Moviebase Silent Hill 2: Revelation 3D
Im Regelfall sorgt der deutsche Regisseur Uwe Boll dafür, dass gefeierte Videospielreihen auf der Kinoleinwand oder direkt auf DVD filmisch in den Sand gesetzt werden. Ein Abonnement hat aber auch der promovierte Filmemacher nicht, weshalb sich dann und wann auch seine Kollegen an Spieleadaptionen wagen. Gut gelungen ist dieser Versuch vor sechs Jahren dem Franzosen Christophe Gans, der die bei Fans heißgeliebte Horrorspielserie „Silent Hill“ für das Kino umsetzte. Nach dem beachtlichen Erfolg war man nicht nur bei Hersteller Konami bereit, eine Fortsetzung in die Wege zu leiten. Sieben Spiele später begab sich Michael J. Bassett daran, das Sequel sowohl als Skript zu verfassen als auch zu inszenieren. Der Cast des Erstlings versammelte sich dafür erneut, kann die Mogelpackung aber leider nicht vor dem Zerfall retten.
Jahrelang sind Heather (Adelaide Clemens) und ihr Vater Harry (Sean Bean) auf der Flucht, um gewissen dunklen und geheimen Mächten immer einen Schritt voraus zu sein. Eine Flucht, die Heather jedoch nie ganz versteht und über die Harry nie spricht. Nur die schrecklichen Albträume, die Heather plagen, lassen sie ahnen, welchem Schrecken sie versuchen zu entfliehen. Als sie am Abend ihres 18. Geburtstags von ihrem ersten Schultag in einer neuen Stadt nach Hause kommt, stellt sie auf einmal fest, dass ihr Vater verschwunden ist. Dies und einige andere Erkenntnisse lassen sie tief in ihrem Inneren daran zweifeln, die Person zu sein, die sie jahrelang geglaubt hatte zu sein.
Die Suche nach Harry führt sie nach Silent Hill und immer tiefer in dessen dämonische Welt. Kann sie die Gefahr abwenden, für immer dort gefangen zu sein?
Die Zeit schreitet kontinuierlich und unaufhörlich voran – und mit ihr die technischen Möglichkeiten. Im Jahr 2006, als Christophe Gans („Der Pakt der Wölfe“) seine Filmversion vom Kultspiel „Silent Hill“ präsentierte, war der Einsatz von 3D noch gar kein Thema. Aktuell allerdings ist der Trend kaum mehr von der Hand zu weisen und findet nun auch im Sequel seinen Platz. Dort dient er vor allem dazu, abgeschnittene Finger, schleimige Mäuler oder überdimensionale Schwerter aus der Leinwand ins Gesicht der Zuschauer ragen zu lassen.
Ruft man sich da die Worte von Regisseur Michael J. Bassett in Erinnerung, wirkt die zusätzliche Ebene fast schon ironisch. In einem Interview betonte Bassett nämlich, dass es leicht sei, „das Publikum mit Sturzbächen von Blut und anderen ekelhaften Bildern zu schockieren“, aber um wirkliche Angst zu erzeugen, müsse „man einen Charakter erschaffen, der zur Identifikation einlädt.“ Weshalb er genau das beim Verfassen des Drehbuchs nicht beherzigt hat, dafür aber die von ihm selbst kritisierten „ekelhaften Bilder“ nur zu gern zeigt, bleibt fraglich.
„Silent Hill: Revelation“ bewegt sich weit entfernt vom noch so düsteren und atmosphärisch überzeugenden Original. Ein wichtiger Bestandteil von Gans‘ Regiearbeit war der dichte Aschenebel, der im Nachfolger dermaßen oft verbildlicht wird, dass er kaum mehr zur Stimmung beiträgt. Darüber hinaus setzt Bassett alte Bekannte wie etwa Pyramid Head ein, der als Karussellbetreiber – im wahrsten Sinne – sein trauriges Dasein fristet. Von den schauerlichen Figuren gefallen ein spinnenähnliches Wesen, das seine Opfer zunächst zu Puppen erstarren lässt, um sich dann an deren Köpfen und Gliedmaßen zu bedienen. Auch eine Szene mit geräuschempfindlichen (und gesichtslosen) Krankenschwestern, die garantiert niemandem helfen wollen, lässt aufblitzen, was über weite Strecken der anderthalb Stunden Laufzeit schmerzlich vermisst wird: Spannung und, wie Bassett selbst schon richtig feststellte: Angst. Unterdessen laden Dialoge wie „Wie seid Ihr hier hin gekommen? – Wir sind falsch abgebogen“ eher zum unfreiwilligen Schmunzeln ein.
Sieht man einmal von der Einführung ab (Heather hat Geburtstag, neue Schule, Vater verschwunden), die viel kurz und herkömmlich geraten ist, wechselt Silent Hill schnell zum üblichen Horrorprozedere: Auf der Flucht gerät Heather immer tiefer ins Verderben und muss sich einer Menge blutrünstiger Monster stellen. Die Geschichte bewegt sich hier stetig auf der Stelle und ist einfach viel zu oberflächlich geraten. Adelaide Clemens gibt sich in ihrer Doppelrolle als Heather und Alessa redliche Mühe. Die Auftritte von Malcolm McDowell als Leonard Wolf und Carrie-Anne Moss als Claudia Wolf sind dagegen unspektakulär ausgefallen, vom Mini-Gastspiel einer Radha Mitchell ganz zu schweigen. Lediglich Sean Bean erhält mehr Screentime und eine größere Bedeutung als noch im Vorgänger.
Von der einnehmenden und elektrisierenden Stimmung aus „Silent Hill“ ist wenig geblieben. Stattdessen setzen die Macher auf schreckliche Monster und Splatter-3D-Effekte, schnallen den Zuschauer dadurch auf eine Kirmes-Geisterbahn. Einige ansehnliche Momente sind zwar auszumachen, durch die ereignislose Handlung gerät „Silent Hill: Revelation“ jedoch zu einem schwermütigen Unterfangen. Ob sich Konami da noch zu einem weiteren Film hinreißen lässt, bleibt abzuwarten.
>> verfasst von Janosch Leuffen