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Moviebase High-Rise

High-Rise
High-Rise

Bewertung: 75%

Userbewertung: 80%
bei 121 Stimmen

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Originaltitel: High-Rise
Kinostart: 30.06.2016
DVD/Blu-Ray Verkauf: 18.11.2016
DVD/Blu-Ray Verleih: 18.11.2016
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Recorded Picture Company (RPC), British Film Institute (BFI), Film4
Produktionsjahr: 2014
Regie: Ben Wheatley
Drehbuch: J.G. Ballard, Amy Jump
Darsteller: Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Miller, Elisabeth Moss, Luke Evans, Keeley Hawes, James Purefoy

Der Science-Fiction-Autor J.G. Ballard wurde in den 70er Jahren für seine furchterregenden Visionen des zukünftigen Großstadtmenschens bekannt. Neben der provokanten, von David Cronenberg verfilmten Erzählung "Crash", in der eine mysteriöse Gruppe ihren Fetisch für die Opfer von Autounfällen auslebt, ist vor allem sein Roman "Der Block", im Original "High-Rise", zum Kult-Buch geworden. Diese nicht minder verstörende Parabel beginnt mit einer unvergesslichen Szene, in der ein gut situierter Arzt auf dem Balkon seiner Luxus-Wohnung sitzt und genüsslich die "Keule eines Schäferhundes" verzehrt. Nun hat sich Englands derzeit aufregendster Genre-Regisseur Ben Wheatley dem als unverfilmbar geltenden Buch angenommen und leitet seinen Film mit eben jener grausig-komischen Szene ein. Und auch in anderen Belangen bleibt er der psychedelischen Vorlage überraschend treu...

"High-Rise" dreht sich um die Mieter eines eben neu errichteten, gigantischen Wohnblocks und die scheinbar unerklärlichen psychologischen, sexuellen und schließlich gewalttätigen Spannungen, die sich zwischen ihnen mit der Zeit entwickeln. Das überdimensionale Haus ist streng hierarchisch strukturiert: Unten wohnt die Mittelklasse, etwa der Fernsehregisseur Richard Wilder (Luke Evans), dann kommen die Wohlhabenden, wie der Eingangs erwähnte Arzt Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) und über allem thront der Architekt des höllischen Hochhauses, Anthony Royal (Jeremy Irons), mit seiner Clique aus dekadenten Superreichen. Im Buch wie im Film beginnt es mit kleinen Nickeligkeiten zwischen den verschiedenen "Klassen": Absichtlich verunreinigte Swimming Pools, verstopfte Müllschächte, verwüstete Aufzüge. Doch langsam steigern sich diese Auseinandersetzungen zu bestialischen Gewaltakten...

Ballards These, die er durch die stetige Eskalation dieser Feindseligkeiten untermauerte, war, dass Architektur als Ausdruck von Machtverhältnissen sich nachhaltig auf ihre Bewohner auswirkt; er schrieb das Buch 1975, kurz vor dem Aufstieg Margaret Thatchers zur Premierministerin, als im Umland von London die deprimierenden "Estates" entstanden, die Plattenbauten für die ganz Armen. Er wies mit seiner brachialen Science-Fiction-Story also darauf hin, dass sich die Bewohner solch lebensfeindlicher Bauten irgendwann zwangsläufig gegenseitig an die Gurgel gehen müssen, egal ob sie billiges Dosenbier oder feinsten Champagner saufen.

Gesoffen wird auch in Wheatleys Adaption reichlich. Der Wahnsinn im Wohnblock fängt nämlich zunächst an in Form von ausschweifenden Sex- und Drogen-Parties um sich zu greifen. Die Stimmung wird dabei stetig rücksichtloser und aggressiver. Wheatley findet dafür gelungene Bilder: Grelle Farben, expressionistische Ausstattung, unsymmetrische Kameraeinstellungen. Der größte Clou des Regisseurs und seiner Drehbuchschreiberin (und Lebenspartnerin) Amy Jump aber ist die zeitliche Einordnung ihres Films: So spielt ihre Version von "High-Rise" gewissermaßen in einer alternativen Vergangenheit, beziehungsweise einer Zukunft, die es so nie gegeben hat. Diese sogenannte retro-futuristische Annäherung äußert sich also in einer schrägen visuellen Variante der 70er Jahre – komplett mit Blümchentapeten, Schnurrbärten und übergroßen Sonnenbrillen – die zugleich auch eine mögliche Zukunft darstellt.

Ohne diese deutliche Abgrenzung zu "realistischen" Zukunftsvisionen hätte die Verfilmung nicht funktioniert; nur so vermag Wheatley dem Geist der Vorlage gerecht zu bleiben. Leider verrennt er sich dafür in anderen Belangen. Besonders der Schnitt, für den er sich ebenfalls persönlich verantwortlich zeigt, kostet den Film einiges an Effektivität. Die häufig verwendeten Montagesequenzen etwa sorgen dafür, dass die schleichende Verrohung der Sitten im Haus viel zu sprunghaft wirkt und für Zuschauer und Zuschauerinnen, die nicht mit der Vorlage vertraut sind sogar gänzlich unverständlich erscheinen mag. Außerdem entkräftet Wheatley so das brillante Set-Design des Films: Durch den wüsten Schnitt erschließen sich die unglaublichen Dimensionen des Blocks nicht vollständig, da die räumlichen Zusammenhänge unklar bleiben.

Insgesamt aber erzeugt Wheatley – nicht zuletzt auch durch den tollen, düsteren Synthie-Soundtrack – eine wohlig-wahnsinnige Stimmung, die das allmähliche Abbröckeln der bürgerlichen Fassade seiner Protagonisten zum perversen Vergnügen macht. An die prägnanten Highlights seiner bisherigen Filmographie, "Kill List" und "Sightseers", mag "High-Rise" nicht ganz heranreichen, dennoch aber fügt der Regisseur seinem ohnehin schon vielseitigen Werk eine spannende neue Facette hinzu: "High-Rise" ist dystopische Science-Fiction, Geisterhaus-Horror mit "The Shining"-Anleihen und makabres Pop-Bilderbuch in einem.

>> von Tim Lindemann

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