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Moviebase A Girl Walks Home Alone At Night

A Girl Walks Home Alone At Night
A Girl Walks Home Alone At Night

Bewertung: 70%

Userbewertung: 85%
bei 46 Stimmen

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Originaltitel: A Girl Walks Home Alone At Night
Kinostart: 23.04.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 99 Minuten
Studio: Say Ahh Productions, SpectreVision, Logan Pictures
Produktionsjahr: 2014
Regie: Ana Lily Amirpour
Drehbuch: Ana Lily Amirpour
Darsteller: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh, Rome Shadanloo, Dominic Rains

An Vampiren und Vampirfilmen herrschte in den vergangenen Jahren wahrlich kein Mangel. Sowohl das Mainstream- als auch das Independentkino entdeckten ihre Liebe zum blutsaugenden Außenseiter, der mehr oder weniger unbemerkt mitten unter uns lebt. Die Frage, ob gerade dieses Subgenre noch etwas wirklich Unerwartetes oder gar Neues hervorbringen kann, scheint angesichts der Schwemme an Dracula-Klonen durchaus berechtigt. Aufhorchen ließ zuletzt dennoch ein Betrag, der beim renommierten Filmfestival von Sitges gleich mit mehreren Preisen bedacht wurde. Zuvor lief „A Girl Walks Home Alone At Night“ schon in Sundance, wo er ebenfalls reichlich Kritikerlob und Publikumsapplaus einsammelte.

Weil sich Filme mit einem griffigen Etikett ganz einfach besser vermarkten lassen – die Bezeichnung „Vampirfilm“ reicht nach “Twilight“ und seinen unzähligen Klonen scheinbar nicht mehr aus – schickt ein kleiner Verleih nun also den „ersten iranischen Vampirfilm“ ins Rennen. In der englischen Tagline ist sogar von einem „Feminist Iranian Vampire Western“ die Rede, was die Sache ziemlich gut beschreibt. Denn das Kinodebüt der amerikanisch-iranischen Regisseurin Ana Lily Amirpour kreist um eine schweigsame, geheimnisvolle (Anti-)Heldin (Sheila Vand, bekannt aus „Argo“), welche nachts durch die Straßen eines erdachten, iranischen Ölkaffs streift und dabei auf ihre lange Zeit ahnungslosen Opfer trifft. Wen sie aussaugt und wen sie verschont, darüber entscheidet nur sie selbst.

Die Unterschiede zum gängigen Bild dieser Spezies liegen abseits des Geschlechteraspekts vor allem in der Kleidung und im Verhalten von Amirpours weiblichem Blutsauger. Den ikonografischen Vampirumhang, der schon ein gewisser Graf Dracula trug, sucht man hier vergeblich. Stattdessen trägt „The Girl“ einen Tschador, ein vor allem im Iran weit verbreitetes, schwarzes Tuch, das bis auf das Gesicht und die Hände alles verdeckt. Zusammen mit der Sprache ist dieser aber zugleich der einzige Hinweis auf die iranischen Wurzeln des Films, der ansonsten doch sehr amerikanisiert wirkt. Das mag mit Amirpours Vita zusammenhängen, schließlich lebt und arbeitet sie schon lange in Kalifornien und ist in der dortigen Independent-Szene bestens vernetzt. Sogar der fiktive Schauplatz des Films, bei Amirpour heißt der trostlose Ort vielsagend nur „Bad City“, ähnelt mehr einer Kulisse aus einem alten Hollywood-Film oder Western. Hierzu passt auch der Ford Thunderbird des jungen Arash (Arash Marandi), der dem Vampirmädchen eines Nachts eher zufällig begegnet. Von ihrem Geheimnis ahnt er dabei nichts.

Auch „A Girl walks home alone at Night“ behandelt im Kern eine Zweier-Liebesgeschichte, wenngleich eine recht behutsame und erfreulich kitschfreie. Arash und das Mädchen sind von Bella und Edward in etwa so weit entfernt wie unsere Erde von Sonne oder dem Urknall. Das beruhigt. Amirpours Protagonisten erfüllen eher die Kriterien wortkarger Einzelgänger, die sich doch ohne viele Worte zueinander hingezogen fühlen. Zu den schönsten und zugleich poetischsten Momenten dieses in expressiven Schwarz-Weiß gedrehten Mixes aus melancholischer Außenseiter-Love-Story und Vampirfilm gehört die Tanzszene, in der beide zum großartigen „Death“ der White Lies der Trostlosigkeit von „Bad City“ zu entkommen versuchen. Scheinbar in Zeitlupe bewegen sie sich um den Anderen. Und obwohl sie sich dabei näher kommen, wahren sie doch zunächst eine gewisse Distanz.

Von dieser immer hübsch anzusehenden Poesie besitzt „A Girl walks home alone at Night“ reichlich. Manchmal kann einem als Zuschauer die Darbietung an durchaus selbstbezogener Kunst und Künstlichkeit auch zu viel werden. Dann nämlich, wenn eine Szene partout kein Ende zu nehmen scheint und Amirpour etwas zu überzeugt von ihrem Können in das Abfilmen erstarrter Tableaus verfällt. Letzteres erzeugt früher oder später Langeweile und Ungeduld. Da ist es fast egal wie schön die ausgestellte Oberfläche sein mag. Der Vergleich mit Jim Jarmusch, der mit „Only Lovers left alive“ erst vergangenes Jahr seine Version eines etwas anderen Vampirfilms vorlegte, liegt nahe. Amirpour liebt amerikanisches (Independent-)Kino, was man ihrem Debüt in jeder Einstellung ansieht. Dabei zitiert sie neben Jarmusch, Tarantino und David Lynch aber auch Hollywood-Klassiker der 1950er und 60er-Jahre. Ihr Hauptdarsteller, der in Hamburg lebende Arash Marandi, würde bei der Wahl zum persischen James-Dean-Lookalike vermutlich den ersten Platz belegen.

„A Girl Walks Home Alone At Night“ ist sich jederzeit seiner stilistischen Klasse und Reife bewusst. Was den Film auszeichnet, ist wie souverän und leicht – Humor ist für Amirpour kein Fremdwort – er seine überschaubare, mit gängigen Plotkategorien eigentlich kaum zu erfassende Geschichte erzählt. Statt einer Handlung präsentiert uns Amirpour eher eine atmosphärisch stark verdichtete Abfolge aus expressiven Bildern und dunklen Stimmungen, von denen man je nach eigener Gemütslage begeistert oder auf visuell höchsten Niveau gelangweilt sein kann.

>> von Marcus Wessel

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