Liest man eine kurze Inhaltsangabe zu Murder-Set-Pieces, erinnert das Ganze stark an „American Psycho“, doch spielt letzterer in komplett anderen Welten des Filmuniversums. Ein junger Kerl mit gestähltem Körper, eine schillernde Großstadt, hübsche Frauen, der Typ entpuppt sich als Killer, tote Frauen, Gewalt und Mord. Alles auch Elemente in „American Psycho“, aber dieses cineastische Meisterwerk, um welches es sich hier handelt, ist weniger als eine billige Kopie davon.
Nick Palumbo nahm sich ein paar schlechte Darsteller, darunter Sven Garrett der den Psycho spielt, 55 Gallonen Filmblut, eine 35 mm und drehte Murder-Set-Pieces im Jahr 2004. Und was nun der Zuschauer geboten bekommt ist wirklich unter aller Sau, denn der Film ist nur ein schlechtes Mittel der primitiven Provokation. Da fährt ein Kerl in der Stadt umher und sucht sich potenzielle Opfer für die Auslebung seiner gestörten Phantasien. Natürlich macht er das nicht einfach so, sonder Palumbo lies sich für ihn ein wunderbares Motiv einfallen, welches ich aber hier nicht näher behandeln will. Ja das wär’s eigentlich zum Inhalt, schauen wir doch nun warum dieser Streifen solch ein Dünnpfiff ist.
Da wird von Tabubrüchen gesprochen. Fraglich ist nur, mit welchen Mitteln Palumbo diese inszeniert hat. „American Psycho war doch nur was für Weichlinge, kaum Graphic-violence und keine Härte“. Auf solche und noch viel dümmere Kommentare bin ich in Zusammenhang mit diesem Film gestoßen. Das dachte sich bestimmt auch der Hr. Palumbo und kam nach kurzen überlegen darauf, wir nehmen einfach ein paar Hakenkreuze, Reichsfahnen, Riefenstahl Filme, Hitlerreden, Kindermorde und die ein oder andere Pornomieze, Blut und zwar in Massen – fertig wäre ein extremer, provokativer und brutaler Film. Und nun?
Genau das war es, was mich so wahnsinnig an MSP gestört hat. Da versucht man mit allen Mitteln zu provozieren und das mit einer derart nervigen Penetranz, dass ich schon fast ausschalten wollte. Sven Garrett spielt den Kranken, großgewachsenen Mann, blonde Haare, blaue Augen, rücksichtsloser Killer, Nazi. Seine Opfer gut aussehende Frauen, bestimmt alle unter Fittichen von Ron Jeremy, meist nackt. Bilder von Adolf Hitler im Haus des Killers, Riefenstahl Filme laufen auf dem Fernseher, Propagandareden im Radio. Kinder werden in expliziter Art und Weise ermordet. Fragt sich nur, wo hier der Sinn steckt.
Ich weiß wirklich nicht, was einen Regisseur dazu bewegt, so einen Schrott zu fabrizieren bzw. produzieren. Die Filmwelt mit ihren Anhängern hat schon weitaus härtere und bessere Filme gesehen, weshalb ich mich Frage, was Murder-Set-Pieces darstellen, ausdrücken und zeigen soll. Den satirischen Unterton von „American Psycho“ findet man hier nicht, (gesellschafts-)kritische Anschläge, Unterhaltungswerte oder cineastische Attraktivität sucht man hier vergeblich. Deswegen ist es umso erbärmlicher, wie Palumbo dies aber versucht: Die faschistischen Elemente mögen zwar für vielen ein Dorn im Auge sein, aber um den geneigten Filmfan bzw. anderes Publikum zu schocken oder zu provozieren reicht es dann doch nicht aus. Die Gewalt wird explizit dargestellt - nun ja, es ist schon nicht ohne was hier vor sich geht (diverse Folterungen, Tötungen, Vergewaltigungen), aber das hat man schon zu Genüge in anderen Werken bestaunen dürfen. Bleibt nur noch die gewisse Nacktheit. Jedoch gibt es auch hier wesentlich bessere Alternativen, an denen sich willige Jünger ergötzen können.
Was noch viel mehr stört, ist, dass sich Gunnar Hansen (Leatherface) und Tony Todd (Candyman) für kleine Cameoauftritte zur Verfügung gestellt haben. Da hat der Nick Palumbo auch noch Glück mit solchen Ikonen seinen Dreck promoten zu dürfen - pfui spinne!
Um diese Review letztendlich auf den Kern zurück zu führen und ein Urteil zu fällen, kommen wir zur heiß ersehnten Synthese. Der Film kristallisiert sein Niveau stark heraus, welches sich wirklich in der unterste Schublade einordnet. Mit alt bekannten und simplen Stereotypen der Provokation, versucht man den Zuschauer zu schocken (u.a. Nazielemente, Nacktheit, Gewalt, Bodycount = 30, 55 Gallonen Blut). Es ist kaum zu glauben, was man dem Konsumenten hier aufs Auge drücken will. Ein lascher Film ohne Aussage, langweilig und uninteressant. Gorehounds finden hier nicht die erhoffte Schlachtplatte wie angepriesen. Andere suchen vergeblich nach Kritik in diesem Sud aus Brüsten, Blut und Hakenkreuzen. Da stimmt einfach gar nichts. Schlechte Kamera, keine persönliche Note, keine Innovationen und dazu noch schlechte Schauspieler mit noch schlechteren Dialogen. Warum zur Hölle wurde dieser Schund nur gedreht?
Um dies auf die Spitze zu treiben, möchte ich hier noch kurze Auszüge aus den Credits von „Murder-Set-Pieces“ verwenden: Special thanks to Roman Polanski, Dario Argento – was denkt sich Nick Palumbo nur dabei, solche Namen auf diese DVD zu pressen? Produced by Joseph Goering und Heinrich Himmler – kein Kommentar! Mit den 2,2 Millionen Dollar Budget hätte die Welt weitaus sinnvolleres anfangen können. Vielleicht eine Spende für hungernde Kinder in Not?
>> geschrieben von Benjamin Johann