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Moviebase The Green Inferno

The Green Inferno
The Green Inferno

Bewertung: 40%

Userbewertung: 40%
bei 293 Stimmen

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Originaltitel: The Green Inferno
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 04.03.2016
DVD/Blu-Ray Verleih: 04.03.2016
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Worldview Entertainment, Dragonfly Entertainment
Produktionsjahr: 2013
Regie: Eli Roth
Drehbuch: Guillermo Amoedo, Eli Roth
Darsteller: Kirby Bliss Blanton, Lorenza Izzo, Ariel Levy, Aaron Burns, Magda Apanowicz, Sky Ferreria

Man mag über Eli Roth und seine Filme denken, was man will, zweifellos sind seine Regiarbeiten aus rein inszenatorischen Gesichtspunkten bisher stetig besser geworden. Nach dem anarchischen Spaß "Cabin Fever" und der schlichten aber effektiven Folterstudie "Hostel" überraschte der zweite Teil der "Hostel"-Reihe mit einigen rundherum gelungenen, stimmungsvollen "Set Pieces" - man denke etwa an die schaurige Plansequenz auf dem Jahrmarkt. Ein großer Geschichtenerzähler war Roth vielleicht nicht, immerhin aber ein Genre-Fachmann mit Bildgespür, der gelernt zu haben schien, wie er seine geliebten Splatter-Szenen gezielter einsetzen konnte. Dann folgten eine Reihe von Schauspiel-Auftritten und Produzenten-Posten, deren Ergebnisse weniger optimistisch stimmten: Ging "The Last Exorcism" noch als solider Genre-Eintrag durch, erreichte "Aftershock" neue, ungekannte Tiefen. Leider folgt "The Green Inferno", Roths neuer Film als Regisseur, diesem zweiten Trend. 


Man könnte "The Green Inferno", Roths Hommage an die italienischen Kannibalen-Filme der 70er und 80er Jahre, beinahe als so etwas wie das Gegenstück zu "Aftershock" bezeichnen. Nicht nur entstanden beide Filme in enger Zusammenarbeit mit dem mexikanischen Filmemacher Nicolás López, beide drehen sich wieder um Roths Lieblingsangst, die Xenophobie – der Angst vor der Fremde und den Fremden. Kaum bewegen sich seine jungen "Helden" außerhalb Amerikas (oder, wie in "Cabin Fever" und "The Last Exorcism", außerhalb des städtischen Amerikas) treffen sie auf entmenschlichte Antagonisten, die mit Sex, Wahnsinn, Gewalt und Wildheit alles verkörpern, was in der "Zivilisation" unterdrückt bleibt. Fairerweise muss angemerkt werden, dass Roths Amerikabild auch nicht sonderlich patriotisch ist: Seine Protagonisten sind ebenso zur Karikatur gewordene Party-Studenten, die ignorant, triebgesteuert und blauäugig in ihr Verderben laufen.


So macht sich in "The Green Inferno" eine Gruppe vermeintlicher Weltverbesserer vom heimischen College auf in den peruanischen Dschungel um dort (mit dem Smartphone bewaffnet) via Twitter Aufmerksamkeit auf die drohende Ausrottung eines indigenen Stammes zu lenken. Das ständige Handy-Geknipse der Studenten ist insofern wichtig, als es die Brücke zum großen Vorbild, dem berüchtigten Film "Cannibal Holocaust" schlagen soll. Dieser folgte in Mockumentary-Manier einem Fernsehteam in einen ähnlichen Dschungel – und endete, nebenbei bemerkt, mit der Pointe, dass die TV-Leute zu viel schlimmeren Gräueln fähig waren, als die "Wilden". Die New-Media-Schiene ergibt also im Kontext Sinn, nervt allerdings auch schon bald über alle Maßen. Denn Roths Film sieht aus, als hätte er ihn selbst mit dem Smartphone aufgenommen; die stumpfe, beliebige Digital-Optik des Films ist meilenweit entfernt von den satt-düsteren Farben etwa in "Hostel Part II". Eine herbe Enttäuschung, erhöht dieser Look doch keineswegs, wie vielleicht beabsichtigt, den "Realitätsfaktor" des Films, sondern reduziert ihn bloß auf den Anspruch eines amateurhaften YouTube-Clips.


Als ihr Flugzeug auf dem Rückweg mitten über dem Dschungel abstürzt, werden die lärmenden Teenies schließlich von eben den Ureinwohnern entführt, die sie ursprünglich retten wollten. Mit beißendem Zynismus – und zugegeben einem der wenigen witzigen Einfälle des Films – dreht Eli Roth diese Ironie des Schicksals noch ein Stückchen weiter: Die einzige Hoffnung der Gefangenen ist nun, auf die Bulldozer des Konzerns zu warten, der das Stück Urwald dem Erdboden gleichmachen will. Gleichzeitig erweisen sich die vermutlich vom findigen Maskenbildner rot lackierten "Indianer" allerdings als Kannibalen und beginnen ihr blutiges Werk. Zumindest nun, so hofft man, wird Roth zu seinen Kernkompetenzen zurückfinden: Ultra-drastische Splatter-Szenen, die dem Zuschauer die Fußnägel aufrollen.


Drastisch wird es dann auch schnell und heftig, auch hier wird aber eindeutig klar, dass Roth schlichtweg an Talent eingebüßt hat. Denn die Szenen sind längst nicht mit so viel diabolischem Kalkül gefilmt wie zum Beispiel die berüchtigte Sensen-Szene im zweiten "Hostel". Es fließt literweise Kunstblut und mit stupide kalkulierter Geschmacklosigkeit wird an einer der weiblichen Hauptfiguren (einer Jungfrau, natürlich) beinahe eine Beschneidung vorgenommen. Das ist alles recht unappetitlich, hinterlässt einen aber im Gegensatz zu Roths früheren Attacken – ganz zu schweigen von den mehr als dubiosen Original-Kannibalenstreifen – eher ernüchtert als verstört.


Schließlich scheitert "The Green Inferno" vor allem daran, dass er mehr wie eine missglückte Parodie auf das Genre wirkt, anstatt wie eine aufrichtige Hommage. Die ständigen Pipi-, Kaka- und Kifferwitze, der übertriebene Jugendslang und der umständlich überkonstruierte Plot deuten darauf hin, dass Eli Roth das verloren hat, was ihn einst immerhin auszeichnete: Sein Gefühl für Genre-Mechanismen. Hier hat er nun eine stumpfe, lieblose Teenie-Klamotte mit ein bisschen Gekröse gedreht. In die wahre Düsternis, in die Abgründe, die sich in diesen Geschichten auftun, wagt er sich nicht mehr. Die erbarmungslosen (und beinahe immer gräuslich reaktionären) Aushandlungen zwischen Zivilisation und Wildheit der alten Kannibalenfilme will er nicht neu aufdröseln, er versteckt sich hinter flachen Scherzen. Horror geht anders.


>> geschrieben von Tim Lindemann

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