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Moviebase Unfriend

Unfriend
Unfriend

Bewertung: 50%

Userbewertung: 45%
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Originaltitel: Unfriend
Kinostart: 07.01.2016
DVD/Blu-Ray Verkauf: 23.06.2016
DVD/Blu-Ray Verleih: 23.06.2016
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 92 Minuten
Studio: Wiedemann & Berg Film, Warner Bros.
Produktionsjahr: 2016
Regie: Simon Verhoeven
Drehbuch: Philip Koch, Matthew Ballen, Simon Verhoeven
Darsteller: Alycia Debnam-Carey, William Moseley, Liesl Ahlers, Connor Paolo.

Die Idee zu „Unfriend“ wurde laut Regisseur und Drehbuchautor Simon Verhoeven geboren, als ein entfernter Bekannter verstarb und sein Facebook-Profil noch Wochen später unverändert existierte. Was wäre, wenn der Tote plötzlich eine Nachricht verschicken würde? Eine unheimliche Vorstellung, die dem deutschen Filmemacher als Ausgangspunkt für ein neues Drehbuch diente. Gemeinsam mit Philip Koch und Matthew Ballen baute Verhoeven die Prämisse weiter aus und konzipierte einen Gruselstreifen, der an den kürzlich veröffentlichten Cyberthriller „Unknown User“ denken lässt. Immerhin spielt hier wie dort die Welt der sozialen Netzwerke eine bedeutende Rolle. Formal unterscheidet sich „Unfriend“ allerdings gewaltig von Levan Gabriadzes Überraschungshit, der sich einzig und allein auf dem Laptopbildschirm seiner Protagonistin entspinnt. Auch Verhoeven baut die Online-Ästhetik auf markante Weise ein, konzentriert sich nach dem ersten Akt aber zunehmend auf klassische Horrorelemente.

Eine Universitätsstadt irgendwo in Kalifornien: Die Psychologiestudentin Laura (Alycia Debnam-Carey) führt ein sorgenfreies Leben und lässt, wie viele junge Menschen, ihre mehr als 800 Facebook-Kontakte regelmäßig an ihrem Alltag teilhaben. Als sie eine Freundschaftsanfrage der geheimnisvollen Marina (Liesl Ahlers) erhält, nimmt sie diese unbekümmert an. Die Kommilitonin stellt ihr allerdings immer aggressiver nach, weshalb sich Laura irgendwann dazu durchringt, die Facebook-Freundschaft wieder zu beenden. Ein Entschluss mit verheerenden Folgen. Denn kurze Zeit später bringt sich Marina vor laufender Kamera um, und das Selbstmordvideo taucht plötzlich auf Lauras Profilseite auf. Als wäre das nicht schon schlimm genug, kommt es in ihrer Clique bald zu mysteriösen Todesfällen.

Vor allem im ersten Drittel greift Verhoeven immer wieder auf die Facebook-typische Optik mit Chat- und Nachrichtenfenstern zurück und unterstreicht so den zentralen Platz, den das Internet bzw. die sozialen Netzwerke heute in unserem Leben einnehmen. Ständig wollen wir online sein, um Anschluss zu halten. Und nicht selten springen wir zwischen unterschiedlichen Medien und Plattformen hin und her. Ein Verhalten, das „Unfriend“ recht überzeugend einfängt, selbst wenn der ähnlich gelagerte „Unknown User“ dank seiner konsequenten Desktopsicht ein ganzes Stück anschaulicher ausfällt. Visuell aufgewertet wird der Film durch die unheimlichen, sorgsam gestalteten Animationen, die Laura auf der Startseite ihrer Stalkerin entdeckt.

Entlarvend ist Verhoevens Horrormär gleich in der ersten Szene, in der ein Dozent die Studenten über Marinas Selbstmord informiert und sich eine junge Frau unverblümt erkundigt, ob es wirklich ein Video von dem tragischen Ereignis gibt. Voyeuristische Neugier verdrängt hier jegliche Bestürzung. Eine widerwärtige, leider aber auch allzu realistische Reaktion. Spannend ist zudem, dass Verhoeven und seine Koautoren einen Aspekt beleuchten, den viele Facebook-Nutzer gerne übersehen: Kontrollhoheit über den eigenen Online-Auftritt ist pure Illusion. „Unfriend“ steigert diesen furchterregenden Gedanken ins Extreme, indem Lauras Profil nach Marinas Tod ein gefährliches Eigenleben entwickelt. Da die Aufnahmen des Selbstmordes ohne ihr Zutun auf ihrer Seite gepostet werden, steht die beliebte Studentin plötzlich am Pranger und verliert – was durch einen Zähler auch bildlich unterstrichen wird – kontinuierlich ihre Facebook-Freunde.

In puncto Figurenzeichnung beschränkt sich das Drehbuch leider auf rudimentäre Muster und schafft es damit nicht, ein besonderes Interesse auf Seiten des Zuschauers zu wecken. Laura ist die wohlmeinende College-Schönheit, beliebt und einfühlsam, ohne Ecken und Kanten, auch wenn der Tod ihres Vaters als eine Art Backstory Wound angedeutet wird. Ihr Freund Tyler (William Moseley) bleibt auf die Rolle des hilfsbereiten Beaus reduziert. Die anderen Mitglieder der Clique sind ebenfalls skizzenhaft entworfen. Und auch Marina erweist sich als wandelndes Klischee. Eine unverstandene Außenseiterin mit morbiden Interessen und dem unvermeidlichen Gothic-Look.

Stehen zunächst der Alltag der Protagonistin und ihr Online-Verhalten im Mittelpunkt, entfesselt der Film mit dem Selbstmord rasch das altbekannte Abzählspiel, dem die Nebenfiguren nach und nach zum Opfer fallen. Gleichzeitig versucht die verzweifelte Laura, ihren Ruf zu retten und den Fluch zu brechen, der von ihr und ihrem Facebook-Profil Besitz ergriffen hat. Aufwarten kann Verhoeven dabei mit einigen effektiven Jump-Scares. Und noch dazu spielt der deutsche Regisseur in manchen Momenten – etwa in einer Duschszene – gekonnt mit den Erwartungen des Publikums. Dummerweise driftet der Plot allerdings immer mehr in krude und beliebig erscheinende Okkult-Gefilde ab, die keine nachhaltige Spannung aufkommen lassen. Unterdessen herrscht zumeist eine ernste, bemüht düstere Stimmung vor, in der einzig die unbedarften Kommentare eines ermittelnden Polizisten für Auflockerung sorgen. Weitere ironische Einschübe wären angesichts der abstrusen Handlungsentwicklung sicher nicht verkehrt gewesen.

Wie das erfreulich pessimistische Ende zeigt, will „Unfriend“ von Einsamkeit und Entfremdung erzählen, bringt diese für das Internetzeitalter charakteristischen Phänomene jedoch in einer unausgegorenen Geschichte unter, die zwischen Technikangst, 08/15-Slasher und kuriosem Dämonenhorror oszilliert. Positiv ist dennoch, dass sich nach der Splatter-Komödie „Stung“ erneut deutsche Filmemacher und Produzenten an einem Genrestoff versuchen, der für den internationalen Markt gedacht ist. Während das Drehbuch keinen großen Wurf erlaubt, stellt Simon Verhoeven immerhin unter Beweis, dass hiesige Regisseure ebenso gut wie ihre amerikanischen Kollegen wirkungsvolle Schreckmomente inszenieren können.

>> von Christopher Diekhaus

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