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Moviebase The Visit

The Visit
The Visit

Bewertung: 70%

Userbewertung: 65%
bei 78 Stimmen

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Originaltitel: Sundowning
Kinostart: 24.09.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: 04.02.2016
DVD/Blu-Ray Verleih: 04.02.2016
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Blinding Edge Pictures, Blumhouse Productions
Produktionsjahr: 2015
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Darsteller: Kathryn Hahn, Peter McRobbie, Ed Oxenbould,

Spätestens mit dem verkorksten Will-Smith-Bombast „After Earth“ schien die Hollywood-Karriere des Filmemachers M. Night Shyamalan in eine Sackgasse zu führen. Die Kritiken fielen größtenteils niederschmetternd aus. Und auch das Publikum wollte nicht recht warm werden mit einem aufgeblasenen Science-Fiction-Abenteuer, das den früheren Ideenreichtum seines Regisseurs nicht einmal ansatzweise erahnen lässt. Was also tun, wenn man als einst gefeiertes Wunderkind immer weiter abstürzt und bei den Studiobossen jeglichen Kredit verspielt? Die Antwort lieferte der arg Gescholtene selbst, indem er alle Blockbuster-Zwänge abstreifte und sich auf seine Wurzeln zurückbesann.

Zunächst wirkte Shyamalan als ausführender Produzent an der Mystery-Serie „Wayward Pines“ mit, deren Pilotfolge er zudem inszenierte. Im Anschluss widmete er sich dann dem selbst finanzierten Herzensprojekt „The Visit“, einer gewagten Gratwanderung zwischen Gruselthriller und Komödie, die noch dazu im längst abgenutzten Doku-Stil daherkommt. Kann ein solches Unterfangen wirklich gut gehen? Oder ist der nächste Reinfall die logische Konsequenz? Diese Fragen dürfte sich so mancher Genre-Liebhaber gestellt haben, als erste Details zum Film bekannt wurden. Beruhigen darf man jedoch alle Skeptiker, da dem Regisseur durchaus ein kleiner Befreiungsschlag gelingt. Auch wenn „The Visit“ gewiss nicht an sein verblüffendes Frühwerk „The Sixth Sense“ heranreicht, erzeugt der schwarzhumorige Mystery-Streifen einen ähnlich wohligen Grusel. Ins Bild passt dabei auch der fiese, kleine Plot-Twist, der sich im letzten Drittel offenbart.

Die zweifache Mutter (Kathryn Hahn) staunt nicht schlecht, als sich nach vielen Jahren der Funkstille plötzlich ihre Eltern melden, weil sie unbedingt ihre Enkelkinder kennenlernen möchten. Kurz darauf begeben sich die 15-jährige Becca (Olivia DeJonge) und ihr jüngerer Bruder Tyler (Ed Oxenbould) auf die Reise ins ländliche Pennsylvania, wo Oma und Opa in einem abgelegenen Farmhaus leben. Im Gepäck befindet sich auch umfangreiches Video-Equipment, mit dem die filmbegeisterte Teenagerin eine Dokumentation über ihren einwöchigen Besuch drehen will. Nana (schön unheimlich: Deanna Dunagan) und Pop Pop (Peter McRobbie) begrüßen ihre Enkel überschwänglich, legen allerdings schon bald seltsame Verhaltensweisen an den Tag, die vor allem den aufgeweckten Tyler irritieren. Als seine Schwester ebenfalls in Grübeln kommt, versuchen die beiden herauszufinden, welches Geheimnis ihre Großeltern umgibt.

Fast hat es den Anschein, als wolle Shyamalan mit „The Visit“ beweisen, dass sich herzhafte Lacher und Unbehagen keineswegs ausschließen. Oder anders ausgedrückt, richtig verteilt, sogar gegenseitig befruchten können. Schreiend komisch sind nicht nur die nächtlichen Ausfälle der Großmutter, sondern auch Tylers entgeisterte Kommentare, in die sich mit der Zeit immer mehr Verunsicherung mischt. Leidet Nana wirklich nur an einer speziellen Form von Demenz, wie Pop Pop behauptet? Oder gibt es am Ende einen ganz anderen Grund für das manchmal animalische Gebaren seiner Ehefrau?

Während einige Szenen Situationskomik und Schrecken konsequent parallel führen  (Stichwort: Backofen), schlägt das Geschehen in anderen Momenten ganz unvermittelt von Ausgelassenheit in Angst und Panik um. Etwa bei einem unbekümmerten Versteckspiel der beiden Geschwister unter dem Haus, das sich zu einer wilden und beklemmenden Hetzjagd mit Schnappatmungspotenzial steigert. Klaustrophobisch wirkt der Film schon allein deshalb, weil sich beinahe die gesamte Handlung im Farmhaus und dessen trostloser Umgebung abspielt. Tyler und Becca scheinen von der Welt und damit möglicher Hilfe abgeschnitten zu sein. Diesen Eindruck vermitteln auch die kurz gehaltenen Skype-Gespräche mit ihrer Mutter, die zeitgleich auf einem Kreuzfahrtschiff entspannt.

Als zweischneidiges Schwert erweist sich – nicht ganz überraschend – die optische Gestaltung der abgründigen Geschichte. Auch wenn wir hier glücklicherweise von dauerhaft verwackelten Bildern verschont bleiben, fühlt sich der Dokumentarstil trotz eingeschobener Erklärungen manchmal ähnlich aufgesetzt an wie in vielen anderen Found-Footage-Streifen. Besonders deutlich wird dies auf der Zielgeraden nach der Enthüllung des sicher nicht allzu originellen, aber durchaus wirkungsvollen Plot-Twists. Von diesem Zeitpunkt an bricht die Hölle über die beiden Hauptfiguren herein. Und doch liegt die Kamera, zumindest bei Becca, weiter fest in der Hand. Überhaupt sollte man im Finale nicht zu genau auf logische Fragen schielen, da Shyamalan einige Ungereimtheiten in Kauf nimmt, um die Spannungs- und Eskalationsschraube kräftig anzuziehen.

Stören kann man sich auch an den Meta-Bezügen, die in den Gesprächen zwischen Becca und ihrem Bruder ständig zum Vorschein kommen. Als begeisterte Cineastin (vielleicht sogar zukünftige Regisseurin?) philosophiert die junge Frau bei jeder sich bietenden Gelegenheit über spezifisch filmische Verfahrensweisen. Mit der Zeit fühlt sich das allerdings wie ein selbstverliebter Kommentar Shyamalans an, den es in dieser Form nicht gebraucht hätte. Umso löblicher ist es, dass die Protagonisten dem Betrachter – anders als die zahlreichen Knallköpfe, die sich sonst im Horrorgenre tummeln – nie auf die Nerven fallen. Bis zum bizarr-ausufernden Showdown leidet man ehrlich mit ihnen mit, was nicht zuletzt den beiden Darstellern zu verdanken ist. Besonders Ed Oxenbould läuft als wissbegieriger Möchtegern-Checker zur Höchstform auf und trägt selbst die emotional-dramatischen Szenen mit erstaunlicher Souveränität. Neben einem merkwürdigen Besuch bei den Großeltern erzählt Shyamalan nämlich auch von einer zerrütteten Familie, in der jeder sein Päckchen zu tragen hat.

„The Visit“ ist definitiv kein Schocker, der dem Publikum pausenlos Angst einjagt. Dafür aber ein kleiner, eigenartig-beunruhigender Mystery-Film samt überraschend witzigen Pointen. Anders formuliert: Ein Weg aus dem kreativen Exil, in das sich der Regisseur in den letzten Jahren selbst hineinmanövriert hat. Bleibt nur zu hoffen, dass er den wiedergefundenen Kompass nicht mehr achtlos wegwirft.

>> von Christopher Diekhaus

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