1987, die altbekannte Holzhütte im Wald und der Antiheld schlechthin: Ash, begleitet von seiner Freundin. Auch im Sequel zu „Evil Dead“ schafft es Regisseur Sam Raimi einen stimmigen Horrorfilm zu präsentieren, mit dem er nunmehr zu den ganz Großen im Horror- und Splattergenre gehört(e). Im Gegensatz zum ersten Tanz der Teufel wird stark auf den humoristischen Aspekt gesetzt, was den Streifen zur perfekten Unterhaltung für die gediegene Filmrunde macht.
Wieder begeben sich Ash und sein holdes Weib zur Jagdhütte, die wohl jedem ein Begriff sein dürfte, der sich auch nur minimal für den Horrorfilm der jüngeren Jahre interessiert. Abermals spielt Ash das Tonband und die Folgen dürften uns allen bekannt seien. Das Böse wird beschworen, erwacht zum Leben und terrorisiert die Turteltäubchen in der Hütte. Sarah Knowby, die Tochter des Wissenschaftlers, dessen Beschwörungsworte sich auf dem Tonband befinden, stößt mit drei Freunden zu dem Paar. Blut wird fließen im fast aussichtslosen Kampf gegen die übermächtigen Kräfte des Bösen, doch das hat seine Rechnung ohne unseren Ash gemacht...
Wow, was’n Ding! Sechs lange Jahre nach dem Überraschungserfolg des ersten “Evil Dead” lieferte Sam Raimi seinen Fans den Nachfolger zum heutigen Klassiker. Selten sieht man einen Film indem einfach alles zusammen passt, wie in diesem. Fast wie in Symbiose ergänzen sich die verschiedensten Bereiche die hier auftauchen - der Horror und Splatter aus dem ersten Abenteuer, gepaart mir einer extra großen Prise Humor, ausgereifte Kameraführung und die perfekte Umsetzung. Allen voran natürlich Bruce Campbell, der über Nacht zum gefeierten Star wurde. Der trottelige Ash wird durch ihn schlichtweg zum „vom-Stuhl-schmeißen“ verkörpert und bietet dem Zuschauer die ganze Palette an Peinlichkeiten und Schwachsinn. Es gab bereits so viel Sequel-Tragödien in der Filmgeschichte, dass man sich als Regisseur eigentlich schon zwei Mal fragen muss, ob man denn wirklich eine Fortsetzung wagen sollte, doch hier kann ich Herrn Raimi nur auf Knien danken, dass er den Schritt gewagt hat.
Evil Dead 2 ist nicht nur ein überdurchschnittlich guter Horrorfilm, er zeigt auch durch und durch das große Talent Sam Raimis. Die Raimi-Cam sei nur als ein Beispiel von vielen zu nennen. Der Zuschauer wird hier schlichtweg, auf cineastischer Basis gesehen, verwöhnt. Mal zum Lachen, mal zum Gruseln, dann zum Ekeln und natürlich auch zum Bestaunen. Diese Dinge in so kompakte und funktionierende Form zu bringen, muss man dem Regisseur hoch anrechnen. Damals begeisterte er die Undergroundszene und die eher unkonventionelle Filmkultur; konträr dazu lockt er heute die nunmehr erwachsenen Fans mit ihren Kindern in Mainstream-Blockbuster á la Spiderman. Eine schöne Entwicklung, wobei mir die Anfänge doch um einiges mehr zusagten.
Der Hauptschauplatz ist natürlich die Waldhütte. Das ist es schon fast ein Wunder, dass die Szenen so stimmig und atmosphärisch umgesetzt worden, dass niemand auf die Idee kommen würde, dass der Film in Hallen einer amerikanischen Universität gedreht wurde. Was die Studenten wohl zu dem Kunstblut gesagt haben, dass in „Evil Dead 2“ literweise fliest? Gewaltverherrlichung oder beabsichtigte Verrohung kann hier aber nicht vorgeworfen werden, da sich sämtliche Goreszenen in solch unrealer Stilisierung entfalten, dass nur minderbemittelte Schwachköpfe es als solche erkennen können. Bewusste Übertreibung und das imaginäre zwinkernde Auge, welches sich dem Zuschauer mehr als offensichtlich zeigt, verleiht dem Film einen sehr eigenen und angenehmen Charme. Spannung und Unterhaltung werden virtuos kombiniert und bieten ein auf so hohem Niveau spielenden Film sehr raren Ausnahmestatus.
Die Visualisierung des Bösen (markanten Kamerafahrten) ist ein Geniestreich ohnegleichen, und verleihen dem Film weitere Attraktivität. Die kultverdächtigen Sprüche von Ash bergen massig Zitatcharakter und die einfallsreichen Splatterszenen liefern den größten Gorehounds die volle Bandbreite an, wohlgemerkt stark stilisierter, Gewalt.
Und noch einmal der Humor: Wenn die von bösen Mächten besessene rechte Hand von Ash wahllos Teller auf seinem Kopf zerschlägt, ihm sein Gesicht zerkratzt, oder andere Dinge vollzieht, die unserem Lieblingstrottel das Leben zur Hölle machen, erfreut man sich einfach an diesem filmischen Kleinod. Ein cooler Spruch darf hier und da natürlich auch nicht fehlen, und so haut Bruce Campbell die größten Brüller raus, die sowohl dem nüchternen Zuschauer als auch der beschwipsten Freundesrunde Belustigung und Lacher im Minutentakt beschert. Der Unterhaltungsfaktor bleibt ungebrochen.
Darstellerische Leistungen, schöner Score, lustiger Splatter, tolle Shots und alles gespickt mit innovativem Einfallsreichtum. Wahrlich ein Jahrhundertwerk, das sich verdienterweise auch noch heute großer Begeisterung erfreut. In Ergänzung mit den neuseeländischen Jacksons (Bad Taste, Braindead) wohl DER Fun-Splatter der letzten 25 Jahre. Alles sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Wer ihn noch nicht besitzt, sollte sich dieses Machwerk schleunigst zulegen. Groovy!“
>> geschrieben von Benjamin Johann