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Moviebase Stonehearst Asylum

Stonehearst Asylum
Stonehearst Asylum

Bewertung: 50%

Userbewertung: 55%
bei 57 Stimmen

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Originaltitel: Stonehearst Asylum
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 30.01.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 28.01.2015
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 108 Minuten
Studio: Icon Productions, Sobini Films
Produktionsjahr: 2014
Regie: Brad Anderson
Drehbuch: Joe Gangemi, Edgar Allan Poe
Darsteller: Kate Beckinsale, Brendan Gleeson, Michael Caine, Jim Sturgess, Ben Kingsley, Jason Flemyng, David Thewlis

Ein Regisseur, der sein Können im Thriller-Fach bereits unter Beweis gestellt hat. Ein Drehbuch, das auf einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe basiert. Eine Irrenanstalt im viktorianischen Stil, die als Handlungsort dient. Und eine Garde prominenter Mimen, denen man Befähigung keineswegs absprechen kann. Eigentlich machen die Grundkomponenten von „Stonehearst Asylum“ Hoffnung auf ein schaurig-fesselndes Genre-Stück. In letzter Konsequenz gelingt es US-Filmemacher Brad Anderson („Herrschaft der Schatten“) aber nicht, die vielversprechenden Elemente zu einem durchgängig beunruhigenden Gänsehaut-Erlebnis zu vereinen. Bisweilen ist die Inszenierung etwas uninspiriert. Und auch die nervenzerrende Spannung, die in den Pressetexten angekündigt wird, ist häufig mehr Marketingargument als fester Bestandteil des Films.

Gleichwohl kratzt der mit Schauerversatzstücken spielende Thriller, ähnlich wie Martin Scorseses Anstaltsschocker „Shutter Island“, an einigen spannenden Themenfeldern im Hinblick auf die Behandlung psychisch kranker Menschen. Gleich in der Eröffnungssequenz läuft es einem eiskalt den Rücken herunter, wenn ein allwissend auftretender Psychiater (Brendan Gleeson) – es ist das Jahr 1899 – vor seinen Studenten über Wahnsinn doziert und seine Erläuterungen an sedierten Probanden vorführt. Kurz darauf begegnen wir dem unerfahrenen Arzt Edward Newgate (Jim Sturgess), der am Weihnachtsabend das Stonehearst Asylum erreicht. Eine Institution, die vor allem Geisteskranke aus angesehenen Familien beherbergt. Um endlich praktische Erfahrungen zu sammeln, will Edward dem Anstaltsleiter Dr. Lamb (Ben Kingsley in einer Abwandlung seiner Rolle aus „Shutter Island“) über die Schulter schauen und erhält schon bald Einblicke in eine bizarre Welt.

Denn anders als üblich dürfen sich die Patienten hier frei bewegen und werden vom Personal mitunter sogar in ihren Wahnvorstellungen bestärkt. Während sich der junge Mediziner über die ungewöhnlichen Behandlungsmethoden wundert, erregt die attraktive, aber fragile Insassin Eliza Graves (Kate Beckinsale) zunehmend seine Aufmerksamkeit. Als Edward eines Abends im Keller des Gebäudes einen eingesperrten Mann (angemessen autoritär: Michael Caine) entdeckt, ist plötzlich guter Rat teuer. Schließlich behauptet dieser, Dr. Salt zu sein, niemand Geringeres als der rechtmäßige Anstaltsleiter.

„Glauben Sie nichts von dem, was Sie hören, und nur die Hälfte von dem, was Sie sehen.“ Dieser Ratschlag des von Gleeson gespielten Psychiaters richtet sich nicht nur an die angehenden Nervenärzte, die am Anfang zu sehen sind, sondern ebenso deutlich an den Zuschauer, den eine Geschichte mit doppeltem Boden erwartet. Stonehearst ist ein zwielichtiger Ort, der ganz plötzlich aus dem Nebel auftaucht und mitten im Nirgendwo, vollkommen abgeschnitten von der Außenwelt liegt. Das seltsame Verhalten einiger Angestellter – hervorstechend ist gewiss Hausverwalter Mickey Finn (David Thewlis) – und die merkwürdig-ausgelassene Atmosphäre lassen schnell erahnen, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmen kann.

Hat Edward Dr. Salt und das restliche Personal aufgestöbert, scheinen die Karten – sprich Gut und Böse – erst einmal klar verteilt. Doch ganz so einfach macht es sich Drehbuchautor Joe Gangemi („Der eisige Tod“) nicht, der Poes Kurzgeschichte „The System of Doctor Tarr and Professor Fether“ frei adaptierte. Gerade die Gegenüberstellung der beiden unterschiedlichen Führungspersönlichkeiten – hier Dr. Lamb (eine Anspielung auf den Genre-Klassiker „Das Schweigen der Lämmer“?), dort Dr. Salt – sorgt im weiteren Verlauf für eine durchaus kontroverse Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten des Psychiatriewesens. Auch wenn der von Kingsley latent bedrohlich verkörperte Schwindler eine Revolte angezettelt hat und nun dem Ausleben des Wahnsinns freien Lauf lässt, wirken seine Methoden letztlich weitaus fortschrittlicher als Salts Versuche, die Patienten nach den Vorstellungen der Zeit zu brechen. Symbolisch unterstreicht der Film dies auch dadurch, dass die Handlung genau um die Jahrhundertwende herum angesiedelt ist und im Dialog mehrfach auf den Anbruch einer neuen Ära hingewiesen wird.

Optisch setzt sich „Stonehearst Asylum“ nicht sonderlich von anderen Werken ab, die in der viktorianischen Epoche spielen. So bekommen wir allerhand schummrige Innenräume zu sehen. Dazu finstere Kerkerschächte, die auch direkt aus einem klassischen Hammer-Film stammen könnten. Im Vergleich mit „Session 9“, bei dem Anderson ebenfalls eine Irrenanstalt in Szene setzte, will es dem Regisseur hier aber nur selten gelingen, Beklemmung und wirklichen Schrecken zu erzeugen. Was freilich auch dem etwas schlampig ausgearbeiteten Drehbuch geschuldet ist. Immerhin wird das Suspense-Potenzial an zentralen Stellen verschenkt und mehrmals melodramatischen Einschüben geopfert. Allzu überdreht wirkt außerdem die finale Eskalation, die sich geradezu lustvoll in grotesken Exzessen ergeht.

Bedauerlicherweise schaltet der vorher überzeugende Kingsley auf einmal ganz und gar in den Overacting-Modus und schmälert so die eigentlich tragischen Enthüllungen zur Vorgeschichte seiner Figur. Ein wenig entschädigt wird der Zuschauer am Ende mit einem halbwegs gewitzten Twist, der noch einmal an die Weisung des Prologs erinnert: „Glauben Sie nichts von dem, was Sie hören, und nur die Hälfte von dem, was Sie sehen.“

>> von Christopher Diekhaus

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