Spread the love

Moviebase Urban Explorer

Urban Explorer
Urban Explorer

Bewertung: 70%

Userbewertung: 75%
bei 22 Stimmen

Jetzt voten:
Originaltitel: Urban Explorer
Kinostart: 20.10.2011
DVD/Blu-Ray Verkauf: 09.03.2012
DVD/Blu-Ray Verleih: 15.02.2012
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 85 Minuten
Studio: Papermoon Films, Universum Film
Produktionsjahr: 2011
Regie: Andy Fetscher
Drehbuch: Martin Thau
Darsteller: Nathalie Kelley, Andreas Wisniewski, Max Riemelt, Johannes Klaußner, Brenda Koo, Nick Eversman, Catherine de Léan, Adolfo Assor, Kai Michael Wolter, Klaus Stiglmeier

Vor nicht allzu langer Zeit schrieb der Autor dieser Zeilen folgenden Satz über den deutschen Horrorfilm "Break", der vor allem an seiner reichlich plumpen Amerikanisierung krankte: "Ein Update der deutschen Backwoods-Thematik wäre im sechzigsten Jubiläumsjahr der Bundesrepublik und andauernden Ost/West-Diskussionen sicherlich interessant gewesen." Kaum niedergeschrieben, erscheint die Antwort auf diese Überlegungen wie ein Springteufel aus der Kiste auf der filmischen Bildfläche: Die deutsche Produktion "Urban Explorer" mag zwar nicht im deutschen Hinterland angesiedelt sein, "beutet" aber dafür in bester Exploitation-Manier deutsche Befindlichkeiten und Geschichte vom Nationalsozialismus über SED-Diktatur bis hin zur modernen Berliner Weltstadt-Coolness aus. Die düstere Wahrheit liegt dabei, so deutet der Film wenig subtil an, nur wenige Meter unter den glitzernden Einkaufspassagen des Ku'Damms und den hippen Cafés Kreuzbergs.


Eine Gruppe junger Berlin-Touristen aus aller Welt lässt sich von dem ortsansässigen Chris durch die geheimnisvolle Tiefe der Berliner Unterwelt führen; denn, so erklärt dem Zuschauer eine Texttafel, unter der deutschen Hauptstadt befinden sich sich mehrere hundert Kilometer Tunnellandschaft, von denen einige seit Jahrzehnten nicht mehr betreten wurden. Das Ziel dieser Gruppe von "Urban Explorern" ist ein alter Nazi-Bunker, der für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht wurde.


Bereits nach wenigen Minuten ist klar, dass das Grubenabenteuer der Freunde auf irgendeine Weise unschön enden wird. Das verraten dem Zuschauer unter anderem der klischeehaft drohende Score, altbekannte schlechte Omen und der obligatorische gute Rat, der in den Wind geschlagen wird. Nachdem diese formelhaften narrativen und formalen Versatzstücke abgehandelt sind, gelingt es Regisseur Andy Fletcher ("Bukarest Fleisch") allerdings auf clevere Art und Weise, die Zuschauer zunächst über die genaue Gestalt der Gefahr im Unklaren zu lassen. So bringt der Film zwei scheinbare Bedrohungen ins Spiel, eine davon zumindest teilweise in der Realität verankert (im Untergrund lebende Neonazis), die andere eher einem C-Horrorfilm der 70er Jahre entsprungen (mutierte Nazi-Zombies), nur um schließlich beide wieder zu verwerfen.


Der tatsächliche Aggressor, ein über die Jahre wahnsinnig gewordener, sadistischer Ex-Stasi-Folterknecht, schlägt dann allerdings auch gehörig in die Trash-Kerbe – das allerdings, dank grotesk-bedrohlichem Overacting von TV-Schauspieler Klaus Stiglmeier, zumindest in angemessen übertriebener Manier: Nachdem er eines seiner blutjungen Opfer genüsslich verzehrt hat, putzt sich der Killer mit einer elektrischen Zahnbürste geräuschvoll die Zähne.


Bei all dieser offensichtlichen Überdrehtheit überrascht der Film vor allem im letzten Drittel dann allerdings plötzlich mit einigen extrem unangenehmen Gewaltdarstellungen, wie sie im deutschen Horrorfilm eher unüblich sind – von hirnlosen Eskapaden à la Ittenbach einmal abgesehen. Damit nimmt "Urban Explorer" eine interessante Zwischenposition in der deutschen Filmwelt ein: So selbstbewusst geschmacklos, brutal und sarkastisch geben sich Horrorstreifen hierzulande eher selten, üblicherweise eifern sie entweder den Hochglanz-Produktionen Hollywoods nach (z.B. "Wir Sind Die Nacht") oder versinken sang- und klanglos im Amateur-Splatter-Allerlei. Das macht "Urban Explorer" sicherlich auch nicht zu einem herausragenden, ja vielleicht noch nicht einmal zu einem guten Film. Immerhin aber positioniert sich das Abenteuer mutig auf dem schmalen Grad zwischen hartem Splatter und Parodie und ist sich seiner eigenen Beschränkungen bewusst.


Wenig überraschend krankt auch "Urban Explorer" an den typischen Unzulänglichkeiten unzähliger Horrorfilme: Metertiefe Plotlöcher, teilweise absurde Reaktionen der Charaktere und eine unausgegorene Storyentwicklung. Trotzdem lohnt sich der Blick auf dieses obskure Stück Film, das zwar zwischenzeitlich mit seinen vielen Genreversatzstücken langweilt, insgesamt aber dank einer großen Portion tiefschwarzen Humors, einem interessanten Setting und einigen tatsächlich verstörenden Szenen für ein anerkennendes Nicken deutscher Horrorfans sorgen dürfte.


>> verfasst von Tim Lindemann

Bewertung abgeben:




Furiosa: A Mad Max Saga
Kinostart: 23.05.2024Als die Welt untergeht, wird die junge Furiosa vom Grünen Ort der vielen Mütter entführt und fällt in die Hände einer großen Bikerhorde unter der Führung des Warlo... mehr erfahren