Moviebase See No Evil
Acht Teenies, allesamt inhaftiert aufgrund von mehr oder weniger schwerwiegenden Verbrechen, werden "gefreiwilligmeldet" (mit anderen Worten: dazu verdonnert) ein kleines, altes Hotel auf Vordermann zu bringen. Als Belohnung winkt ein Monat Haftstrafe weniger. Eine goldene Gelegenheit für die vier männlichen und vier weiblichen Auserwählten, die natürlich alles andere im Kopf haben als das Wohl des Hotels. Damit alles mit rechten Dingen zugeht, werden sie ständig von zwei Polizisten begleitet. Einen der beiden trifft der Zuseher bereits im Intro: nämlich vier Jahre zuvor, als er bei einer Konfrontation mit einem wuchigen Serienkiller eines der übelsten Gewaltverbrechen in der Geschichte (so wird das jedes mal genannt, oder?) aufdeckt. Im Hotel angekommen scheint bis auf die vermeintliche Besitzerin, einer zierlich wirkenden, älteren Dame, frisch aus einem Werbespot für Omas Apfelkuchen entsprungen, niemand im Hotel zu sein. Natürlich bis zu dem Zeitpunkt als Teenie Nummer eins dem Fleischerhaken des wandelnden Kleiderschrankes zum Opfer fällt. Let the bodycount begin...
Wrestling Star goes Movie-Making - das nicht nur Hulk Hogan und Dwayne "The Rock" Johnson das können, beweist See No Evil in breiten Zügen. Wer sonst wäre perfekter als Darsteller eines 200 Pfund Killers geeignet als WWE "Schönling" Glen Jacobs alias Kane? Obwohl man seine Rolle nicht gerade als Herausforderung bezeichnen kann (oder wie soll man vier gesprochene Wörter in 100 Minuten sonst betiteln?), passt er doch perfekt in die Gussform des wahnsinnigen Serienkillers, der, von unheimlichen Stimmen geleitet, das Laster der Sünde auf seine eigene Art und Weise bekämpft. Auch der restliche Cast an Jungdarstellern spielt, was Teenie Horror angeht, auf einer recht soliden Ebene. Wobei aber auch gesagt sein muss, dass der Zuseher trotz einiger gut eingebauter zwischenmenschlicher Beziehungen nie eine wahre Nähe zu den Opfern aufbauen kann. Eher tendiert man dazu mit dem Killer mitzufiebern.
Grund für diese Ablenkung vom Cast ist die im Horrorfilm mittlerweile fast schon zum Standard angewachsene Optik: dreckig, düster und eklig ist der Schauplatz ohnehin, lässt sich auch nicht bestreiten. Hier schimmelt und krabbelt es in jeder Ecke - nix mit Wellness Hotel. Und auch die bei Saw nur spärlich eingesetzten "Flash-Kamerafahrten" kommen in so gut wie jeder Szene zum Einsatz. Schnell, grell und wild begleitet die Kamera das Geschehen sowohl als objektiver als auch als sujektiver Begleiter. Zwischendurch gewährt uns Regisseur Gregory Dark nämlich auch einen Blick durch die Augen des Killers.
Augen - gutes Stichwort. Diese bilden Jacobs (so der Name des Killers) Trophäen. Das "Sehen" findet in See No Evil fast eine ähnliche Bedeutung wie in Nicolas Roegs Horrorklassiker Wenn die Gondeln Trauer Tragen (Don't Look Now) - nur eben übertragen in eine MTV'sche Bildästhetik. Denn eigentlich bin ich ja mit der Erwartung ins Kino gegangen, mir einen belanglosen Teenie-Slasher mit neuen Gewaltausuferungen anzusehen. Mit Letzterem lag ich recht - aber dazu später mehr. See No Evil lässt sich auf wesentlich mehreren Ebenen interpretieren als man denkt. Keine Panik, ihr werdet in keiner Weise zu großem Nachdenken bewegt, doch die Story ist bei aller Banalität doch gar nicht so unintelligent. Sie bietet sogar einen recht netten Plottwist, den aber der geneigte Zuseher bereits zur Hälfte des Filmes durchschaut hat. Aber in diesem Gebiet möchte ich mich gar nicht so lange aufhalten. Es sei nur erwähnt, dass es wesentlich dämlichere Slasher gibt und gerade deshalb sich dieser Film aus der Masse ein wenig abhebt.
Themawechsel: Bodycount! Aufgrund eines doch recht ansehnlichen Ensembles (12 Personen) bekommen wir doch den einen oder anderen interessant anzusehenden Mord zu Gesicht. Ultrabrutal natürlich und teilweise so kreativ, dass sich sogar Final Destination Freaks wohl fühlen werden. See No Evil erklärt wie man sein Handy eindeutig nicht verwenden sollte und wie man seine Opfer kurz und schmerzhaft ruhig stellt (bei einem LucasArts Adventure würde das so aussehen: VERWENDE Kopf MIT massiver Raumbegrenzung). Nach dem doch sehr harten Intro überrascht es einen dann richtig, hin und wieder doch das eine oder andere bisschen Humor vorzufinden, der jedoch zu keinem Zeitpunkt in Richtung Slapstick abdriftet, sondern pointiert und selektiert ins Geschehen geworfen wird.
Alles in allem ist See No Evil ganz sicher kein Must-See-No-Evil, denn nicht alle werden mit der harten Kombo aus Musikvideo-Ästhetik und Religion (ja, die spielt auch eine erhebliche Rolle, wenn auch wieder nur in banalem Sinne) klar kommen. Dennoch bin ich der Meinung, dass Slasher Fans dem Film definitiv etwas abgewinnen können. Und was den Vergleich zu Filmen wie Texas Chainsaw Massacre 2003 oder Hostel angeht: die übertrumpft See No Evil in jeder Hinsicht.
Für Fans den Genres also definitiv eine klare Empfehlung, besonders aufgrund der Tatsache, dass dieser Film einige der wohl ekligsten Kamerafahrten ever beinhaltet und gleichzeitig das absolut...wie soll ich es ausdrücken? Das wohl absolut DERBSTE, schmerzhafteste und lustigste Ableben eines Killers zu bieten hat, dass der Slasher Film je gesehen hat (auf den Fantasy Film Fest in München gab es tosenden Applaus).
Fazit: Dieser Film tut weh - nehmt ihn nicht allzu ernst und er macht zusätzlich auch noch Spass!
>> geschrieben von Dominic Stetschnig