„Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann am anderen Ende der Welt einen Wirbelsturm auslösen“ – dies ist der Spruch einer überlangen Werbung für Deutschland und eben auch Bestandteil der Chaos-Theorie, „Butterfly Effect“ genannt. Letztere spielt im gleichnamigen Film eine wichtige Rolle.
Denn hier plagen den jungen Evan in seiner Kindheit immer wieder Blackouts, die dazu führen, dass er einen Psychologen aufsuchen muss. Dieser rät ihm zum Führen eines Tagebuchs, um herauszufinden, wann die Blackouts auftreten. Als Student findet Evan, gespielt von Schönling und Demi Morre-Liebhaber Ashton Kutcher, die Tagebücher aus seiner Kindheit wieder und entdeckt, dass er durch sie in die Vergangenheit zurückkehren kann. Eine gute Möglichkeit, die schrecklichen Erlebnisse seiner Jugend rückgängig zu machen – mit ungeahnten Folgen. Was dem Zuschauer geboten wird, ist mehr als nur ein weiterer Film über Zeitreisen. „The Butterfly Effect“ lehrt uns, dass man nicht alles im Leben zum Guten wenden kann und alles genauso geschehen sollte wie es geschah. Von Anfang an befindet man sich mitten in Evans Leben und kann seine Empfindungen nachvollziehen.
Wer träumte nicht schon einmal davon, einige Jahre zurückzureisen, um eventuelle Fehler zu korrigieren? „Ach, hätte ich damals doch…“, einer von vielen Sätzen, die Evan nun praktizieren kann. So rächt er sich an seinem Onkel für dessen perverse Kinderspiele, löst damit aber beim Sohn eine ungemeine Wut aus. Jede Tat bringt sowohl vorerst Positives, im Nachhinein aber wiederum Negatives mit sich.
Im Vordergrund steht eindeutig die Psyche Evans, Ekelszenen und -effekte erweisen sich als rar. Diese sind aber auch überhaupt nicht nötig. So setzen die Macher eher auf Kopfkino, indem zwar eine blutige Situation angedeutet, am Höhepunkt aber ausgeblendet wird. Der Zuschauer kann sich seinen Teil dazu denken. Da ist es weitaus effektvoller, dass die bevorstehende Katastrophe nur kurz angehaucht wird und das Ergebnis dafür umso bitterer schmeckt. Denn die Vorstellung, eines Morgens ohne Arme im Bett zu erwachen, fühlt sich nicht gut an.
Spannend bleibt der Film bishin zum kitschigen Ende, möchten wir doch erfahren, was Evan als nächstes auslöst und sehen, welche Station er in seinem Leben passiert. Die Antwort lautet: Denkbar jede. Ob Knast, Luxus-Leben, schwerbehindert oder Außenseiter, alles kommt mal vor. Dabei enthält jeder Abschnitt seine eigenen denkwürdigen Ereignisse, die keine Atempause lassen. Zu sehr steckt man in Evans Lebensgeschichte und hofft jedesmal mit ihm, dass doch endlich einmal etwas gut geht und er seine große Liebe Kayleigh, klasse dargestellt von Amy Smart, ohne weitere Probleme in die Arme schließen kann.
Eine gute Grundidee und ein ausgefeiltes Drehbuch sind bei diesem Film das A und O. Dazu das fantastische Schauspiel, allen voran Amy Smart und MTV-„Punk“ Ashton Kutcher, und heraus kommt ein kurzweiliger Mysterie-Movie mit Anspruch und Denkwürdigkeit. Psychologisch sehr verstörend und komplex, gibt eigentlich nur das unpassende kitschige Ende, worüber man hinwegsehen sollte, Anlass zur Kritik. Käufern der DVD ist das alternative Ende durchaus zu empfehlen. Nach diesem ersten Teil der etwas anderen Zeitreise darf man gespannt auf Sommer 2007 schielen, wenn „The Butterfly Effect 2“ auf uns wartet. Wollen wir nicht hoffen, dass nach dem positiven Flügelschlag eine Katastrophe folgt…
>> geschrieben von Janosch Leuffen