Moviebase Wrong Turn 5
Die „Wrong Turn“-Reihe feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum mit dem bereits fünften Film. Über die Jahre hat sich das Franchise im Heimkino zu einer bekannten Marke gemausert, vor allem bei Horrorfans. Das spricht natürlich noch lange nicht für eine gute Qualität. Genau das beweist nun „Wrong Turn 5: Bloodlines“. Nachdem sich Liebhaber der Backwood-Slasher mit den CGI-Effekten im vierten Teil unzufrieden zeigten, setzen die Macher wieder auf handgemachte Splattereinlagen. Das bewahrt die Fortsetzung allerdings auch nicht vor einem verkrampften Endergebnis, das frei von jeder Ironie daherkommt.
Ein kleines, beschauliches Städtchen ist wie jedes Jahr Veranstaltungsort des „Mountain Man Festival“. Ein feuchtfröhliches Ereignis, das von weit her Scharen gruselig kostümierter und feierwilliger Fans anlockt und die kleine Stadt für eine Nacht in eine abgedrehte Party-Location verwandelt. Ein Riesenspaß für die vielen Halloween-Touristen, aber leider auch eine willkommene Essenseinladung für eine Gruppe kannibalischer Einheimischer, die sich mit ihrem missgestalteten Äußeren unbemerkt unter die Feiernden mischen.
Rob Schmidts Erstling aus dem Jahr 2003 war schon mittelmäßig, wusste aber durchaus zu unterhalten. Auch wenn das Storygerüst schon damals ein alter Schuh war, konnten die fiesen Hinterwäldler dem Genrefreund ein makaberes Lächeln ins Gesicht zaubern. Viel geblieben ist davon ein Jahrzehnt später nicht mehr. Die sabbernden Waldbewohner gibt es zwar immer noch, doch mittlerweile wirken sie eher unfreiwillig komisch als angsteinflößend. Das übertriebene Kichern des Oberfieslings nervt irgendwann nur noch.
Das Interesse für die Protagonisten bleibt auch diesmal überschaubar, das unmenschliche Verhalten der Beteiligten lassen wir einfach mal außen vor. Symptomatisch beginnt der Film mit einer Sexzene, weitere davon lassen nicht lange auf sich warten. Ein Festival mit partyfreudigen Jugendlichen eignet sich eben perfekt, um nackte Brüste und formschöne Frauenkörper zu präsentieren. Dazwischen gibt es wilde Metzeleien mit mäßigen Einfällen, aber umso mehr spritzendem Blut.
Leider nimmt Regisseur Declan O’Brien sich und seine Arbeit viel zu ernst. Ein Funken Humor oder gar Selbstironie hätte dem Ganzen eine unterhaltsamere Note verpassen können. So aber bleiben dümmliche Dialoge und eine schwachsinnige Handlung in einem billig produzierten und synchronisierten Horrorstreifen. Für die, die noch nie in ihrem Leben einen Splatterfilm gesehen haben, mögen die Tötungen eventuell noch hart und schmerzhaft sein. Für Horrorfans dagegen ist das alles eine absolute Nullnummer.
Was darf man von den Darstellern bei solchen Voraussetzungen erwarten? Nichts Gutes. Der einzige Beteiligte, der so etwas wie Schauspielkunst aufblitzen lässt, ist der ehemalige „Pinhead“-Mime Doug Bradley. Nach dem Ausscheiden aus der „Hellraiser“-Reihe hat er sich eine neue Filmserie gesucht. Die übrige Besetzung schreit und schläft sich munter durch Zelte, Polizeireviere und Autos. Ob sich dadurch noch später jemand an einen Simon Ginty oder eine Amy Lennox erinnern wird, ist fraglich.
„Wrong Turn 5“ ist ein zähes Unterfangen trotz seiner knappen Laufzeit von 85 Minuten. Kunstblut und abgetrennte Gliedmaßen gibt es zur Genüge, eine spannende Geschichte oder unangenehme Atmosphäre sucht man dagegen vergebens. Deswegen sollte man sich für die richtige Abzweigung entscheiden und um diese Scheibe einen großen Bogen machen.
>> verfasst von Janosch Leuffen