Moviebase Wicker Man - Ritual des Bösen
Wir kennen ihn aus großartigen Filmen wie „Con Air“ oder „Face/Off“. Und nun versucht Hollywoods-Superstar Nicolas Cage auch im Horror-Genre Fuß zu fassen. Auch im nächsten Jahr wird er mit „Ghost Rider“ auf den Kinoleinwänden Deutschlands vertreten sein. Sein aktueller Mysterie-Streifen „Wicker Man“ läutet das Horror-Zeitalter für Herrn Cage ein. Eine neue Generation des Genres wird durch dieses Werk allerdings nicht auf den Plan gerufen.
Police Officer Edward Malus (Nicolas Cage) befindet sich auf einem kalifornischen Highway auf Streife, als er eine Kombi-Limousine anhält. Wenige Augenblicke später, Edward will gerade die aus dem Autofenster gefallene Puppe des kleinen Mädchens aufheben, rast ein außer Kontrolle geratener Truck in den Wagen. Das Auto fängt Feuer, Edward kann Mutter und Kind nicht mehr rechtzeitig befreien, bevor der Wagen explodiert. Monatelang schluckt Edward Beruhigungsmittel, um die Gesichter der Opfer aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Unerwartet bekommt Edward eine zweite Chance. In einem ungestempelten Briefumschlag erreicht ihn ein verzweifelter Hilferuf seiner Ex-Verlobten Willow (Kate Beahan). So plötzlich Edwards Beziehung zu Willow vor Jahren begonnen hatte, so unerwartet verließ sie ihn auch wieder. Aber jetzt ist ihre Tochter Rowan verschwunden - und Edward ist der Einzige, dem Willow das Auffinden ihrer Tochter zutraut. Sie bittet ihn, auf die Privatinsel Summersisle zu kommen. Ein Ort, an dem die Bewohner eigentümliche Traditionen bewahren, die anderswo längst in Vergessenheit geraten sind. Edward packt die Gelegenheit beim Schopf, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen - schon bald sitzt er in einem Flugzeug mit Kurs auf die Insel vor der Nordwestküste der USA.
Nichts ist so, wie es scheint, auf der abgelegenen Insel Summersisle, in der eine archaische Kultur - überwacht von der Matriarchin Schwester Summersisle (Ellen Burstyn) -, eingebunden ist in eine geheime Tradition und ein heidnisches Fest, der "Tag des Todes und der Wiedergeburt" genannt. Die in sich gekehrten und verschwiegenen Inselbewohner machen sich über Edwards Ermittlungen lustig, behaupten, ein Mädchen namens Rowan hätte dort nie gelebt... oder falls sie es je tat, so sei sie nicht länger am Leben. Was Edward aber noch nicht weiß, ist, dass der Hilferuf Willows mehr für sein Leben bedeutet, als nur die Chance, die Schatten seiner Vergangenheit zu sühnen. Je weiter er die streng gehüteten Geheimnisse Summersisles entwirrt, desto mehr verstrickt er sich in ein Gespinst uralter Lebensweisen und mörderischer Täuschungsmanöver - und jeder Schritt näher an das verlorene Kind bringt ihn auch einen Schritt weiter in Richtung der größten Bedrohung von Summersisle: des Wicker Man.
Nicolas Cage in einem Mysterie-Horrorfilm zu sehen, bedeutete auch für mich Neuland. Als Action-Held hat er sich in Hollywood einen Namen gemacht, nun soll also ein weiteres Kapitel seines Filmlebens gestaltet werden. Regie übernahm bei diesem Versuch Neil LaBute (Nurse Betty), der auch das Drehbuch verfasste. Neu ist die Geschichte dennoch nicht. Das Original stammt aus dem Jahre 1973 und Regie führte damals Robin Hardy. Den Polizisten verkörperte Edward Woodward, welcher als Namenspate für eine Figur im Remake steht.
So beginnt der Film unerwartet schnell und mit einem lauten Knall. Dann kehrt erst einmal Ruhe ein, die auch die ganzen knapp 100 Minuten bestehen bleibt. Beim Verhören der seltsamen Bewohner der Summersisle handelt Cage gelassen, aber stets unter Spannung. Diese will nur auf den Zuschauer nicht richtig überspringen. Eine schön fotografierte Kulisse und ein bemühter Nicolas Cage reichen halt noch lange nicht aus, um einen ganzen Film zu tragen. Cages schauspielerische Leistung war mit Sicherheit schon einmal deutlich besser, aber als Spürnase verrichtet er doch recht annehmbare Arbeit. Auch seine Schauspiel-Kollegen agieren solide. Viel mehr ist es dann doch die Story, die wohl besser als Krimi mit Mysterie-Touch verkauft worden wäre. Richtiger Horror kommt so gut wie gar nicht auf, da können auch die gruseligen Inselbewohner nichts zu beitragen. Und wenn sich kurz vor dem dramatischen Schlussakt Polizist Cage in einen Haudrauf-Cop verwandelt, fragt man sich, ob man denn wirklich in einem Horrorfilm sitzt. Zumindest wurde „Wicker Man“ als solcher von der Produktionsfirma bezeichnet.
So dümpelt sich der Streifen irgendwie teils spannend und überraschend, teils gähnend langweilig und vorhersehbar durch die grüne Landschaft. Bis er schließlich am Ende angelangt ist und plötzlich eine andere Richtung einschlägt, die man wohl zu Beginn nicht vermutet hätte. Das gibt weitere Pluspunkte. Denn wer der „Wicker Man“ wirklich ist, und was er zu bedeuten hat, steht im kompletten Gegensatz zum bisherigen Verlauf der Geschichte. So hat die Story also einen festen Abschluss und mit einem Sequel muss wohl nicht gerechnet werden, was diesem Film auch beim besten Willen nicht gut täte.
Was bleibt vom „Wicker Man“ ist ein guter Nicolas Cage - auf dessen nächstes Horror-Projekt „Ghost Rider“ ich sehr gespannt bin - eine Mixtur aus Krimi, Action, Mysterie und sanftem Horror, der mit seinem Finale wohl die meisten positiven Stimmen sammelt. Ein etwas anderer Mysterie-Streifen, der seine Stärken nicht in Schnelligkeit, Bluteffekten und Brutalität zeigt, sondern eher im Ruhigen, Unheimlichen und Schlussendlichen. Nichts Überragendes, aber auch nichts Schlechtes, eben ein typisches Mittelding.
>> verfasst von Janosch Leuffen