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Moviebase 5 Zimmer Küche Sarg

5 Zimmer Küche Sarg
5 Zimmer Küche Sarg

Bewertung: 95%

Userbewertung: 95%
bei 164 Stimmen

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Originaltitel: What We Do in the Shadows
Kinostart: 30.10.2014
DVD/Blu-Ray Verkauf: 05.06.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 03.06.2015
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 86 Minuten
Studio: Unison Films, Defender Films, Funny or Die
Produktionsjahr: 2014
Regie: Jemaine Clement, Taika Waititi
Drehbuch: Jemaine Clement, Taika Waititi
Darsteller: Jemaine Clement, Taika Waititi, Jonathan Brugh

Im Verhältnis zu ihrer schieren Menge gibt es erstaunlich wenig gute Vampir-Komödien: Da sind die passablen (darunter Tim Burtons “Dark Shadows”, der alberne “Lesbian Vampire Killers”), die ausgesprochen schrecklichen (Mel Brooks “Dracula – Tot Aber Glücklich”) und die vollkommen unerträglichen (“Beilight”). An einsamer Spitze steht bis heute Roman Polanskis liebevolle Farce “Tanz der Vampire”, die zudem auf eine wichtige Eigenschaft einer guten Genre-Komödie hinweist: Man mag als Filmemacher verspotten und herumalbern wie man will, man sollte die Regeln und Gesetze des Genres kennen, respektieren und lieben. All diese Kriterien erfüllt der wundervolle Film “What We Do In The Shadows” aus Neuseeland (mit dem fürchterlichen deutschen Titel “5 Zimmer, Küche, Sarg”), der sich von nun an gemeinsam mit Polanskis Film die Pole-Position des Subgenres teilen darf.

Die Regisseure Jemaine Clement und Taika Waititi ziehen ihre Hommage an über 200 Jahre Vampirgeschichten als konsequente Mockumentary, also behauptete Dokumentation auf. Das mag trocken klingen, erweist sich aber als Genie-Streich. “5 Zimmer, Küche, Sarg” ist wahnsinnig witzig – und zwar zum lauthals Auflachen, nicht bloß zum müden In-sich-herein-Schmunzeln. So stellen sich die vier vampirischen Protagonisten einer angeblichen Crew des “New Zealand Documentary Boards” und erklären ihren gemeinsamen WG-Alltag. Jeder der vier verkörpert einen anderen “Prototyp” des Vampirs: Der sadistische Lebemann Vladislav (Clement), der vornehme Adlige Viago (Waititi), der arrogante Killer Deacon (Jonathan Brugh) und Neugebissener Nick (Cori Gonzalez-Macuer), der sich mit den Tücken und Vorzügen des Blutsaugerdaseins mehr schlecht als recht vertraut macht. Im Keller haust zudem Petyr, ein uralter Vampir im Nosferatu-Stil, so etwas wie der personalisierte Ursprungsmythos und gleichzeitig die Vaterfigur der anderen Chaoten.

Die Figur des Petyr zeigt ganz besonders, wie sehr die Filmemacher ihr Sujet kennen und mögen. Es geht hier keineswegs um ein Vereimern des neumodischen Vampir-Hypes um “Underworld” und “Twilight”, sondern um eine ernsthaft-spielerische Auseinandersetzung mit den Regeln des alten Genres. Die vielen kleinen, detailverliebten Pointen machen den Film zu einer großherzigen Liebeserklärung an alle Vampir-Spielarten von Stoker bis Hammer. Wenn die Vampir-Crew im verschlafenen Wellington etwa zum Feiern loszieht, sind sie ganz besonders auf die Gunst der Türsteher angewiesen: Sie müssen schließlich in den Club eingeladen werden, um die Schwelle überqueren zu können. Doch der Stress beginnt schon vorher: Wie soll man sich für den Party-Abend mit anschließendem Blutsaugen schick machen, wenn man kein Spiegelbild wirft? Die Jungs behelfen sich mit krakeligen Portraits des jeweils anderen.

Solche Witze könnten furchtbar peinlich in die Hose gehen, wenn das Ensemble (verantwortlich für die HBO-Serie “Flight Of The Concords”) sie nicht mit so herrlich trockenem Understatement zum Besten geben würde. Als Regisseure achten sie zudem darauf, keinen Gag zwanghaft in die Länge zu ziehen. Das Timing – bekanntermaßen der Grundstein einer effektiven Komödie – ist in “What We Do In The Shadows” absolut perfekt. Bei allem Humor aber zeigen Clement und Waititi auch echtes Interesse an ihren Charakteren und reduzieren sie nicht zu bloßen Schablonen für den nächsten Joke. Jeder der vier Protagonisten macht eine Wandlung durch, hat Träume und Ängste. Das ist wichtig, weil “What We Do In The Shadows” so den belanglosen Wegwerf-Humor vieler Horrorkomödien transzendiert.

Im Gegenteil: Der Film strotzt nur so vor kleinen und großen Ideen, bizarren Dialogen und Slapstick-Einlagen. Eine Begegnung mit dem “Biest”, eine Auseinandersetzung mit Werwölfen, eine Einladung zum großen Ball der Vampire (Polanski lässt grüßen) – hier zu viel darüber zu verraten, hieße einen Großteil des Vergnügens zu verderben. Ganz nebenbei hat “What We Do In The Shadows” aber auch wirklich spannende Blickwinkel auf das tausendmal verarbeitete Vampir-Thema zu bieten. Ähnlich wie zuletzt Jim Jarmusch in “Only Lovers Left Alive” ist der neuseeländische Film eine höchst clevere Studie des menschlichen Erlebens von Zeit: Die gescheiterte Liebe des schüchternen Viago zu einer Sterblichen ist da nur das deutlichste Beispiel.

Der Film führt uns humorvoll und spielerisch unsere eigene Besessenheit mit dem Vampirthema vor Augen: Einerseits verbildlichen sie unseren Traum vom ewigen Leben, vom entspannten Schmarotzerdasein und übermenschlichen Fähigkeiten – andererseits können wir sie stets als das Vergangene und Altmodische abstempeln und von uns abgrenzen. So entsteht eine erstaunliche weise, bittersüße Komödie, die gleichzeitig wilde Lachsalven hervorruft. Bestnote.

>> von Tim Lindemann

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