Heute nun mal ein Vorzeigebeispiel für den etwas „anderen“ Horrorfilm der 80er Jahre. Unser Exempel kommt direkt aus Italien vom Altmeister Lucio Fulci, dem so oft betitelten Schundfilmer. Zuerst wenden wir uns dem Narrativen zu, was jedoch, wie so oft in diesem Genre, sehr spärlich auf die relativ kurze Spielzeit von 80 Minuten (Kürzungen sei Dank) verteilt ist.
In der kleinen Stadt Dunwich begeht der Ortspfarrer auf dem Friedhof Selbstmord. Daraufhin geschehen merkwürdige und unheimliche Dinge in der friedlichen Stadt. Die Bewohner haben längst vergessen, dass sich unter dem Friedhof die Ruinen der Hexenstadt Salem befinden; und wie in einem 4000 Jahre alten Buch der Priesterselbstmord prophezeit wurde, so öffnet sich auch das Tor zur Hölle. Während einer Gewitternacht erheben sich die Toten aus ihren Gräbern und treiben ihr Unwesen nun in Dunwich. Die junge Frau Mary Woodhouse (Catriona MacColl) und der Reporter Peter Bell (Christopher George) gehen dem unheimlichen Geschehen nach und versuchen dem Spuk ein Ende zu bereiten. Wie es die alten Legenden besagen können die lebenden Toten nur aufgehalten werden, wenn deren Anführer, der Pfarrer des verfluchten Orts, gefunden und vernichtet wird. Mit Hilfe des Psychiaters Gerry (Carlo De Mejo) stellen sie sich dem Dämon in einem unterirdischen Gewölbe...
Das war es schon zum Inhalt. Aber was erwartet man denn auch bei einem Zombiestreifen. Also der 1981 produzierte und veröffentlichte Film setzt gleich anfangs mit einer sehr atmosphärischen Szene ein, der von dichten Nebelschwaden durchzogene Friedhof bietet hierbei den passenden Ort. Keine Dialoge, auch kein Text aus dem Off, nur Pater Thomas der mit starrem Blick über den Friedhof wandert um schlussendlich an einem vom Baum pendelnden Strick den Freitod zu wählen. Dies alles begleitet von einem schummrigen Score aus der Feder Fabio Frizzis. Genau solche Szenen sind es die dem Zuschauer eine Gänsehaut bereiten mögen und von denen gibt es einige in „Paura“. Klar sind diverse Längen enthalten, doch über die sollte man hinweg sehen können. Schafft man das, offenbart sich hier ein wahres Zombiehorror-Juwel. Weder von Massen von Blut noch von Splatterszenen im Minutentakt gespickt, kann der Film auch auf einer sehr surrealistisch angehauchten und vom Mystischen bestimmten Art und Weise überzeugen. Simple (Ur)Ängste des Menschen wie die Dunkelheit, die Nacht, Nebel, Keller und undefinierbare Geräusche, Friedhöfe, Gräber, Spinnweben etc. verleihen dem Look und der Wirkung des Films eine unheimliche, gruselige und mystische Ader. Und doch gibt es die ein oder andere derbe Szene um dem Genre in gewisser Weise gerecht zu werden; diese sind jedoch sehr konsequent inszeniert und gut umgesetzt, fügen sich folglich passend in das Geschehen ein und geben der Handlung das entsprechende Tempo.
Den Schauspieler kann man hier angenehm zuschauen und wird nicht von totaler Stupidität bzw. Unlogik verärgert. Größtenteils nachvollziehbare Handlungen verleihen „Ein Zombie hing am Glockenseil“ einen angenehmen Effekt, welcher in anderen Beispeilen nur zu Lächerlichkeit oder unfreiwilliger Komik führt.
Fulci zeigt hier einfach, dass er nicht der gewaltverherrlichende Schmuddel- oder Schundfilmer ist, als welcher er von Zensoren, empörten Eltern oder feindlich gesinnten Filmkollegen bezeichnet wurde und wird. Er weißt teilweise geniale Regisseurszüge auf, welche, ergänzend durch die starke Kamera Sergio Salvatis, bekräftigt werden. Hier wären unter anderem die häufigen und auffallenden Augen-Close-Up’s zu nennen, die sich mit der Zeit zu einem Markenzeichen des Lucio Fulcis entwickelten. Langsame und stimmige Choralmusik, langsame Kamerafahrten, gut platzierte Schockmomente und eine morbide Aura die vom Bildschirm ins heimische Wohnzimmer gerät, sind allesamt bestimmende Faktoren für den Spannungsaufbau von „City of the living dead“. Die beachtlichen FX von Gino de Rossi überzeugen, waren für die damalige Zeit wegweisend und stellten damals mitunter das Maximum an Intensität dar. Die Szene, als Blut wie Tränen aus den Augen Daniela Dorias läuft, ist an Genialität kaum zu übertreffen. Weiterhin sind die Masken der lebenden Toten gut umgesetzt wurden und unterstützen die schaurige Stimmung des Films perfekt.
Wie ein von der Masse abgelehntes Phänomen, begleiten Filme wie „Paura“, „The Beyond“ (Fulcis Bester) oder auch „Woodoo“ den Mainstreamhorror und fanden ihre Anhänger. Also sei Horrorfans die auf den etwas unkonventionelleren Film stehen, dieser hier wärmstens ans Herz gelegt. Denen sei aber überdies hinaus die ungeschnittene Fassung empfohlen. Alles in allem ein sehr atmosphärischer Horrorstreifen, der neben den Schmuddel- und Tiersnufffilmen auf sehr intensive, surreale und gruselige Weise fesselt. Er stellt ein absolutes Hoch der (italienischen) 80er Jahre Splatterwelle dar, und verhalf Lucio Fulci zu wachsendem Erfolg und Bewunderung. Neben den Romeros dieser Erde, beweist Fulci Talent, sowohl auf Spannungs-, Splatter-, Atmosphäre- und Intensitätsebene. Absolut empfehlenswert und defintiv ein Klassiker......
>> geschrieben von Benjamin Johann