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Moviebase Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder
Die Insel der besonderen Kinder

Bewertung: 70%

Userbewertung: 85%
bei 56 Stimmen

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Originaltitel: Miss Peregrine’s Home for Peculiars
Kinostart: 06.10.2016
DVD/Blu-Ray Verkauf: 02.02.2017
DVD/Blu-Ray Verleih: 02.02.2017
Freigabe: FSK 12
Lauflänge: - Minuten
Studio: Chernin Entertainment, Tim Burton Productions
Produktionsjahr: 2016
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Jane Goldman
Darsteller: Eva Green, Asa Butterfield, Samuel L. Jackson, Allison Janney, Kim Dickens, Chris O'Dowd, Judi Dench, Ella Purnell, Rupert Everett, Terence Stamp

Die gleichnamige Buchvorlage steckt voller Magie und scheint eigens für Tim Burton geschrieben zu sein. Wer sonst als der Meister des verschroben-bildgewaltigen US-Kinos hätte sich dem Debütroman des Schriftstellers Ransom Riggs annehmen sollen, der von außergewöhnlichen Menschen erzählt, die in einer turbulenten Zeit unheimlichen Mächten ausgesetzt sind? Schwer vorstellbar, dass ein anderer Regisseur dem eigenwilligen Stoff ähnlich begeistert begegnet wäre. Sicherlich ist „Die Insel der besonderen Kinder“ nicht Burtons stärkster Film. Wohl aber nutzt er die literarische Quelle, um das in Szene zu setzen, was er schon immer geliebt hat: fantasievoll-morbide Stimmungen. Langeweile kommt in der mehr als zweistündigen Abenteuerreise nicht auf, auch wenn das optisch berauschende Spektakel erzählerisch einige Wünsche offen lässt.

Nach dem mysteriösen Tod seines Großvaters Abraham (Terence Stamp) verschlägt es den 16-jährigen Jake (Asa Butterfield) vom sonnigen Florida auf eine kleine walisische Insel, wo der Verstorbene – glaubt man seinen früheren Erzählungen – während des Zweiten Weltkriegs in einem Waisenhaus für Kinder mit übernatürlichen Fähigkeiten gelebt hat. Bislang war Jake immer davon ausgegangen, dass die blumigen Geschichten erfunden sind. Als er das Eiland jedoch erkundet und auf die Heimruine stößt, erlebt er eine handfeste Überraschung. Ehe er sich versieht, findet er sich in einer Zeitschleife im Jahr 1943 wieder und trifft dort auf die Waisenhausleiterin Miss Peregrine (charismatisch: Eva Green), die wie eine Mutter über ihre mit Superkräften ausgestatteten Schützlinge wacht und mithilfe ihrer magischen Uhr dafür sorgt, dass sich der 3. September stets wiederholt. Schließlich soll die selbst konstruierte Zeitschleife die Kinder vor den unheimlichen Schattenwesen bewahren, die der hinterlistige Wissenschaftler Mr. Barron (Samuel L. Jackson) auf die kleinen Außenseiter angesetzt hat.

Visuell präsentiert sich die Romanadaption schon in der ersten Dreiviertelstunde äußerst facettenreich. Wird Florida – von Abes Ermordung einmal abgesehen – als luftig-heller Handlungsort eingeführt, dominiert ein bedrückendes Grau die Szenen, die sich auf der walisischen Insel in der Gegenwart abspielen. Tauchen wir dann in das Jahr 1943 ein, erwartet uns eine leuchtend-farbenfrohe Welt, in der es an jeder Ecke skurrile, verspielte und betörende Details zu entdecken gibt. Inmitten dieses fantastischen Wunderlandes begegnen wir vielen ungewöhnlichen Menschen. Unter anderem der schwerelosen Emma (Ella Purnell), zu der Jake eine besondere Nähe aufbaut, dem stets etwas ernst wirkenden Enoch (Finlay MacMillan), der allem Toten für einen begrenzten Zeitraum Leben einhauchen kann, und Horace (Hayden Keeler-Stone), einen Jungen mit prophetischen Träumen.

Diese und andere exzentrische, aber liebenswerte Figuren bieten Burton die Möglichkeit, sich auf Bildebene immer wieder auszutoben und den Betrachter regelmäßig zu verblüffen. Eindrucksvoll sind etwas Horaces Visionen, die für alle Kinder sichtbar auf eine Leinwand projiziert werden. Oder aber der Kampf zweier von Enoch erweckter Puppen, der uns daran erinnert, wie sehr der Regisseur die Stop-Motion-Technik verehrt. Auch wenn er aus bekannten Versatzstücken – der X-Men-Kosmos und die Harry-Potter-Welt sind nicht weit entfernt – etwas ganz Eigenes kreiert, hätte man sich an manchen Stellen eine etwas ausführlichere Charakterzeichnung gewünscht. Viele Figuren werden lediglich auf ihre übersinnlichen Fähigkeiten reduziert. Und auch unser Protagonist Jake erfährt eine letztlich zu abrupte Wandlung vom staunenden Beobachter zum zupackenden und planvoll vorgehenden Retter. Unbefriedigend, da wenig originell, bleibt zudem das Profil des sinisteren Mr. Barron, den Samuel L. Jackson als betont überkandidelten Bösewicht anlegt.

Dass die Atmosphäre vor allem in der zweiten Hälfte wiederholt ins Gruselige kippt, kommt nicht von ungefähr, da sowohl der Roman als auch die Adaption den geschichtlichen Hintergrund in der Erzählung reflektieren. Bei Jakes Großvater handelt es sich, wie man aus einigen Dialogzeilen heraushören kann, um einen polnischen Kriegsflüchtling, der den Schrecken des Nazi-Terrors hautnah miterlebt hat. Und Barrons Jagd auf die außergewöhnlichen Kinder lässt unweigerlich an die Verfolgung der Juden denken. Ebenso wie der Name der seltsamen Schattenmonster, die als „Hollowgasts“ bezeichnet werden, womit Buchschöpfer Riggs überdeutlich auf den Holocaust anspielt. Einen bedrückenden Anstrich bekommt das Geschehen darüber hinaus immer dann, wenn Burton und Drehbuchautorin Jane Goldman („Die Frau in Schwarz“) das Dasein der Waisenkinder genauer in den Blick nehmen. Obwohl sie durch die Zeitschleife beschützt werden, fühlen sie sich manchmal wie Gefangene, da sie keine Möglichkeit haben, sich in ihrem Leben großartig weiterzuentwickeln.

In den Hintergrund treten derartige Überlegungen im dritten Akt, der dem Publikum noch einmal alles bietet, was man von einem Fantasy-Blockbuster erwarten darf. Hier entfesselt „Die Insel der besonderen Kinder“ eine große, von brillanten Effekten getragene Schlacht, die sich ein ums andere Mal gefährlich nah am Overkill bewegt, allerdings jederzeit unterhaltsam bleibt. Nicht zuletzt, weil das actionreiche Geschehen, das eine schöne Hommage an Hollywoods Tricklegende Ray Harryhausen beinhaltet, mit Witz und Ironie aufgeladen wird.

>> von Christopher Diekhaus

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