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Moviebase Annabelle 2

Annabelle 2
Annabelle 2

Bewertung: 60%

Userbewertung: 47%
bei 101 Stimmen

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Originaltitel: Annabelle 2
Kinostart: 24.08.2017
DVD/Blu-Ray Verkauf: 18.01.2018
DVD/Blu-Ray Verleih: 18.01.2018
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Atomic Monster, New Line Cinema
Produktionsjahr: 2016
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Gary Dauberman
Darsteller: Alicia Vela-Bailey, Javier Botet, Stephanie Sigman, Miranda Otto, Anthony LaPaglia, Talitha Bateman

Von einem Trend kann sicherlich nicht die Rede sein. Auffällig ist aber schon, dass in letzter Zeit im Horrorgenre Prequels mit handfestem Retro-Charme einen kleinen Siegeszug feiern. Nach Mike Flanagans überdurchschnittlichem Gruselthriller „Ouija: Ursprung des Bösen“, der seinen Vorgänger klar in den Schatten stellte, lässt auch „Lights Out“-Schöpfer David F. Sandberg mit „Annabelle 2“ den 2014 veröffentlichten ersten Teil rund um eine von dämonischen Mächten befallene Puppe hinter sich, die im Spukhauserfolg „Conjuring – Die Heimsuchung“ erstmals aufgetreten war. Während der deutsche Verleihtitel eine Fortführung der Annabelle-Geschichte nahelegt, lässt das englische Pendant – „Annabelle: Creation“ – keinen Zweifel daran, welchen Ansatz der vierte Beitrag im anwachsenden „Conjuring“-Universum verfolgt: Wie Flanagan dreht Sandberg die Zeit zurück und widmet sich in seiner altmodischen Horrormär den Anfängen des Puppenterrors. Ein Vorhaben, das eine Weile für stimmungsvolle Gänsehautmomente sorgt, bis aggressive Schreckattacken die Überhand gewinnen und den Nervenkitzel schmälern.

Gemäß dem Einmaleins des Genres beginnt der Film mit einem Prolog, der auf ein schreckliches Unglück hinausläuft: Während einer Reifenpanne wird die kleine Annabelle (Samara Lee, „The Last Witch Hunter“) von einem vorbeifahrenden Auto erfasst und getötet. Ihre Eltern, der Puppenmacher Samuel Mullins (Anthony LaPaglia, „Lantana“) und seine Ehefrau Esther (Miranda Otto, „I, Frankenstein“), fallen in ein tiefes Loch, aus dem sie sich erst zwölf Jahre später wieder befreien wollen. Um frischen Wind in ihr abgeschiedenes Anwesen zu bringen, nehmen sie die Ordensschwester Charlotte (nicht herrisch, sondern angenehm sympathisch: Stephanie Sigman, „James Bond 007: Spectre“) und sechs Waisenmädchen bei sich auf, die ihr neues Heim und die nähere Umgebung neugierig erkunden. Ein wenig außen vor bleibt die an Polio erkrankte Janice (Talitha Bateman, „Die 5. Welle“), da sie aufgrund einer Gehbehinderung größtenteils an das Haus gebunden ist. Dort wird sie auf das Zimmer der verstorbenen Annabelle aufmerksam, das Samuel Mullins als verbotene Zone deklariert. Eines Nachts erhält Janice jedoch geheimnisvolle Zettelbotschaften, die sie direkt in den Tabu-Raum führen, wo sie in einem Wandschrank eine unheimliche Puppe entdeckt.

Dass er das Grusel-Vokabular halbwegs souverän beherrscht, stellte Sandberg bereits in seinem Spielfilmdebüt „Lights Out“ unter Beweis, einer ordentlichen, wenn auch nicht sonderlich originellen Horrorübung, die in der Gegenwart angesiedelt ist. Ähnlich wie sein Kollege Flanagan erweckt der schwedische Regisseur in „Annabelle 2“ nun auf überzeugende Weise eine frühere Epoche zum Leben. Verbunden wird das nostalgische 50er-Jahre-Setting mit einer Bedrückung, die ab dem Tod der Mullins-Tochter ständig über dem Geschehen schwebt. Samuel und Esther mögen mit dem Einzug der Waisenkinder so etwas wie einen Neustart anstreben, sind in Wahrheit aber noch nicht bereit für den Blick nach vorne. Während die traumatisierte Hausherrin ihr Zimmer nie verlässt und den Kontakt zur Außenwelt meidet, schlurft ihr mürrischer Gatte mit hängenden Schultern durch die Flure, wobei seine Schweigsamkeit verrät, wie sehr der Schicksalsschlag nach wie vor an ihm nagt.

Sandberg und Drehbuchautor Gary Dauberman, der auch den ersten Annabelle-Streifen zu Papier brachte, drücken nicht aufs Gaspedal, sondern geben dem Publikum die Gelegenheit, sich mit den Figuren und ihrem Gefühlschaos vertraut zu machen. Besonders großes Augenmerk schenkt der Film der engen Beziehung zwischen der beeinträchtigten Janice und ihrer besten Freundin Linda (Lulu Wilson, „Ouija: Ursprung des Bösen“), was dank starker Schauspielleistungen einige ehrlich berührende Momente garantiert. Parallel zur Vorstellung der Protagonistinnen erzeugt der Regisseur mit einfachen, aber effektiven Mitteln eine fröstelnde Stimmung, die sich langsam verdichtet. Türen gehen unerwartet auf. Das Klingeln einer von Esther bedienten Glocke tönt gespenstisch durch das Haus. Die Umrisse der Puppe erscheinen für wenige Augenblicke im Hintergrund. Ein Treppenlift entwickelt ein gefährliches Eigenleben. Ab und an lässt ein Schockeffekt den Zuschauer zusammenzucken. Und gelegentlich wandeln die Macher uralte Genre-Motive clever ab. Erinnerungswürdig ist in diesem Zusammenhang vor allem ein pistolenartiges Spielzeug, das einen roten Ball an einer Schnur mit einem lauten Klack-Geräusch vom Schützen wegkatapultiert.

„Annabelle 2“ weckt gekonnt Interesse für das Schicksal seiner Figuren, überzeugt mit einem durchdachten Szenenbild und baut seine Gruselstimmung schön behutsam auf. Schafft also all das, was dem ersten Teil nicht recht gelingen wollte. Wie so oft im modernen Horrorkino setzt sich aber auch in diesem Fall der fragwürdige Impuls durch, irgendwann groß aufzutrumpfen und das Grauen überdeutlich vor die Kameralinse zu ziehen. Dass man im Verlauf eines Spukthrillers einige Gänge hochschaltet, verlangt die Genrelogik. Kontraproduktiv ist jedoch, wenn plötzlich ein aufdringlicher Jump-Scare den nächsten jagt und die Tonspur dazu ständig kracht und zittert. Ab der Hälfte verabschiedet sich Sandberg langsam von seiner atmosphärischen Marschroute und setzt vermehrt auf lauten Hokuspokus. Da es zunehmend an Abwechslung fehlt, hat man mit einem Mal Zeit, sich über Ungereimtheiten und seltsame Entscheidungen zu wundern. Etwa dann, als Schwester Charlotte nach einem mysteriösen wie grausigen Ereignis merkwürdigerweise zur Tagesordnung übergehen will.

Mit Blick auf diese Entwicklungen ist das Prequel zu „Annabelle“ der beste Beweis, dass Filmemacher ihre anfänglichen Ideen manchmal konsequenter durchexerzieren und sich nicht von vermeintlichen Genrezwängen leiten lassen sollten. Etwas weniger Tamtam, und Sandbergs zweiter Spielfilm hätte die Qualität der „Conjuring“-Arbeiten seines Mentors James Wan erreicht, der ihm als Produzent von „Lights Out“ den Sprung nach Hollywood ermöglichte.

>> von Christopher Diekhaus

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