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Moviebase Shrew's Nest

Shrew's Nest
Shrew's Nest

Bewertung: 70%

Userbewertung: 75%
bei 38 Stimmen

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Originaltitel: Musarañas
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: Unbekannt
Studio: La Ferme! Productions, Nadie es Perfecto, Pokeepsie Films
Produktionsjahr: 2014
Regie: Juanfer Andrés, Esteban Roel
Drehbuch: Juanfer Andrés, Juanfer Andrés
Darsteller: Silvia Alonso, Carolina Bang, Jesús Ángel Castrodeza, Nadia de Santiago, Tomás del Estal, Asier Etxeandia

Spanischer Horror ist in den letzten Jahren vor allem für zwei Elemente bekannt geworden: zum einen für seinen stark von Hitchcock inspirierten Suspense-Faktor, der sich psychoanalytischer Motive bedient und eine dichte gotische Atmosphäre hervorruft; zum anderen für eine konfrontative Abgründigkeit, die nicht vor derben Schockmomenten und Gore zurückschreckt. Einer der Schlüsselfiguren der spanischen Genre-Szene, das Urgestein Alex de Iglesias, bringt im Film "Shrew's Nest" jetzt beide Aspekte zusammen – allerdings nur als Ausführender Produzent. Mit de Iglesias überkandiedelten Splatter-Zirkusshows hat der Debütfilm der Regisseure Juanfer Andrés und Esteban Roel auch nicht so viel gemein. Sie orientieren sich eher an Roman Polanskis frühen Klassikern, Rob Reiners "Misery" und mischen die Stimmung dieser Vorbilder mit Elementen aus Melodram und Komödie.

Wie so oft im klassischen Gruselfilm steht in "Shrew's Nest" ein ungleiches Geschwisterpaar im Vordergrund: In diesem Fall handelt es sich dabei um Montse (Macarena Gomez) und ihre jüngere Schwester (Nadia de Santiago), die sich im Madrid der 1950er Jahre ein kleines Appartement teilen. Montse ist eine begnadete Schneiderin, kann das Haus auf Grund ihrer extremen Agoraphobie aber nicht verlassen. Und so herrscht hier keineswegs schwesterliche Idylle, sondern Montses boshafte Willkür: Da sie ihre kleine Schwester nach dem frühen Tod der Mutter alleine großgezogen hat und gleichzeitig schrecklichen Missbrauch ausgehend vom mittlerweile ebenfalls verstorbenen Vater zu erleiden hatte, hält sie sich nun für die Kontrollinstanz im Leben der Schwester. Keine Minute zu lang darf sich die Schwester in der vermeintlich gefährlichen Außenwelt aufhalten, schon ein harmloses Gespräch mit einem Nachbarsjungen lässt Montse in aggressive Raserei verfallen.

Angespornt wird sie in ihrer Tyrannei von dem geisterhaften psychologischen Abbild ihres sadistischen Vaters (wie immer schön fies: Luis Tosar), das Montse in kritischen Momenten immer wieder erscheint. "Shrew's Nest" ordnet sich also zunächst deutlich in die Kategorie des Freudianischen Unbehagens ein: In den emotional befleckten vier Wänden gehen genug Vater- und Mutterkomplexe ein und aus, um ganze Heerscharen von Psychoanalytikern zu beschäftigen. Zunächst aber fragt man sich: Wo bleibt der versprochene Horror? Der Film der beiden Regisseure lässt sich eher wie ein beklemmendes Melodrama an und leider nicht wie ein besonders gutes: Schwache Dialoge und steriler Look sorgen am Anfang ungünstigerweise für Ernüchterung.

Dann aber stolpert ein Mann in die problematische Geschwisterkonstellation und bringt allerlei Trubel mit sich: Der Nachbar Carlos aus dem oberen Stockwerk fällt die Treppe herunter und verletzt sich schwer. Er landet direkt vor der Wohnung der Schwestern, in die ihn Montse begierig wie eine Schwarze Witwe hineinzieht. Vermag sie es ob ihrer Kindheitstraumata schon nicht, sich aus der Wohnung hinaus zu begeben, nimmt sie den plötzlichen Einbruch der Außenwelt dafür umso dankbarer entgegen. Zwar gibt sie vor, Carlos nur bei seiner Genesung helfen zu wollen, in Wirklichkeit aber möchte sie den attraktiven jungen Mann ganz und gar besitzen. Dieser merkt von dieser Obsession zunächst wenig, hat er sich doch in Montses Schwester verguckt...

Dieses Verwirrspiel nutzen Andrés und Roel nun für einige absurde Situationskomik, die zur Auflockerung der zuvor etablierten Beklemmung beiträgt. Der atmosphärische Richtungswechsel ist jedoch eine inszenatorische Täuschung, schlägt "Shrew's Nest" im letzten Akt doch in eine noch andere Kerbe, bei der nun auch Alex de Iglesias' Handschrift durchscheint. Hier holen die Debütregisseure nun recht unerwartet die Splatterkeule aus dem Werkzeugkasten und offenbaren in krassen Bildern den ganzen Ausmaß von Montses Wahnsinn. Religiöser Wahn vermischt sich auf fatale Weise mit psychischen Narben und lässt Montse zur Bestie werden. Ein nicht geringer Funken tiefschwarzen Humors darf aber selbst im finalen Blutbad nicht fehlen.

Mit "Shrew's Nest" ist den Regisseuren und Produzent de Iglesias ein nicht unbedingt lupenreiner, aber durchaus spektakulärer Genre-Eintrag gelungen, der allerlei Erwartungshaltungen sprengen dürfte. Sicher, rein erzähltechnisch hapert es in diesem Kammerspiel an allen Ecken und Enden; die clevere Verbindung von psychoanalytischen Motiven mit dem klaustrophobischen Filmraum des Appartements und schließlich drastischem Splatter aber garantiert, dass "Shrew's Nest" aus der Masse der europäischen Genrefilme heraussticht. Auf eine Auswertung in Deutschland bleibt nach zahlreichen Festivaleinsätzen noch zu hoffen.

>> von Tim Lindemann

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