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Moviebase Kiss of the Damned

Kiss of the Damned
Kiss of the Damned

Bewertung: 70%

Userbewertung: 86%
bei 55 Stimmen

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Originaltitel: Kiss of the Damned
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 25.04.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 25.04.2014
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 97 Minuten
Studio: Bersin Pictures, Capelight Pictures
Produktionsjahr: 2013
Regie: Xan Cassavetes
Drehbuch: Xan Cassavetes
Darsteller: Joséphine de La Baume, Roxane Mesquida, Milo Ventimiglia, Anna Mouglalis, Michael Rapaport, Riley Keough, Juan Luis Acevedo, Jay Brannan, Jonathan Caouette, Tiarnie Coupland, Caitlin Keats, Haley Kotch, Victor Kubicek, Andrew Kufta, Alexia Landeau

Ein interessanter Backlash im Vampirgenre: Nachdem das Genre von vielen im Nachhall der eher konservativen "Twilight"-Reihe als für endgültig tot erklärt wurde, erlebt es nun eine erneute Zufuhr an frischem Blut. Mit "Byzantium" eröffnete der Vampir-Veteran Neil Jordan eine neue Perspektive aufs Vampir-Dasein, Arthouse-Liebling Jim Jarmusch zeigte in "Only Lovers Left Alive" die vermutlich coolsten Blutsauger der Filmgeschichte und nun überrascht die Regisseurin Xan Cassavettes mit einem ebenso ungewöhnlichen Beitrag. "Kiss Of The Damned" heißt ihr Film und kann tatsächlich als direkte Antwort auf die Teenie-Vampirserie verstanden werden: Denn nach den unterkühlten, keuschen Fantasien der "Twilight"-Jungs und -Mädels bringt der Film das zurück, was zum Genre gehört wie Eckzähne und Knoblauch – animalische Erotik und gefährlichen Sex.

Cassavettes geht noch einen Schritt weiter und inszeniert "Kiss Of The Damned" eindeutig als liebevolle Retro-Hommage an die Zeiten des opulenten europäischen Vampir-Sexfilms der 70er Jahre. Eine der herausragendsten Vertreter dieser Epoche, der kürzlich verstorbene Regisseur Jean Rollin, stand dabei eindeutig Pate und vielleicht gibt "Kiss Of The Damned" ja Anlass zur Wiederentdeckung seines Werks. Wie in den Filmen des Franzosen sind Vampire in Cassavettes Film nicht bloß im Sinne ihres untoten Daseins als Zwischenwesen gekennzeichnet, sondern auch in Bezug auf ihre Sexualität. Das Küssen und Beißen, Lieben und Töten liegen nah beieinander und gehen nahtlos ineinander über. Am Anfang des Films, der weniger von einem Plot als von seinen Figuren vorangetrieben wird, steht die Vampir-Dame Djuna (Joséphine de la Baume), die allein mit ihrer Haushälterin in einem gigantischen Anwesen in Kalifornien wohnt. Sie verliebt sich in den sterblichen Paolo (Milo Ventimiglia) und macht ihn, trotz großer Bedenken, ebenfalls zum Vampir.

Wie in "Only Lovers Left Alive" wird die zweisame Idylle der beiden bald von der Schwester (Roxane Mesquida) der Braut gestört; ebenfalls wie in Jarmuschs Film ist diese eine triebhafte, blutgierige Vampirin im klassischen Sinne, die das schöngeistige, aristokratische Vampir-Leben verachtet und sich lieber in düsteren Techno-Clubs herumtreibt und dort naive Jungs aufreißt – im wahrsten Sinne des Wortes. Von der zwar attraktiven aber hoffnungslos verkopften Blutsauger-Elite unter der Führung der Grand Dame Xenia wird das nicht geduldet, hier ernährt man sich seit Langem nur noch von "politisch korrektem Plasma", also Tierblut. Man führt erschöpfende Diskussionen über das Verhältnis Mensch-Vampir und feiert erschreckend langweilige Cocktailparties, obwohl tief im Inneren der Drang zur Jagd brodelt. Wo Jarmusch Vampire also als das große Andere feierte, macht Cassavettes eine schockierende Entdeckung: Vampire können genauso verklemmt sein wie wir.

Ohne einen Charakter zur eindeutigen Hauptfigur zu ernennen, folgt "Kiss Of The Damned" nun dem Geschick der unterschiedlichen Vampire. Diese relativ offene, nur selten von klassischer Spannung erfüllte Beobachtung illustriert Cassavettes mit knalligen Farben, knisternden Sexszenen und gekonnt choreographierten Splatter-Sequenzen und rundet alles mit einem treibenden Soundtrack ab, der besten 70er-Flair verströmt. Aus seiner eigenen filmischen Künstlichkeit macht der Film dabei keinen Hehl: Schon die erste Einstellung zeigt Djuna beim Anschauen des Hollywood-Klassikers "Stazione Termini", ihre erste Begegnung mit Paolo findet in einer Videothek statt. Das distanziert einen als Zuschauer zwar durchaus von den Protagonisten, dafür kann man den stylischen Look und die lässige Atmosphäre des Films umso mehr genießen.

Das Ende des Films spielt schließlich gekonnt mit den Mechanismen des Hollywood-Kinos: Ist es eine Erlösung, ein "Happy End", dass das störende Element beseitigt wurde, oder stirbt damit die letzte Möglichkeit zur Rückkehr zum eigenen Selbst? Auch als, nun ja, bissigen, selbstreferenziellen Kommentar zum Vampirgenre kann man "Kiss Of The Damned" somit verstehen: Haben wir die Lust auf Vampire als blutgierige Sexbestien verloren, weil sie uns als ein Relikt einer Zeit erscheinen, in der Horrorfilme mit viel drastischeren Intentionen als heute politische und moralische Grenzen attackierten? Gut, dass "Kiss Of The Damned" bei allem zweifellos vorhandenen Subtext vorrangig als visuell ausgefeilte Horror-Hommage und wortwörtlich sinnliches Spektakel funktioniert, dem nur hin und wieder die Puste ausgeht.  

>> geschrieben von Tim Lindemann

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