Im Fahrwasser des Erfolgs von „Paranormal Activity“ schossen ähnlich angelegte Genreproduktionen wie Pilze aus dem Boden. Vor bereits zwei Jahren versuchten sich auch Tess und Joe Smalley am lukrativen Thema des Übernatürlichen. Den beiden stand für ihre Vision ein Budget von geschätzt 1,3 Millionen Dollar zur Verfügung – das rund 86-fache des ersten „Paranormal Activity“-Films. Dass mehr Geld noch lange kein besseres Ergebnis erzielen muss, zeigt „Episode 50“ deutlich. 
 
49 Episoden lang lief die beliebte Reality-Show „Paranormal Inspectors“ im Fernsehen. In dieser suchen zwei Teams von Geisterjägern nach paranormalen Phänomenen. Doch nach der 50. Episode wird die Serie überraschend eingestellt. Eine offizielle Erklärung dafür gibt es nicht und die letzte Episode wird nie gezeigt. Denn was in jener besagten Episode geschah, ist unvorstellbar verstörend und sollte besser ein Geheimnis bleiben. 
 
Überwachungskameras im Haus? Kennen wir. Klappernde Bratpfannen, zufallende Türen? Für uns nichts Neues. Und doch locken Filme, in denen Dämonen und Geister ihr Unwesen treiben, immer wieder Besucher in die Kinos. Der Erfolg dieser Gattung demonstriert eindrucksvoll, dass ein Ende noch lange nicht in Sicht ist. 
 
Mit knapp zweijähriger Verspätung trifft mit „Episode 50“ nun ein weiterer Vertreter ins deutsche Heimkino. Doch mit was soll der geneigte Zuschauer noch überrascht werden? Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd: mit nichts. Zwar weicht Drehbuchautor Ian Holt von der üblichen „Geist im Haus“-Form ab, schafft es aber dabei nicht, frische Ideen unterzubringen. An sich ist die Herangehensweise, den Poltergeistern in einer Fernsehsendung auf die Schliche zu kommen, gar nicht verkehrt. Letztlich hemmt diese Variante aber den Erzählfluss und hält die Spannung auf einem Minimallevel. 
 
Immer wieder erklären die Protagonisten nämlich in eingeschobenen Interviews, was da gerade vor sich geht und welche Dinge es bei einer Geisterjagd zu beachten gilt. Interesse für die Figuren kommt keines auf, da sie weder nennenswerte Details von sich preisgeben noch durch Taten auffallen. Wir sehen ein paar quasselnde Freaks, die mit Spezialgeräten durch die Gänge einer ehemaligen Irrenanstalt laufen und auf besondere Vorkommnisse hoffen. Bis auf wenige Momente, in denen tatsächlich etwas durch die Flure huscht, passiert herzlich wenig. Das Regie-Duo inszeniert darüber hinaus effektivlos und uninspiriert. 
 
Anhaltspunkte für eine halbwegs gelungene Dramaturgie bietet die Erzählung kaum. In 49 Folgen der Sendung „Paranormal Inspectors“ konnten mysteriöse Erscheinungen und Geräusche stets mit etwas Rationalem erklärt werden (wabernde Dämpfe wurden durch Farbeimer hinter Klimaanlagen erzeugt, brutzelnde Klänge durch überspannte Stromleitungen). Warum also sollte ausgerechnet in Episode 50 etwas anderes geschehen? Natürlich tut es das trotzdem, ansehnlicher wird das Szenario dadurch nicht. Zumal die Macher am Ende dann doch noch krampfhaft versuchen, eine befriedigende Lösung für all den Firlefanz zu liefern – inklusive Teufel mit Hörnern. 
 
So wenig wie sich die Charaktere bei ihren Untersuchungen fürchten, so wenig tut dies der Zuschauer. „Episode 50“ ist ungefähr so gruselig wie eine Folge „Galileo Mystery“. Von „Paranormal Activity“ und „Blair Witch Project“, wie auf dem DVD-Cover beworben, ist das Werk Lichtjahre entfernt. Nach etwas mehr als einer Stunde ist der ganze Spuk dann auch schon wieder vorbei und kann ruhigen Gewissens zurück in den unteren Bereich des Regals gestellt werden.

>> verfasst von Janosch Leuffen