Moviebase Dead in Tombstone
Bevor Narbengesicht Danny Trejo als Mexikaner Machete Cortez in der Fortsetzung „Machete Kills“ im Kino erneut zum Säbel greift, lässt er es im Heimkino als Cowboy im Wilden Westen krachen – und geht dabei sogar einen Pakt mit dem Teufel Mickey Rourke ein! Das klingt nach vielversprechender Trash-Unterhaltung, inszeniert von Direct-to-Video-Spezialist Roel Reiné. Der machte sich in den vergangenen Jahren vor allem einen Ruf als Sequel-König. Ins Kino hat es davon hierzulande kein einziges geschafft. Stattdessen wurden Titel wie „The Scorpion King 3“ oder „Death Race 2“ ohne Umweg in die Händlerregale geworfen.
Auch für „Dead in Tombstone“ hat es mal wieder nicht für die große Leinwand gereicht, trotz Mitwirken eines Mickey Rourke und trotz eines relativ üppigen Budgets von etwa fünf Millionen Dollar. Angesichts dieser Umstände wird der ein oder andere jetzt bereits denken, dass Reinés 27. Regiearbeit wohl dementsprechend ungenießbar ist. Aber weit gefehlt: Der Westernactioner kommt mit viel Krawumm, Blut und stimmiger Atmosphäre daher.
Die Handlung, die aus der Feder der beiden Autoren Brendan Cowles und Shane Kuhn („The Scorpion King 3“) stammt, darf getrost vernachlässigt werden. Es geht um eine Gang, die von Guerrero Hernandez (Trejo) angeführt wird und eine Kleinstadt überfällt. Beim Versuch, seinen Halbbruder Red (Anthony Michael Hall) zu befreien, wird Guerrero von seinen eigenen Männern erschossen. Nach seinem Tod fährt der gefürchtete Bandit hinab in die Hölle – und geht dort mit Satan persönlich (Mickey Rourke) einen Deal ein: Seine Seele wird reingewaschen, wenn er bis High-Noon alle restlichen Bandenmitglieder umlegt. Schafft er es nicht, wird Guerrero für immer im Höllenfeuer schmoren. Angetrieben vom Rachegedanken kehrt der Ganove zurück und sorgt für ein Blutbad.
Charakterliche Tiefe? Geschenkt. Nachvollziehbare Erzählstränge? Überflüssig. Stattdessen gibt es Detailsshots noch und nöcher, Slow-Motion-Einstellungen gepaart mit computergenerierten Bildern und durchgestylte Schießereien. Reiné präsentiert den Wilden Westen mit einem großen Augenzwinkern und drückt lieber auf die Bluttube, als sich um eine ausgefeilte Erzählung zu kümmern. Getreu dem bekannten „Zehn kleine Negerlein“-Prinzip wird ein Hutträger nach dem anderen aus dem Verkehr gezogen.
Danny Trejo macht dabei das, was er auch schon in „Machete“ am besten konnte: Einen kernigen Spruch nach dem nächsten raushauen. Alles Weitere erledigen seine Waffen. Rourke hingegen tritt immer wieder mal als abgehalfterter Teufel in Erscheinung, dem das Leben (wenn es denn überhaupt eins ist) in seinem Reich deutlich zu den Hörnern raushängt. Die Szenen scheinen sich mitunter zu wiederholen, denn irgendwann gehen Reiné die inszenatorischen Ideen aus. Auch der Countdown, bis zwölf Uhr mittags alle Revolverhelden umgebracht zu haben, sorgt nur bedingt für Spannung.
Dennoch lässt sich „Dead in Tombstone“ gut schauen. Der rockige Soundtrack harmoniert mit der staubigen Kulisse, die Kämpfe sind nett choreografiert. Durch die Hochglanzbilder macht das Gezeigte einen insgesamt ansehnlichen Eindruck. Klar: Wer auf eine logische Geschichte hofft, wird natürlich enttäuscht. Wer hingegen einfach mal wieder Lust auf gepflegte Splattereien in Saloons hat, ist hier bestens aufgehoben. Mit seinen rund 100 Minuten Laufzeit ist das Spektakel dann aber doch etwas zu lang geraten.
Fazit: Machete lässt im Wilden Westen die Sau raus: Höllisch abgefahrener Genremix mit teuflischen Darstellern und bleihaltiger Unterhaltung.
>> verfasst von Janosch Leuffen