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Moviebase Chronicle - Wozu bist du fähig?

Chronicle - Wozu bist du fähig?
Chronicle - Wozu bist du fähig?

Bewertung: 85%

Userbewertung: 81%
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Originaltitel: Chronicle
Kinostart: 19.04.2012
DVD/Blu-Ray Verkauf: 17.08.2012
DVD/Blu-Ray Verleih: 17.08.2012
Freigabe: FSK 12
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Adam Schroeder Productions, Davis Entertainment
Produktionsjahr: 2012
Regie: Josh Trank
Drehbuch: Max Landis
Darsteller: Michael B. Jordan, Michael Kelly, Alex Russell, Ashley Hinshaw, Anna Wood, Alex Russell, Joa Vaz

Der Untertitel zu Josh Tranks Spielfilm-Regiedebüt könnte es kaum treffender formulieren: Wozu wärst Du fähig, wenn Du plötzlich Superkräfte besitzen würdest? Und was mit diesen übernatürlichen Fähigkeiten nicht alles möglich wäre: einmal durch die Lüfte fliegen, frei wie ein Vogel, den ätzenden Machos in der Schule mal zeigen, wer der Stärke ist oder sich als Lebensretter zum Liebling der Nation machen. Wer hat daran nicht schon einmal gedacht? Die Möglichkeiten wären nahezu unerschöpflich. Nachdem es dank der Comics von Marvel und Co bereits diverse mehr oder minder heldenhafte Mutanten auf den Großleinwänden zu sehen gab, kommen jetzt die ersten wirklich menschlichen und noch dazu jungen Supermänner. Doch Tranks Heldenversion ist mitnichten ein einzig spaßiger Teeniefilm.

Andrews Leben ist geprägt von Tristesse und Langeweile. Seine Mutter ist sterbenskrank ans Bett gefesselt, sein Vater säuft lieber anstatt sich um seine Frau zu kümmern. Um sein ödes Dasein für die Nachwelt festzuhalten, kauft sich Andrew eine Kamera, die er fortan zu jeder Gelegenheit mitnimmt. So auch zu einer der üblichen Highschool-Parties. Bis an dem Abend sein Schulkumpane Steve mit einer unglaublichen Nachricht kommt: er und der gemeinsame Freund Matt haben ein ungewöhnliches Loch im Wald entdeckt. Etwas zögerlich schließt sich Andrew den beiden an, den Krater zu erforschen. Im Inneren lauert etwas Unbeschreibliches, was den Freunden offensichtlich ungeahnte Kräfte verleiht. Fasziniert testet die Clique ihre neu gewonnenen Eigenschaften. Doch die kleinen Dinge sind ihnen bald zu wenig. Immer weiter steigern sich die Jugendlichen in ihre übernatürlichen Kräfte hinein, bis die ganze Sache mit einem Mal eine dramatische Wendung nimmt…

Von Spinnen gebissene Schurkenbekämpfer und vor Zorn grün anlaufende Muskelpakete sind Schnee von gestern. Die Zeit ist reif für Teenie-Mutanten. Doch so lustig unvorhergesehene Superkräfte zunächst sein mögen: Autor Max Landis („The Death and Return of Superman“) ruht sich nicht auf einer bloßen Aneinanderreihung großer Effekte aus. Seine Variante verlagert sich im Laufe der Handlung immer mehr von einem abgedrehten Teenie-Spaß zu einem ernsten Außenseiterdrama. Dabei ist anfangs gar nicht wirklich klar, welcher Weg eingeschlagen wird. In der Generation Youtube sind vor allem Jugendliche mit Kameras und Handys nichts Außergewöhnliches. Auf alles halbwegs Interessantes wird die Linse gnadenlos draufgehalten. Da wirkt Andrews Leben fast schon einschläfernd. Dennoch hält der Junge alles auf Band fest. Zur Freude des anwesenden Publikums.

Für eine Freihandkamera kommen die Bilder erstaunlich ruhig daher. Diejenigen, die Filmen im sogenannten Handycam-Stil eher skeptisch gegenüberstehen, werden sich darüber freuen. Einen richtig klugen Einfall hatte Regisseur Trank mit der Einführung der schwebenden Kamera. Als Andrew erfährt, dass er mittels seiner neuen Fähigkeiten Dinge in die Lüfte steigen lassen kann, lässt er sein drittes Auge immer wieder in die Totale entgleiten. Somit gelingt es – anders als zum Beispiel im Monster-Hit „Cloverfield“ – die Kamera führende Person sichtbar mit ins Geschehen einzubeziehen. Das ist in diesem Fall auch dringend notwendig, da sich die Handlung bald vor allem um Andrews leidvolle Lebensgeschichte dreht.

Diese kommt allerdings nicht ganz ohne standardisierte Hintergründe aus. Die Mutter siecht im Bett vor sich hin, der Vater schaut fern, säuft und verprügelt seinen Sohn. Somit ist Andrew auf sich alleine gestellt, muss irgendwie durchs Leben kommen. Dieser Handlungsstrang holt den jungen Andrew zwischen seinen Erlebnissen als Superheld wider Willen immer wieder in den harten Alltag zurück. Auch wenn er nun scheinbar über jede Fähigkeit verfügt, hat er sein Leben nicht im Griff. Durch seine Verwandlung ist er in der Schule zwar populär wie nie. Sein Selbstbewusstsein steigt, auch die Mädchen liegen ihm plötzlich zu Füßen. Glücklich ist Andrew dennoch nicht. Und genau daran zerbricht er.

Während „Chronicle“ in der ersten Hälfte mit seinen Sprüchen und grandiosen Effekten in erster Linie unterhaltsames Popcorn-Kino gewährt, schlägt die Stimmung bald abrupt um. Das laute und rasante Finale zieht alle Register. Aus dem einst lockeren Teeniefilm ist eine handfeste Tragödie geworden. Der Ton ist rau, die Action knallhart und die Kräfte der Jugendmutanten werden nun als Waffe eingesetzt. Die Schüler bekämpfen sich gegenseitig – ohne Rücksicht auf Verluste. Schuld daran trägt größtenteils der deprimierte Andrew. Gefallen wird das wahrscheinlich nicht jedem Zuschauer, doch eben diese Wendung macht Tranks Arbeit erst richtig sehenswert. In Vergessenheit gerät bei dem ganzen Tohuwabohu, wie die Jungs eigentlich zu dem wurden, was sie jetzt sind. Und woher das ominöse Wesen – wenn es denn eins war – aus dem Wald überhaupt kam. Dinge, die angesichts der stark bebilderten Geschichte kaum interessieren.

„Chronicle“ ist vor allem in der zweiten Hälfte ein intensives Jugenddrama. Die tollen Darsteller und überzeugenden Effekte machen das Werk von Newcomer-Regisseur Josh Trank zu einem gelungenen und mitreißenden Genrefilm. Ein außergewöhnliches und teilweise innovatives Abenteuer mit einer verdammt ernsten Note.

>> verfasst von Janosch Leuffen

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