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Moviebase Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels
Die Tochter des Teufels

Bewertung: 70%

Userbewertung: 65%
bei 66 Stimmen

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Originaltitel: The Blackcoats Daughter
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 07.12.2017
DVD/Blu-Ray Verleih: 07.12.2017
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 89 Minuten
Studio: Paris Film, Eggplant Pictures, Traveling Picture Show Company
Produktionsjahr: 2016
Regie: Oz Perkins
Drehbuch: Oz Perkins
Darsteller: Emma Roberts, Kiernan Shipka, Lucy Boynton, James Remar, Lauren Holly

Zäh und langwierig war der Weg, den der Horrorthriller „Die Tochter des Teufels“ nach seiner Premiere auf dem Toronto International Film Festival 2015 bis zu einer regulären Auswertung nehmen musste. In den USA wurde die erste Regiearbeit von Osgood „Oz“ Perkins erst im Frühjahr 2017 veröffentlicht, was zum kuriosen Umstand führte, dass sein später gedrehter zweiter Spielfilm, die Netflix-Produktion „I Am the Pretty Thing That Lives in the House“, außerhalb von Festivalkreisen noch deutlich früher das Licht der Welt erblickte. Dass sein eigentliches Debütwerk nun auch in den deutschen Handel kommt, ist begrüßenswert, da sich der Sohn des legendären „Psycho“-Mimen Anthony Perkins als kreativer und selbstbewusster Schreckensarrangeur erweist. „Die Tochter des Teufels“ ist ein hochgradig atmosphärischer, beinahe provokant langsam erzählter Besessenheitsstreifen, der die im heutigen Horrorkino dominanten aggressiven Jump-Scare-Taktiken ignoriert und den Zuschauer manchmal auf eine Geduldsprobe stellt. Wer sich auf den Stil von Perkins einlässt, wird allerdings mit einem fulminant-verstörenden Schlussakt belohnt, der sicherlich für einige Diskussionen sorgt.

Mit Beginn der Winterferien verlassen die Bewohnerinnen des im Bundesstaat New York gelegenen Mädcheninternats Bramford ihre Schule, um die freie Zeit bei ihren Familien zu verbringen. Einzig Kat (phänomenal unheimlich: Kiernan Shipka, „Carriers“) und die etwas ältere Rose (Lucy Boynton, „Don’t Knock Twice“) warten vergeblich auf ihre Eltern, wobei Letztere ihrer Mutter und ihrem Vater bewusst ein falsches Abholdatum genannt hat. Immerhin will sich die junge Frau, die befürchtet, dass sie schwanger sein könnte, in aller Ruhe mit ihrem Freund austauschen. Anstatt, wie vom Schulleiter angeordnet, auf die jüngere Kat aufzupassen, berichtet Rose ihrer Leidensgenossin von angeblichen satanischen Praktiken an der Schule und stiehlt sich anschließend für einige Stunden aus dem Gebäude. Kat wiederum, die schon am Anfang davon träumt, dass ihre Eltern tödlich verunglückt sind, scheint mehr und mehr den Bezug zur Realität zu verlieren.

Ein zweiter Handlungsstrang, den Perkins nach rund 20 Minuten erstmals aufgreift, dreht sich um die aufgewühlte Joan (Emma Roberts, „Nerve“), die offenkundig aus einer Psychiatrie geflohen ist. An einem Busbahnhof trifft sie auf den zuvorkommenden Bill (James Remar, „Horns“), der ihr gegen den Willen seiner Gattin Linda (Lauren Holly, „Motive“) eine Mitfahrgelegenheit offeriert. Joan willigt dankend ein, erkennt aber schon bald, dass Bill sie nicht grundlos angesprochen hat.

Freunde krawalliger Geisterbahnfahrten sollten „Die Tochter des Teufels“ im eigenen Interesse meiden. Denn plumpe Buh-Effekte umgeht Perkins konsequent, wenngleich er mit einigen klassischen Genre-Konventionen spielt. Ein winterliches Internat kennt man ebenso wie düstere Gänge und grauenhafte Albträume. Sein Mut zur Langsamkeit hebt den Gruselthriller allerdings deutlich von hastig heruntergekurbeltem Mainstream-Horror ab. Immer wieder hält der Debütregisseur Einstellungen deutlich länger als gewöhnlich. Und fast nie vollzieht die von Julie Kirkwood („The Monster“) geführte Kamera hektische Bewegungen. Statische Bilder der eingeschneiten Schule und ihrer bedrückenden Innenräume erzeugen ein unterkühltes Klima der Einsamkeit, in dem die schon in den ersten Szenen seltsam entrückt auftretende Kat eine beunruhigende Entwicklung durchläuft.

Ähnlich wie Baran bo Odar in seiner kürzlich gestarteten Netflix-Serie „Dark“ operiert Osgood Perkins mit einem sehr präsenten, dissonanten Sounddesign, das selbst eigentlich normale Impressionen mit Bedrohung auflädt. Gemeinsam ist beiden Filmemachern, dass sie es in manchen Situationen mit dem ominösen Raunen ein wenig übertreiben. Nichtsdestotrotz schafft es der Sohn des Norman-Bates-Darstellers Anthony Perkins, Interesse für das Schicksal der Protagonistinnen zu wecken. Von Bedeutung ist dabei auch die parallele Handlungsführung, die den Zuschauer spekulieren lässt, auf welche Weise die unterschiedlichen Stränge zusammenlaufen werden.

Während sich im Finale langsam der Schleier lüftet, überrascht „Die Tochter des Teufels“ mit einigen drastischen Gewaltausbrüchen, bei denen der Regisseur – vielleicht als Reminiszenz an seinen Vater und dessen ikonischen „Psycho“-Auftritt – das Eindringen eines Messers in menschliche Körper über eine energische Tonspur spürbar macht. Erzählerisch greifen alle Rädchen fein säuberlich ineinander. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass Perkins sein Publikum mit einem Trick in die Irre führt, ohne den sich die Geschichte schon weitaus früher entwirren würde. Wie auch immer man zu dieser Entscheidung stehen mag, bleibt unbestritten, dass hier ein Horrorenthusiast mit eigener Vision am Werk ist, der gleich in seiner ersten Regiearbeit den Mut aufbringt, ausgetrampelte Pfade zu verlassen.

>> von Christopher Diekhaus

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