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Moviebase Katakomben

Katakomben
Katakomben

Bewertung: 50%

Userbewertung: 65%
bei 152 Stimmen

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Originaltitel: As Above, So Below
Kinostart: 11.09.2014
DVD/Blu-Ray Verkauf: 15.01.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 15.01.2015
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 89 Minuten
Studio: Universal Pictures
Produktionsjahr: 2014
Regie: John Erick Dowdle
Drehbuch: Drew Dowdle, John Erick Dowdle
Darsteller: Perdita Weeks, Ben Feldman, Edwin Hodge

Der Raum, der von einem Film erschlossen und zum Ort des Geschehens erkoren wird, kann so viel mehr sein als bloßes Setting. Setting – das klingt immer ein bisschen nach billigen Pappkulissen und schlichtem Hintergrund. Ein Film wie der Found-Footage-Streifen “Katakomben“ beweist aber erneut, dass der Raum auch organischer Bestandteil des Filmuniversums werden kann. Die Pariser Katakomben – das deutet bereits der deutsche Titel an – sind der Dreh- und Angelpunkt des neuen Films der Dowdle-Brüder, die sich im Mockumentary-Genre bereits mit den Einträgen “The Poughkeepsie Tapes“ und dem “[REC]“-Remake “Quarantine“ einen Namen gemacht haben. Gelingt ihnen der Spagat zwischen Horror, Reality-TV und Abenteuerfilm?

Der Film beginnt mit einer vielversprechenden Vorgeschichte: Die junge, ehrgeizige Forscherin Scarlett (Perdita Weeks) findet im Iran einen mysteriösen Steinkopf, dessen Inschriften auf den berühmten “Stein der Weisen“ hindeuten – das legendäre Objekt soll sich in Paris befinden. Sofort begibt sie sich in die europäische Metropole und rekrutiert dort einen amerikanischen Experten für tote Sprachen, George (Ben Feldman), der zu seinem Vergnügen und scheinbar völlig mühelos die Uhrwerke alter Kirchen repariert. Mithilfe ihrer Funde aus dem Iran, übersetzt George eine aramäische Inschrift ins Englische (ebenso mühelos und direkt in perfekte Reimform) und schon haben die beiden den Stein der Weisen lokalisiert – zumindest theoretisch: Er befindet sich tief in dem Tunnelsystem, das sich unter der französischen Hauptstadt erstreckt und als Grabstätte für die Gebeine von etwa drei Millionen Menschen fungiert. Kurzentschlossen machen sich die beiden mit einer Gruppe von jungen Katakomben-Experten auf in die Unterwelt – dort werden sie mit uraltem Grauen konfrontiert...

Man merkt es dieser Beschreibung vielleicht an: Viel Sinn ergibt die hastig abgearbeitete Vorgeschichte der eigentlichen Expedition nicht, das ist aber durchaus zu verschmerzen. Weeks, Feldman und die jungen französischen Nebendarsteller sind mit Spaß bei der Sache und die Schatzsucher-Stimmung à la Indiana Jones oder Dan Brown wirkt sofort ansteckend. Die für das Found-Footage-Subgenre obligatorische Meta-Rolle übernimmt übrigens ein Dokumentarfilmer, der Scarletts Suche nach dem Stein der Weisen aufzeichnet. Mit dem Eintritt in das Höhlensystem werden außerdem fast alle Figuren mit Kopfkameras ausgestattet, deren Videomaterial für eine größere Streuung der Perspektiven sorgt. Die spitzfindige Frage, wer denn genau das im Sinne der immanenten Filmlogik “authentische“ Material am Ende zusammengeschnitten haben soll, sparen wir uns an dieser Stelle erneut.

Der Abstieg in die düsteren Katakomben ist eindeutig das Herzstück des Films – vor allem, weil sich die Dowdle-Brüder für die Aufnahmen fast ausschließlich an Originalschauplätzen bewegt haben. Der Film ist also tatsächlich in den Gängen und Tunneln unter Paris entstanden und das trägt deutlich zu seiner Atmosphäre bei. Die ersten Szenen in den Katakomben erzeugen gekonnt Beklemmung, ganz besonders in einer Szene, in der ein Mitglied der Gruppe in einem engen Felsspalt stecken bleibt. Natürlich evoziert der Film auch sofort Erinnerungen an Neil Marshalls Höhlenhorror “The Descent“, ohne allerdings dessen Klasse jemals zu erreichen.

Kaum sind einige erste, Genre-typische Hürden genommen – es muss unter anderem ein Gang beschritten werden, den die Einheimischen für verflucht halten – beginnt die Realität im Zwischenraum unter der Stadt zu verschwimmen: Plötzlich klingelt in den uralten Gängen irgendwo ein Telefon, in einem Felsvorsprung steht ein verstaubtes aber funktionstüchtiges Klavier. Diese surreale Übergangsphase zwischen Schatzsuche und Psycho-Horror überzeugt, weil sie den Zuschauer in der Schwebe hält: Was erwartet die jungen Entdecker? Geister, Monster, Satanisten? Die Antwort, die der Film schließlich gibt, ist nicht ganz eindeutig und vor allem auch nicht wirklich befriedigend: Die Dowdle-Brüder bewegen sich trotz ihres so spezifischen Schauplatzes plötzlich in reichlich vages Terrain, indem sie als Gefahr grob gesagt die verdrängten Konflikte, oder “Sünden“, ihrer Charaktere ausmachen. Das gelang dem thematisch ähnlichen deutschen Film “Urban Explorer“ deutlich besser, hetzte er seinen Party-Touristen im Berliner Untergrund doch konsequent einen Ex-Stasi-Killer auf den Hals, quasi die personifizierte düstere Vergangenheit der Stadt.

Dazu kommt, dass der Film im letzten Drittel vollkommen in hektischem Kameragewackel und unverständlichen Plot-Kapriolen untergeht. Der Stein der Weisen wird tatsächlich gefunden, spielt allerdings daraufhin kaum eine Rolle mehr; durch das ständige, wahllose Umschalten zwischen den verschiedenen Kameraperspektiven ist es beinahe unmöglich, einen Überblick über die Figuren zu behalten. “Katakomben“ verfällt also zusehends in ein panisch-gehetztes Tempo, das leider nicht Dynamik, sondern nur Verwirrung erzeugt. So hinterlässt der Film des amerikanischen Brüderpaars einen zwiespältigen Eindruck: Für die Wahl und die Inszenierung ihres Filmraums gebührt ihnen durchaus Anerkennung; mit dem hysterischen Schlussakt aber zerstören sie vieles von dem, was sie vorher aufgebaut haben. Beinahe wirkt es so, als hätten sich die Filmemacher mit Kameras und Schauspielern in die Katakomben gestellt und dann uninspiriert drauflos improvisiert. Und so zeigt sich, dass ein guter Schauplatz allein doch noch keinen guten Film macht.

>> von Tim Lindemann

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