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Moviebase Ich seh, Ich seh

Ich seh, Ich seh
Ich seh, Ich seh

Bewertung: 80%

Userbewertung: 95%
bei 161 Stimmen

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Originaltitel: Ich seh, Ich seh
Kinostart: 02.07.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: 22.10.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 22.10.2015
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 100 Minuten
Studio: Ulrich Seidl Film Produktion GmbH
Produktionsjahr: 2015
Regie: Severin Fiala, Veronika Franz
Drehbuch: Severin Fiala, Veronika Franz
Darsteller: Susanne Wuest, Lukas Schwarz, Elias Schwarz

Sigmund Freud zufolge entsteht das Gefühl des Unheimlichen durch das Vertraute, das plötzlich unvertraut erscheint. Was wir zu kennen glaubten, verwandelt sich in etwas Unbekanntes und erfüllt uns fortan mit Schrecken. Eben diese Erfahrung machen die Zwillinge im Spielfilmdebüt des Regiegespanns Veronika Franz und Severin Fiala, das auf eindrückliche Weise Arthaus-Befindlichkeiten mit Thriller- und Horror-Mustern verbindet. Ein beunruhigender Blick in familiäre Abgründe. Dorthin, wo ein grausamer Machtkampf um Wahrnehmung und Identität entbrennt. Wo sich der Body Horror eines David Cronenberg mit den perfiden Psychospielchen eines Michael Haneke vermischt. Und wo Unbehagen selbst aus kleinsten Gesten erwächst.

Handlungsort ist ein stattlich-steriles Landhaus, umgeben von Wald und Wiesen. Elias (Elias Schwarz) und Lukas (Lukas Schwarz) tollen zu Beginn im Maisfeld umher. Erkunden finstere Höhleneingänge, während die Sonne scheint und ein Hauch von „Stand by Me“ durch die sommerlichen Bilder weht. Einen Einschnitt erfährt die vermeintliche Idylle, als die Mutter (Susanne Wuest) nach einer Operation mit bandagiertem Gesicht nach Hause kommt und ihren Kindern, anders als früher, herrisch und schroff begegnet. Sind Elias und Lukas anfangs nur verwundert, kommen sie schon bald zu der Überzeugung, dass eine andere Frau den Platz ihrer Mama eingenommen haben muss. Ein Verdacht mit dramatischen Konsequenzen. Denn um Gewissheit zu erlangen, greifen die Jungen zu außergewöhnlichen Methoden.

Fans drastischer Terrorszenen müssen sich einige Zeit gedulden, bekommen von Veronika Franz und Severin Fiala – sie ist die Partnerin von Ulrich Seidl, er der Neffe des österreichischen Filmemachers – aber einige Häppchen vor die Füße geworfen. Intensiv-verstörende Momente, die gerade deshalb irritieren, weil es zwei Kinder sind, die hier eine unerbittliche Mission verfolgen. Spannend ist dabei auch, wie das Drehbuch Elias und Lukas zunächst als verunsicherte Identifikationsfiguren aufbaut, bloß um sie Schritt für Schritt in kleine Monster zu verwandeln, die alle Grenzen überschreiten. Plötzlich fühlt man mit ihrer Mutter mit. Eben jener Figur, deren kaltherziges Verhalten in der ersten halben Stunde große Abneigung erzeugt.

Die Genre-Elemente, die das Regie-Duo in seine mysteriöse Geschichte einbaut, reichen vom beliebten Doppelgänger-Motiv über das Auftauchen riesiger Insekten bis hin zu Alpträumen, die Ängste und Gewaltfantasien illustrieren. Unheimlich ist vor allem die Sequenz, in der die Mutter in den Wald läuft und sich entkleidet, während die Kamera langsam hinter ihr her schleicht. Überhaupt sind es die streng komponierten, nicht selten surreal anmutenden Bilder von Martin Gschlacht, die „Ich seh, Ich seh“ zu einem besonderen Filmerlebnis machen. Selbst kleine Nebensächlichkeiten wie eine fast menschenleere Dorfstraße entfalten eine beklemmende Wirkung und versetzen den Betrachter in einen fortlaufenden Alarmzustand.

Das Unbehagen hält freilich auch deswegen an, weil Franz und Fiala immer wieder mit erzählerischen Auslassungen und merkwürdigen Andeutungen arbeiten. Welche Rolle der abwesende Vater im Leben der Zwillinge spielt, erfahren wir nicht. Und was genau es mit einem bestimmten Foto auf sich hat, bleibt ebenfalls unklar. Recht deutlich aufgelöst wird am Ende hingegen ein zentrales Geheimnis, das aufmerksame Zuschauer wohl schon im Voraus erahnen dürften. Der große Überraschungseffekt fällt sicher weg, gleichzeitig tritt allerdings ein familiäres Drama zu Tage, das den Eskalationen eine geradezu tragische Note verleiht.

Unheimlich, mitunter quälend intensiv und eindrucksvoll fotografiert: Wer Ambivalenzen aushalten kann und nicht ständig billige Schocks erwartet, sollte diesem österreichischen Familien-Horror-Thriller definitiv eine Chance geben. Denn selten hat eine deutschsprachige Produktion den Schrecken des Alltags derart schonungslos eingefangen.

>> von Christopher Diekhaus

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