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Moviebase Mother!

Mother!
Mother!

Bewertung: 60%

Userbewertung: 85%
bei 92 Stimmen

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Originaltitel: Mother
Kinostart: 14.09.2017
DVD/Blu-Ray Verkauf: 25.01.2018
DVD/Blu-Ray Verleih: 25.01.2018
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 121 Minuten
Studio: Protozoa Pictures
Produktionsjahr: 2017
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Darren Aronofsky
Darsteller: Javier Bardem (No Country for Old Men, Skyfall), Michelle Pfeiffer (What Lies Beneath, Dark Shadows), Ed Harris (Snowpiercer, A Beautiful Mind), Domhnall Gleeson (Ex Machina, Star Wars: The Force Awakens) und Brian Gleeson (Snow White and the Huntsman, Assassin’s Creed).

Knapp 90 Minuten lang fragt man sich, weshalb Darren Aronofskys neuer Regiestreich „mother!“ bei seiner Premiere in Venedig mit lauten Buhrufen bedacht und im Anschluss von manchen Kritikern übel verrissen wurde. Obwohl der Schöpfer des Ballett-Horrortrips „Black Swan“ seinem Publikum in den ersten anderthalb Stunden einige Absurditäten auftischt, taugt der Film erst einmal nicht zum großen Aufreger, von dem seit der Präsentation am Lido überall zu lesen war. Mit Anbruch des letzten Aktes verwandelt sich das von Anfang an entrückt wirkende Geschehen allerdings in ein orgiastisches Inferno, das mit krassen Schocks und gezielten Tabubrüchen gespickt ist. Mittendrin eine entgeisterte Jennifer Lawrence („Passengers“), deren Figur drastische Qualen erleiden muss. „mother!“ bietet einiges an Angriffsfläche, wirkt mitunter aufgeplustert und auf Teufel komm raus provokant. Dass sein Film vorhersehbar und langweilig sei, kann man Aronofsky jedoch nicht vorwerfen. Im Gegenteil, selten hat in den letzten Jahren ein großes Studio – in diesem Fall Paramount – ein derart verrücktes und Grenzen sprengendes Werk in die Kinos gebracht, das kontroverse Diskussionen regelrecht erzwingt.

Die als fesselnder Psychothriller beschriebene Arbeit – eine höchstens in Ansätzen zutreffende Kategorisierung – beginnt mit klassischen Motiven des Horror- und Spannungskinos. Als da wären ein einsam gelegenes, altes Haus, das bei einem verheerenden Brand einst schwer beschädigt wurde. Ein Ehepaar, das nur auf den ersten Blick glücklich erscheint. Und unbekannte Gäste, die sich höchst seltsam aufführen. Die in den Credits nur als „Mutter“ bzw. „Mother“ identifizierte junge Frau (Lawrence), die das Anwesen wieder auf Vordermann gebracht hat, staunt nicht schlecht, als ihr Gatte (Javier Bardem, „Pirates of the Caribbean – Salazars Rache“), ein gefeierter, aktuell aber mit einer Schreibblockade ringender Dichter, ohne Wimpernzucken einen Fremden (Ed Harris, „Westworld“) hereinbittet, der eines Tages vor der Tür steht. Kurz darauf taucht auch dessen Ehefrau (Michelle Pfeiffer, „Schatten der Wahrheit“) auf, die der Hausherrin unverschämte, intime Fragen stellt und sich benimmt, als befände sie sich in den eigenen vier Wänden. Nach dem Erscheinen ihrer beiden erwachsenen Söhne (Domhnall Glesson, „Ex Machina“, und Brian Gleeson, „Assassin’s Creed“) kommt es schließlich zu einer ersten Eskalation.

Wer angesichts dieser Inhaltsangabe einen nervenzerrenden Home-Invasion-Schocker erwartet, sollte sich gleich von allen Hoffnungen freimachen. Aronofsky greift zwar immer wieder Bausteine aus dem düsteren Genrespektrum auf und spaziert genüsslich durch die Horrorfilmgeschichte – „Rosemaries Baby“, „Shining“ und „Misery“ kommen einem als Erstes in den Sinn. Konventionelle Erzähl- und Spannungsmechanismen bricht der in New York geborene Regisseur und Drehbuchautor aber mit großer Freude auf, um ein bizarres Klima der Verunsicherung zu etablieren, das regelmäßig Situationskomik produziert. Spaß bereitet vor allem das übergriffige Verhalten der von Michelle Pfeiffer charismatisch gespielten Besucherin, die mit ihren spitzfindigen Kommentaren die Probleme und Frustrationen in der Beziehung der Gastgeberin offenlegt.

Gezeigt wird das von Anfang an leicht surreal anmutende Geschehen – man denke nur an das seltsame Eigenleben des Hauses, wenn die namenlose Titelfigur die Wand berührt – konsequent aus der Perspektive der jungen Frau. Ähnlich wie im Fall der Protagonistin von „Black Swan“ zeichnen sich bei ihr schon früh psychische Auffälligkeiten ab, die sich unter dem Eindruck der immer grotesker werdenden  Ereignisse verfestigen. Wiederholt nimmt sie eine merkwürdige gelbe Flüssigkeit zu sich. Und mehrfach fängt die stets nah an ihr klebende Kamera ihren Schwindel und ihre Verwirrung ein. In gewisser Weise bebildert „mother!“ den Zusammenbruch einer liebevollen Ehefrau, die sich und ihrem Gatten ein perfektes Zuhause schenken will. Den Abstieg in Verzweiflung und Wahnsinn pflastert Aronofsky allerdings mit zahlreichen Anspielungen und Hinweisen, die sein neuestes Werk für unterschiedliche Deutungen öffnen. Das Verhältnis von Mann und Frau spielt eine prominente Rolle, das Geben und Nehmen in einer Partnerschaft. Aber auch der Schaffensprozess eines kreativen Menschen. Nicht von ungefähr läuft der eingangs lethargisch wirkende und an seiner Arbeit wenig interessierte Dichter erst nach dem Auftauchen der unbekannten Gäste zu neuer Höchstform auf. In seiner Figur reflektiert der Film die Egomanie und die Geltungssucht, von der manche Künstler – Aronofsky selbst? – befallen sind. Nicht zu übersehen sind ferner die biblischen Bezüge, die der eigenwillige Filmemacher in seine Handlung integriert hat.

Ab und an schleichen sich Wiederholungen in das absurd-rätselhafte Treiben ein. Und einige Symbole geraten etwas plump. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt „mother!“ aber in jedem Fall. Das apokalyptische, mit knallig-trashigen Horrorelementen nicht gerade geizende Finale kann man geschmacklos und verachtenswert finden. Bewundern ließe sich jedoch ebenso der Grad der Verstörung, den der Film hier erreicht. Welche Sichtweise er favorisieren soll, weiß der Autor dieser Zeilen auch nach reiflicher Überlegung nicht. Sicher ist bloß, dass es in nächster Zeit nur wenige mit Hollywood-Stars besetzte Filme geben wird, die das Publikum auf ähnlich kompromisslose Weise vor den Kopf stoßen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Grübeln, Aufregen und Diskutieren!

>> von Christopher Diekhaus

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