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Moviebase Warte, bis es dunkel wird

Warte, bis es dunkel wird
Warte, bis es dunkel wird

Bewertung: 60%

Userbewertung: 65%
bei 62 Stimmen

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Originaltitel: The Town That Dreaded Sundown
Kinostart: 09.04.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: 03.09.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 03.09.2015
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 83 Minuten
Studio: MGM
Produktionsjahr: 2014
Regie: Alfonso Gomez-Rejon
Drehbuch: Roberto Aguirre-Sacasa
Darsteller: Addison Timlin, Gary Cole, Spencer Treat Clark, Denis O'Hare, Veronica Cartwright, Edward Herrmann

Das Motiv "Film-im-Film" ist im Genrekino immer wieder aktuell. Zwar liegt der letzte erfolgreiche Vertreter dieser Spielart, etwa "Scream 2", bereits Jahre zurück, präsent bleibt das Thema dennoch, wenn auch oftmals in den B- und C-Movies des Genres: "The Hills Run Red", "Don't Look Up" und zuletzt "Starry Eyes". Das liegt zweifellos daran, dass im Akt des Filmens selber etwas inhärent Unheimliches liegt – Voyeurismus, Kontrolle, Missbrauch des Bildes, all das schwingt mit, wenn eine Kamera läuft. Dass sich ein Horrorfilm bewusst auf einen anderen, bereits real existierenden Film bezieht, ist seltener. Spontan kommt nur Argentos "Do You Like Hitchcock?" in den Sinn. Der Film "Warte Bis Es Dunkel Wird" ist nun ein Quasi-Remake des Klassikers "The Town That Dreaded Sundown", in dessen fiktiver Welt der Originalfilm aber existiert. Eine wahrhaft "Scream"-würdige, post-moderne Hirnverrenkung.

Der Film des jungen Regisseurs Alfonso Gomez-Rejon beginnt, wie es sich für solch ein Meta-Projekt gehört, mit einer Filmvorführung: Beim jährlichen Open-Air-Screening des Films "The Town That Dreaded Sundown" von 1976 (übrigens ein früher Vertreter des Mockumentary-Horrors) genießen die örtlichen Teenager wohligen Grusel. Sie leben in der Kleinstadt Texarkana, in der in den 40er Jahren die unaufgeklärten Morde geschahen, die der 76er-Film als Grundlage seiner Handlung nimmt. Nur Jami hat keinen Spaß und bittet ihren Freund, sie nach Hause zu bringen. Als das Teenagerpärchen zum Knutschen in einem dunklen Waldstück anhält, erscheint ein Wahnsinniger, der sich wie im Film hinter einer weißen Stoffmaske verbirgt. In der noch immer traumatisierten Stadt beginnt eine neue Mordserie...

"Warte Bis Es Dunkel Wird" ist ein seltsamer Film. Einerseits folgt er recht konservativ den Regeln des klassischen Slashers – Sex führt zum Tod, ein Killer mit Masken- und Waffenfetisch, ein "Final Girl" – und zitiert den Look und den Synthie-Score früher Carpenter-Filme. Andererseits wirkt die Neuverfilmung, unter der Leitung des Genre-Produzenten Jason Blum, oft eher wie ein didaktisches filmisches Experiment als wie ein klassischer Horrorfilm. Spannung kommt beinahe überhaupt nicht auf, die blutigen Mordszenen finden mit deutlicher Ankündigung statt und wirken zudem ausgesprochen "filmisch", sollen also explizit nicht real erscheinen.

Statt also auf typischen Spannungsaufbau zu setzen, macht es sich der Film zur Aufgabe, die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu attackieren und aufzuheben. "Warte Bis Es Dunkel Wird" ist ein Film, der auf seine eigene Fiktionalität ständig selbst hinzuweisen scheint. Das ist irritierend und schafft auch eindeutig Distanz zwischen Zuschauer und dem Geschehen auf der Leinwand. Gleichzeitig aber erzeugt diese Intertextualität auch ein ganz eigenes, mulmiges Gefühl, als wäre man selbst Teil der komplizierten Meta-Ebenen, die hier aufeinanderprallen – was man gewissermaßen ja auch ist: Schon der Auftakt des Films warnte uns schließlich, dass aus Horrorfilm-Zuschauern auch ganz plötzlich Horrorfilm-Opfer werden können.

So clever, wie sich das alles anhören mag, ist "Warte Bis Es Dunkel Wird" allerdings auch nicht, stellenweise dafür sogar vielleicht zu clever. Das Team um Produzent Blum hat mit diesem Film einen interessanten Gegenentwurf zu dem stumpfen Horror-Remake-Modell des letzten Jahrzehnts gefunden, in dem alles Originelle der Vorlage entstammte und die Neuverfilmung einfach nur mehr Kunstblut und Sadismus hinzufügte. Dennoch ist auch dieses Remake unter der Oberfläche all seiner Verfremdungsstrategien bloß ein eher halbherziger Slasher mit gezwungen wirkendem End-Twist (von einem anderen großen Vorbild geklaut) und schablonenhaften Charakteren. All das ist vermutlich genauso gewollt, was die ganze Sache nicht unterhaltsamer macht. Die ausnehmend schönen Bilder, der rasante Schnitt und die inszenatorische Kühnheit hieven "Warte Bis Es Dunkel Wird" dennoch eindeutig über das Genre-Mittelmaß. Das Experiment ist gescheitert, das Ergebnis dennoch sehenswert.

>> von Tim Lindemann

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