Moviebase Hostel
Vertraue nie einem Fremden…
…vor allem, wenn er Dir Fotos von wilden Sexorgien präsentiert und dir vorschlägt, in die Slowakei zu reisen. Diese Reise könnte deine letzte sein, außer du stehst zufällig auf Amputationen oder andere Qualen, die Dir eine wildfremde Person antut…
Eli Roth zeigt uns, wie fatal dieser Fehler enden kann, obwohl es gar nicht besser hätte anfangen können! Zu erst sind die drei Freunde Paxton, Josh und Oli in Amsterdam und haben eine Menge Spaß. Sie machen so richtig ordentlich einen drauf, der eine exzentrischer, der andere zurückhaltender. Nach einer durchzechten Nacht stehen die Freunde vor den verschlossenen Türen ihrer Herberge („Hostel“) und kommen mit Mühe und Not über die Feuerleiter hinein. Also genauso wie in Eli's Erstling, dem erstklassigen Horror-Spaß "Cabin Fever". Am Anfang wirkt alles sehr harmlos und steigert sich von Minute zu Minute maßlos.
Hineingekommen, kriegen sie von einem Typen den Tipp, dass es in der Slowakei ein Hostel gibt, in dem es nur so von heißen Frauen wimmelt, die besonders scharf auf Amerikaner seien und beim bloßen Hören ihres Akzents durchdrehen. Die Drei fackeln nicht lange und steigen in den nächsten Zug in die Slowakei in diesen besagten Ort. Angekommen, gehen sie direkt in diese Herberge und checken ein. Sie bekommen ihre Schlüssel und der nimmer endende Traum geht weiter: Sie müssen sich ihr Zimmer mit zwei unglaublich heißen Frauen teilen, die einen sehr offenen Eindruck bei den Freunden hinterlassen. Am Abend treffen sie die zwei Schnitten und haben einen coolen Abend mit ihnen. Es endet, wie es enden musste und alle haben ihren Spaß.
Am nächsten Morgen aufgewacht, sehr entspannt und zufrieden, stellen Josh und Paxton fest, dass Oli nicht mehr da ist. Sie fragen im Empfangsraum und kriegen gesagt, dass Oli am Morgen ausgecheckt hätte. Die Suche geben sie auf, doch er sollte nicht der letzte sein, der spurlos und ohne große Ankündigung verschwindet…
Was soll man da bloß sagen? Mit der Erwartung, das Schlimmste auf einen zu kommen zu sehen, sitzt man in diesem Film und Roth versteht es, den Zuschauer erst einmal zu entspannen. Er zeigt drei Freunde, die im American Pie Stil, auf der Suche nach dem „Stich“ durch Europa reisen und schafft es wirklich geschickt, den Zuschauer einen Teil dieses Freundeskreises werden zu lassen. Man hat Spaß bei ihren Orgien und lacht auch mit ihnen über die wirklich witzigen Aktionen. Selbst als den Dreien ein "Angebot" gemacht wird, das sie nicht ablehnen können, denkt man sich „Jungs, hin da“, obwohl der brilliante Regisseur den Zuschauer mit einem sehr gut gewählten Musiktitel vorwarnt, dass ein Unheil auf sie zukommen wird.
Überhaupt zum Thema Score kann man nur sagen: Sehr, sehr gut gewählt! Jeder Titel passt in die einzelnen Szenen und schafft eine sehr spannende Atmosphäre, die fesselnd und terrorisierend zugleich ist. Terror, ja das ist der richtige Ausdruck, was Roth mit dem Zuschauer macht. Teilweise strecken sich die Sequenzen auf 15 – 20 Minuten, in denen der Zuschauer einfach nur unter Strom steht, was im krassen Gegensatz zum so entspannten, nicht mehr enden wollenden Traum steht, den man als Zuschauer hinterherhechelt. Die Härte beschränkt sich nicht nur auf die Darstellung von Gewalt, denn das wäre zu einfach und uneffektiv gewesen, nein, der psychische Terror auf den Zuschauer ist enorm und in Verbindung mit der düsteren, hässlichen und widerlichen Location einfach perfekt in Szene gesetzt.
Die drei Hauptfiguren zeigen sich auch in den wirklichen anspruchsvollen Szenen von ihrer besten Seite. Sie sind glaubwürdig und dafür mussten keine 100 Mio Dollar hingeblättert werden! Gratulieren kann man vor allem den Darstellern Jay Hernandez (Paxton) und Eythor Gudjonsson (Oli). Als Isländer einfach nur urkomisch in Szene gesetzt, plappert er munter in allen Sprachen durch die Gegend. Es macht einfach Spaß ihm zuzusehen. Die anderen Schauspieler waren auch sehr gut gecastet, auch wenn sie nur vermeintlich kleine Rollen hatten. Um die Authenzität auf die Spitze zu treiben, wurden bewusst Osteuropäerinnen für die Rollen der hübschen Damen eingesetzt. Hübsch, aber eben sehr gefährlich.
Eli Roth hat seine Hausaufgaben wirklich sehr gut gemacht. Aufgemuntert durch seinen Freund Tarantino, der Roth zu Folge „ausrastete“, als er von dem Konzept erfuhr, schrieb Eli, inspiriert durch das thailändische Mordgeschäft, eine Story, die in Europa angesetzt sein und um drei Backpacker (dt.: Rucksacktouristen) handeln sollte, die in das Mileu der organisierten Folter hineingeraten. Auch wenn zum Anfang die Story etwas dünn ist, so ist der Film keineswegs langatmig bzw. langweilig, denn wie schon erwähnt, schien dieses lässige Intro zum Einbetten des Zuschauers in den Film zu dienen und das gelang Roth sehr überzeugend.
Ein hartes Brot und mit Sicherheit nicht für jede Frau/jeden Mann, allerdings konnte der Film mehr als nur splattern, er konnte fesseln und das auf sehr hohem Niveau, ohne dabei eine Unsumme gekostet zu haben. Ob Location, Musik, Darsteller, Screenplay oder auch Story: Alles war sehr gut durchdacht und hat bis zum Schluss gestimmt. Hochachtung vor Eli Roth, der mit einer glaubwürdigen Story und sehr guter Umsetzung es schaffte, einen Film zu schaffen, der nicht nur Genrefans gefallen könnte, sondern auch etwas unsensibleren Menschen, die sich nicht scheuen auch etwas härtere Filme anzuschauen.
>> geschrieben von Mario Ansbach
Eher weniger meine Meinung, denn das ach so tolle Gehabe der Roth'schen Fraktion war nichts weiter als Hype. Nichts gegen Roth, ich fand Cabin Fever toll. Aber Hostel war in meinen Augen erstens nicht das, was man sich erwartet hat bzw. zu was er gehyped wurde und zweitens war der komplette Film sich viel zu selbstgefällig. Ganz nettes Filmchen, das ein wenig in eine neue Richtung geht, aber im Großen und Ganzen doch nicht allzu befriedigend.
>> geschrieben von Dominic Stetschnig
Hostel beginnt als billiger Softporno, ohne Gehalt. Man könnte annehmen, nach seinem Cabin Fever würde Eli Roth hier auf ein gehobeneres Niveau zielen, doch dem ist nicht so. Die Charaktere bleiben durchweg blass und lösen deshalb auch kein Mitgefühl aus, wenn es dann endlich heißt "Ab ins Haifischbecken". Die erzwungen düstere Thematik in der zweiten Filmhälfte wirkt deshalb aufgesetzt. Die Klischees, die Roth hier an jeder Straßenecke bedient, entsprechen nicht der Realität und sind zudem übertrieben dargstellt. Welches Weltbild hat ein Amerikaner, der slowakische Kids keulenschwingend und mordend durch die Gegend rennen lässt? Hier hilft dann auch keine Erklärung, man möge diesen Film doch bitte nicht zu ernst nehmen. Hostel nimmt sich durchaus ernst und spiegelt dies auch ausdrucksstark im eigentlichen Thema wieder. Wertung wird gedrückt auf 64%.
>> geschrieben von Torsten Schrader
Schade auch, dass Roth in keiner Weise an die konsequente Darstellung seines Debuts heranreicht. Das Ende des Films zielt doch wohl eindeutig auf das Massenpublikum (das ja letztlich auch in Scharen in die Kinos strömte). Was bleibt? Die Erkenntnis, dass die Werbung und der Hype mehr versprochen haben, als der Film letztlich gehalten hat. Schade.Noch einmal: Was hätte man aus dem Stoff nicht alles machen können.