„Feed – Friss und stirb!“, so der vollständige Titel des Films, provoziert schon mit seinem Namen. Auch die Story lässt auf eine neue Art von Horror hoffen: Ein Internetfahnder der Cybercrime-Polizei Australiens landet eines Tages auf einer Porno-Webseite und findet sich in der Welt der Fetterotik wieder. Die sogenannten „Feeders“ (Fütterer), gutgebaute und durchtrainierte Männer, haben es auf übergewichtige Frauen, die „Gainers“ (Zunehmer) abgesehen. Ein „Feeder“ jedoch übertreibt das Spiel und Ermittler Phillip (Patrick Thompson) macht sich auf den Weg in die USA, um dem Fetischisten das Handwerk zu legen.
Was sich nach heißer Delikatesse anhört, schmeckt wie ein lauwarmes Süppchen.
Schon zu Beginn fällt es sichtlich schwer, sich mit dem sehr überdreht wirkenden Ermittler anzufreunden. Man merkt bald, dass er kein Vorbild ist und bei diversen Sexsequenzen, die zum Teil merkwürdig geschnitten wurden, auch gerne Gewalt anwendet. Der von ihm am Anfang aufgedeckte Kannibalen-Vorfall dient wohl eher als Ekelmoment für den Zuschauer und ist für den weiteren Verlauf der Geschichte eigentlich belanglos.
Alex O’Loughlin stellt sich als abgeklärter und psychopatischer „Feeder“ vor. Was er mit seinem Opfer anstellt ist wirklich alles andere als appetitlich. Das „wohlgeformte“ Aussehen seiner Liebsten gibt das passende Bild ab. Da zeigt sich in Zeiten von Model-Casting-Shows mit spindeldürren Kandidatinnen, dass es andersrum auch nicht unbedingt gut ausgehen muss. Jedoch will sich den ganzen Film über keine richtige Spannung aufbauen. Gezielt wurde ausschließlich auf den Ekel-Faktor, welcher auch ohne Frage ausreichend bedient wird. Die makellosen Gespielinnen des Fahnders bilden dazu einen starken Kontrast zu der fettgepolsterten Geliebten des Täters.
Der Zuschauer wird dabei zu keinem Zeitpunkt intensiv in das Geschehen mit einbezogen und wartet vergeblich auf einen „Aha“-Moment. Auch die Charaktere werden nicht mit Leben gefüllt. Zu sehr war man damit beschäftigt, die Fütterungs-Szenen der Übergewichtigen ziemlich früh darzustellen und auszukosten, welche wohl auch der Grund für das R-Rating waren. Hier hätte ein wenig mehr Hintergrundstory dem Film gut getan. Auch schauspielerisch darf man keine Glanzleistungen erwarten. Die unbekannten Darsteller mühen sich sichtlich ab, doch die beste Figur macht immer noch Gabby Millgate als bettlegerisches Fress-Opfer.
Bis zum bitterbösen Ende hangelt sich „Feed“ mehr oder weniger 90 Minuten lang durch ein Dickicht aus Langeweile, Ekel und gestörten Existenzen. Alles in Allem überzeugt der Film nicht immer, bietet jedoch dank neuer Idee und Respektlosigkeit passablen Unterhaltungswert. Als „Appetithäppchen“ für zwischendurch fährt man mit diesem Movie gut, allerdings sollte man danach unbedingt die Hauptspeise in Form eines besseren Horror-Films einnehmen. Eines gelingt den Machern auf jeden Fall: Der nächste Besuch im Fast-Food-Restaurant wird mit Sicherheit mehrmals überdacht.
>> geschrieben von Janosch Leuffen