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Moviebase It Follows

It Follows
It Follows

Bewertung: 95%

Userbewertung: 95%
bei 640 Stimmen

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Originaltitel: It Follows
Kinostart: 09.07.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: 27.11.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 27.11.2015
Freigabe: FSK 12
Lauflänge: 100 Minuten
Studio: Animal Kingdom, Northern Lights Films,
Produktionsjahr: 2014
Regie: David Robert Mitchell
Drehbuch: David Robert Mitchell
Darsteller: Linda Boston, Caitlin Burt, Heather Fairbanks

Meisterwerke, Meilensteine, Quantensprünge sind erstens sehr selten im Format "Genre", zweitens erkennt man sie in aller Regel erst Jahre später als das, was sie sind: Die Liste zu ihrer Zeit verkannter Geniestreiche ist lang und tragisch, auch im Horrorgenre. Genres entwickeln sich also generell langsam und zyklisch, nicht durch einzelne "geniale" Impulse. Ausnahmen gibt es aber immer wieder und eine solche Ausnahme stellt auch David Robert Mitchells "t Follows"dar: ein Film von überwältigender visueller und subtexueller Kraft, der zugleich kluge Parabel und verdammt verstörender Horror-Trip ist und sein moralisches Herz am rechten Fleck trägt. Ein Film, der natürlich mit den verschiedenen Traditionen des Horrors verknüpft ist, sie zitiert und interpretiert (sonst wäre er kein Genre-Film), aber durch ein tiefes Verständnis dieser Traditionen eben auch gänzlich Neues hervorbringt.

Mitchell erkennt wie schon viele Filmemacher vor ihm Sex als die treibende Kraft vieler Ängste, die im Horror aufgegriffen und illustriert werden. Wie in den Teenie-Slashern der Siebziger und Achtziger Jahre, sowie deren post-modernen Verballhornungen, greift der Regisseur und Autor dabei besonders die jugendliche Furcht vor dem Geschlechtsakt auf: Wer Sex hat, ist erwachsen; wer erwachsen ist, muss irgendwann sterben. Sein Film beginnt sogar mit einer wunderbar dezenten Hommage an einen der Slasher-Urtexte, Carpenters "Halloween". Dazu bedarf es Mitchell aber keines stumpfen Namedroppings, er zeigt uns einfach eine amerikanische Vorstadt-Idylle in satten herbstlichen Farben – die Assoziation entsteht so ganz von selbst, auf genuin filmisch-visuelle Art.

"It Follows" bewegt sich also im erzählerischen Terrain der Slasher – eine Gruppe von Teenagern kämpft gegen einen mörderischen Gegner – ist aber in seinem psychologischen Erfindungsreichtum den japanischen Horrorfilmen der Jahrtausendwende näher. Wie in "Ring" oder "The Grudge" stehen die Protagonisten einem geheimnisvollen, nicht gänzlich erklärbarem Fluch gegenüber, der weniger greifbar als ein maskierter Killer ist und daher auch um einiges Bedrohlicher. Er überträgt sich nämlich beim Geschlechtsakt und kann auch nur so an die nächste Person weitergegeben werden. Zunächst führt uns Mitchell jedoch auf einige falsche Fährten: Ein blutiges Anfangsbild lässt wüsten Splatter vermuten, der jedoch glücklicherweise ausbleibt. Danach glaubt man sich plötzlich in einem typischen Serienkiller-Film, als die Hauptfigur Jay (genial: Maika Monroe) von ihrem Date nach dem Sex plötzlich gefesselt und geknebelt in ein leerstehendes Haus gebracht wird.

Doch statt ihr Gewalt anzutun, erklärt ihr der aufgebrachte Junge, was sie von nun an erwartet: Er hat ihr den mysteriösen Fluch übertragen, der ihr von nun an wortwörtlich auf Schritt und Tritt folgen wird. Er, oder besser "es", kann sich in jeder beliebigen Person manifestieren, ihr folgen und sie schließlich töten. Einzige Hoffnung auf Rettung ist die Weitergabe per Geschlechtsverkehr. In dieser simplen aber perfiden Idee verbergen sich natürlich bereits viele Implikationen: die Angst vor Aids und anderen Geschlechtskrankheiten, die Möglichkeit von Vergewaltigung. "It Follows" lässt uns diese unterschwelligen Themen erkennen, zielt letztlich aber auf einen anderen, grundlegenden Aspekt ab: die Unsicherheit, die nun einmal in jeder menschlichen Interaktion, ganz besonders aber beim Sex mitschwingt – die Unmöglichkeit, das Gegenüber wirklich zu kennen und die Gefahr, in den möglicherweise zerstörerischen Kosmos des Anderen hineingezogen zu werden. Denn natürlich ist dieser Film auch eine Abhandlung über Paranoia, die mindestens so ansteckend ist wie eine Infektion. Mit seinem Fokus auf Angst vor Verfolgung und Beobachtung ist "It Follows" der Horrorfilm schlechthin für die Internet-Generation – und das, obwohl er visuell im besten Sinne altmodisch wirkt.

Von diesem Subtext einmal abgesehen, vermag der junge Regisseur sein Thema aber auch einfach zu größtmöglichem Effekt auszuspielen. Die Möglichkeit, dass jede Person auf der Leinwand theoretisch der nächste Angreifer sein könnte, sorgt für 90 Minuten ununterbrochene Spannung sowie zahlreiche Schockmomente, die auch beinharte Horrorfans zum Keuchen bringen. Dazu braucht "It Follows" weder ständige "Jump Scares" noch Kunstblut, sondern kreiert durch seine hervorragende Kamera und den hypnotischen Soundtrack eine dichte Atmosphäre der Bedrohung. Zum Meisterwerk aber wird der Film durch seine finale Entschlüsselung der auf moralischem Wege scheinbar kaum lösbaren Prämisse. Er legt nämlich einen Schwerpunkt auf die glaubwürdige Solidarität innerhalb der Freundesgruppe um Jay. Hier werden die Teenager nicht wie im x-beliebigen Slasher gegeneinander ausgespielt und nacheinander geopfert, sondern stehen zusammen. Die Angst vor dem Anderen mag man niemals loswerden, am besten aber lässt sie sich mit geliebten Menschen gemeinsam bekämpfen.

>> von Tim Lindemann

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