Ray Saywer (Rick Cramer) ist ein unscheinbarer Trucker, dem ein kleine heruntergekommene Tankstelle inmitten den Sümpfen Louisianas gehört. Einige in der Stadt mögen ihn, viele kennen ihn überhaupt nicht. Ray ist zu denen, die ihn beachten, höfflich, zu allen anderen aber eigentlich auch. Eines Abends, Ray war gerade auf dem Heimweg, da entdeckt er, wie sich seine Bekannte Eden (Agnes Bruckner) mal wieder mit ihrem Exfreund Eric (Jonathan Jackson) streitet. Er stoppt kurz seinen riesigen und alten Abschleppwagen, um sich zu erkundigen, ob denn auch alles in Ordnung sei. Nachdem Eden ihm vergewisserte, dass nix besonderes los ist, macht er sich wieder auf den Weg. Gerade als er den Motor angeworfen hatte, kracht ihm ein Auto in seinen Truck, schleudert über die Straße, durchbricht ein Geländer und kommt, halb über einem Fluss hängend, zum Stehen.
Die Fahrerin, Miss Emmie (Deborah Duke), die Großmutter von Edens Freundin Cece (Megan Good), liegt bewusstlos im Fahrzeug. Sowohl Eric und Eden, als auch Ray stürmen sofort zum Wagen, um Miss Emmie zu befreien. Während sie die alte Dame herausziehen, wispert diese etwas von einem Koffer, der auf ihrem Rücksitz liegt. Also klettert Ray in das Auto und will den Koffer herausholen. Als er diesen packt, öffnet er sich und einige aggressive Schlangen fangen an auf Ray loszugehen. In diesem Moment verlagert sich auch das Gleichgewicht des Fahrzeugs und es stürzt in den Fluss. Eric und Eden müssen hilflos mit ansehen, wie die Fluten das Auto verschlingen. Nachdem die Polizei eingetroffen ist, konnte Ray nur noch tot geborgen werden. Auch Ceces Oma erlag ihren Verletzungen.
Eigentlich eine sehr traurige Geschichte, doch sie ist noch lange nicht zu Ende. Die Schlangen im Koffer waren Teil eines uralten Voodoo-Rituals und Ms. Emmie wollte lediglich verhindern, dass ihn jemand findet. Sie selbst praktizierte einst dieses Ritual, bei dem eine Mambo (eine Art Voodoo-Priesterin) mit Hilfe von Giftschlangen das Böse aus Mördern, Sadisten und anderen schlechten Menschen „melkt“. Und nun ist all das Böse von Hunderten in Ray übergegangen, der jetzt beginnt Eden um ihren Freundeskreis zu erleichtern.
Nach all den Teen-Slashern, die über die Jahre über uns hereinbrachen, ist es sehr schwer noch etwas Neues zu kreieren. Schließlich war nun alles schon einmal da und jeder Slasher scheint irgendwie immer gleich zu verlaufen: Ein wahnsinniger Killer dezimiert eine Gruppe stereotypischer Teenager nach dem bewährten 10-kleine-Schweinchen-Prinzip. Da gibt es immer eine Menge nacktes Fleisch, den ein oder anderen passabel inszenierten Mord und massige kreischende Teenies. Spannung und wirklich gute Unterhaltung kommen da ganz selten auf.
Jim Gillespie, Regisseur von „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, einer der etwas besseren Varianten des Slashergenres, inszenierte für Miramax nun „Venom“, der u.a. von Kultautor Kevin Williamson („Scream“ (Drehbuch), The Faculty (Drehbuch), „Teaching Mrs. Tingle“ (Regie) und natürlich den Weinstein Brüdern produziert wurde. „Venom“ ist nun auch wieder ein Slasher mit besagten kreischenden Teenagern, einem Killer und einer Menge Blut. Doch diesmal hat der Film etwas, was vielen anderen fehlt – Spannung! Der Streifen ist eine einzige Achterbahnfahrt. Natürlich fallen die Protagonisten wie die Fliegen und man weiß eigentlich auch schon zu Beginn, wer die ganze Show überleben wird. Doch Jim Gillespie setzte dies alles gekonnt in Szene.
Er baute zahlreiche Schrecksekunden ein, die fast immer sitzen. Die Morde sind durchaus einfallsreich (Sandstrahler, Brechstangen und natürlich Giftschlangen) und arg blutig geraten, weswegen „Venom“ auch nur für Zuschauer ab 18 Jahren gedacht ist. Dazu baut man schnell eine Sympathie für die, mitunter sehr attraktiven, Darsteller auf, die bis auf die üblichen großbrüstigen Dummchen, wirklich gut agieren. Weshalb es einem umso mehr an die Nieren geht, wenn dann eben dieser Darsteller das zeitliche segnen muss (u.a. auch Rapper Method Man, den man hier als Deputy sehen kann). Außerdem schaffte es Gillespie wunderbar die schaurige und mystische Atmosphäre der Sümpfe Louisianas einzufangen. Wo „Der verbotenen Schlüssel“ scheiterte, bekommt man bei „Venom“ wirklich eine Gänsehaut, wenn die Kamera durch die dunkle, sumpfige Landschaft fährt.
Doch am meisten für Thrill sorgt der Killer selbst. Die Figur des Ray Sawyer, ist im Grunde genommen nichts weiter als ein neue Version von Jason Vorhees oder Michael Meyers. Doch er weiß sich gekonnt in dieser Riege zu behaupten. Man weiß ganz genau, wenn man das Klappern seines Schlüsselbunds, das Rattern seines alten Trucks oder auch sein Knurren selbst hört, das die letzte Stunde geschlagen hat. Dazu ist er wirklich schonungslos und fies. Außerdem kraucht er nicht, wie einige seiner Kollegen, langsam vor sich hin sondern stürmt mitunter auf seine Opfer zu, um sie dann gehörig in die Mangel zu nehmen. Somit hat „Venom“ wirklich Potential zum Kultfilm, auch wenn man ihn hierzulande nicht im Kino haben wollte (was sicherlich auch am großen Unglück in Louisiana lag, in dem der Film ausschließlich spielt). Doch auf DVD wird er hoffentlich wie ein Bombe einschlagen und ein paar Fortsetzungen nach sich ziehen (was laut dem Ende des Streifens gut möglich wäre).
>> geschrieben von Peter Burtzlaff
Eine richtig gute Neuinterpretation von bekannten Motiven und Figuren, bei denen sich die Figuren mal nicht extrem dumm in einem Horrorfilm anstellen und wo der Killer mal wieder richtig überzeugen kann und auch das Potential für einige Fortsetzungen hat. Ne, also der Streifen war echt gut investierte 90 Minuten!