Moviebase Dead Mine
Besucher des Fantasy Filmfest 2008 konnten sich das Spielfilmdebüt des Briten Steven Sheil ansehen. Und wer dies tat, benötigte einen starken Magen und noch stärkere Nerven. Denn „Mum & Dad“ sparte nicht mit extremen Szenen, in denen beispielsweise ein junger Mann als Weihnachtsbaum missbraucht wird. Bei seinem Erstlingswerk ging Sheil keine Kompromisse ein. Mit „Dead Mine“ schlägt der Regisseur nun in eine gänzlich andere Kerbe.
Die Legende von Yamashitas Gold lockt einen reichen Hobby-Schatzsucher und seine Expertengruppe in die Tiefen des Indonesischen Dschungels. Als die Truppe plötzlich in einem verlassenen Japanischen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg festsitzt, müssen sie den Tatsachen ins Auge blicken: der einzige Weg aus dieser Hölle führt immer weiter in die tödliche Tiefe.
Keine Frage: „Mum & Dad“ ging an die Nieren und brachte Dinge auf die Leinwand, die für das menschliche Auge nur schwer zu ertragen sind. Kaum verwunderlich, dass der Film für die spätere DVD-Auswertung gekürzt werden musste. Für „Dead Mine“ ist Sheil offensichtlich einen Schritt zurückgegangen. Es geht zwar immer noch recht blutig zu, aber längst nicht mehr so sehr wie in seinem Debüt, weshalb die FSK auch eine Freigabe ab 16 Jahren vergab. Diejenigen, die es gerne rot und splattrig mögen, könnten deshalb etwas enttäuscht werden.
Auch mit der Geschichte tut sich Sheil keinen wirklichen Gefallen. Das Drehbuch verfasste er auch diesmal wieder selbst und liefert eine sonderbare Mischung aus Abenteuer und Horror im Wüstensand. Das klingt nach Trash, präsentiert sich im Endeffekt jedoch erstaunlicherweise todernst. Und so gerät die Suche nach einem angeblichen Schatz vor allem in der ersten halben Stunde zur zähen Geduldsprobe. Die belanglosen Charaktere liefern sich nichtige Wortgefechte in staubigen Kulissen, bei denen die verfügbaren finanziellen Mittel dann doch sichtbar werden. Interessant wird es tatsächlich erst, wenn es in die titelgebende Mine hinabgeht.
Hier wartet auf die Gruppe eine Horde miesgelaunter und uralter Soldaten, die mal wieder dringend eine Gesichtskur nötig hätten. Ab da nimmt der Film Fahrt auf, auch wenn die Handlung nie über die übliche Jagd-Flucht-Tod-Nummer herauskommt. Vorgetragen wird diese von den Beteiligten allerdings recht ordentlich. Die „Monster“ hätten trotz gelungenem 80er-Flair gerne ein bisschen ausgefallener sein können.
Am meisten überrascht der hochwertige optische Eindruck. Die Bilder sind scharf und sehen gut aus, der befürchtete Billiglook bleibt aus. Sheil inszeniert zudem schnörkellos solide. Da hat man in diesem Bereich schon wesentlich schlimmere Produktionen gesehen. Löblich fällt diesmal ebenfalls die deutsche Synchronisation aus, die mal nicht schnell eingestöhnt wurde. Die Stimmen passen zu den Darstellern, das Ganze wirkt stimmig.
Trotz der dürftigen Erzählung ist „Dead Mine“ kein Totalausfall. Die ansprechende Visualisierung hilft über die ein oder andere geschichtliche Durststrecke hinweg. Ein so nachhaltig verstörendes Werk wie „Mum & Dad“ gelingt Sheil mit seinem zweiten Langfilm nicht, dennoch weiß dieser Survival-Horror in einigen Momenten durchaus zu gefallen. Für genreerfahrene Zuschauer sind selbst die aber zu rar gesät.
>> verfasst von Janosch Leuffen