormes.

Vater Jacques (Normand D’Amour), von Beruf Taxifahrer, ist nicht nur ein herausragender, bislang unbesiegter Schachspieler, sondern will in seiner Freizeit auch die Welt von bösen Menschen befreien; jene, deren Rechtschaffenheit ihm nicht klar erscheint oder die ihn an der Durchführung seines Ziels hindern könnten, werden in einem kargen Zimmer seines Hauses eingesperrt und, wie Yannick, geprüft. Eher unbedarft ist der junge Filmstudent da hineingeraten, nach einem Fahrradunfall wollte er nur ein Taxi rufen, hörte aber Hilferufe aus dem oberen Stockwerk. Jetzt ist er selbst dort eingeschlossen, und manchmal lädt man ihn zum gemeinsamen Abendessen an den Familientisch.

Es ist schon eine bizarre Konstellation, die Regisseur Eric Tessier um diesen Tisch versammelt. Für seinen ersten Kinofilm - zuvor hatte Tessier vor allem fürs Fernsehen gearbeitet - hat er sich einen Roman des Schriftstellers Patrick Senécal zur Vorlage genommen. Der Autor hat auch die Adaption für die Leinwand geschrieben, und was soll man sagen: Das ist schon ein selten fieses Vergnügen und eine begeisternd dysfunktionale Familie, die gerade in ihrer angespannten Normalität so manche nach außen hin blutrünstigere Gemeinschaft - man denke nur an Leatherfaces Sippschaft in Tobe Hoopers „The Texas Chain Saw Massacre“ (1974) oder die Altnazis in Gens’ „Frontière(s)“ - als nachgerade plump bösartig erscheinen lassen.

Tessier verwendet dafür nicht viel Blut, und Morde gibt es gar nicht so viele zu sehen. Denn Jacques ist wahrlich kein wahllos mordender Gewalttäter. Stets ermahnt er seine Tochter Michelle (Mylène St-Sauveur als makellose Schönheit mit einem Hang zum gewalttätigen Kontrollverlust), die er zu seiner Nachfolgerin heranziehen möchte, sie solle niemals unnötige Gewalt anwenden. Jacques’ Opfer sind Drogenhändler, Vergewaltiger, er selbst sieht sich als Erfüllungsgehilfe eines größeren, gar göttlichen Willens.

Es ist dieser natürlich anmaßende Gerechtigkeitssinn, diese Selbstüberhöhung zum „Gerechten“, auf kaum widerlegbare, wenn auch völlig perverse Art und Weise auf moralischen Grundlagen beruhend, die Jacques zur eigentlichen Hauptfigur des Films machen, zum Epizentrum des Geschehens. In seiner Ambivalenz liegt alles verborgen: Die treue Ergebenheit seiner tiefgläubigen Frau Maude (Sonia Vachon), die zerrissen ist zwischen Gehorsam und Liebe ihrem Mann gegenüber sowie der Sorge um Yannick einerseits und vor allem ihre kleine Tochter Anne (Élodie Larivière) andererseits.

Tessier und Senécal flechten daraus eine dichte Story, die vordergründig von immer wieder neuen Fluchtversuchen Yannicks, von Auseinandersetzungen zwischen den Beaulieus und dem Weg einer kleinen Videokassette vorangetrieben wird. Im Hintergrund aber geht es Yannick wie Jacques immer mehr um die Frage, ob der Psychopath mit seinen moralischen Vorstellungen nicht womöglich doch Recht hat: Yannick wird immer weiter in die Schachleidenschaft seines Peinigers hineingezogen; es ist großartig dabei zuzusehen, wie Tessier dann - über halluzinatorische Visionen und den Wahnsinn des Alltags - den jungen Mann gleichzeitig Schritt für Schritt in eine Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt Jacques’ hineintreibt.

Das muss natürlich in einer großen Auseinandersetzung zwischen den zwei Männern gipfeln, deren Schauplatz, das ist einer der abrupten Wendepunkte des Films, atemberaubend furchtbar ist: Erst da begreift man, wie tief der Wahnsinn wirklich geht.

>> verfasst von Rochus Wolff

Bewertung abgeben:




Furiosa: A Mad Max Saga
Kinostart: 23.05.2024Als die Welt untergeht, wird die junge Furiosa vom Grünen Ort der vielen Mütter entführt und fällt in die Hände einer großen Bikerhorde unter der Führung des Warlo... mehr erfahren