Moviebase Open Water 2
Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Reihe „Missglückte Fortsetzungen“ oder „Wie schaffe ich es, aus einer guten Idee den größten Mist zu machen“. Als heutiges Anschauungsobjekt liegt uns „Godspeed“, ach nee, „Adrift“, Quatsch, „Open Water 2“ vor. Bei so vielen Titeländerungen verliert man einfach manchmal den Durchblick…
Nun gut, mit „Open Water“ kann man doch etwas verbinden: Wackelkamerahorror auf hoher See, von der Idee und Ausführung her gut, beklemmendes Ambiente und ein bedrückendes Szenario. Das kann man einfach nicht wiederholen. Und dennoch wurde der Versuch gewagt. Amy (Susan May Pratt) ist gerade Mutter geworden und präsentiert ihren Freunden beim Wiedersehen stolz ihr junges Mutterglück. Ängstlich, mit viel Überwindung und als Einzige eine Rettungsweste tragend, betritt sie mit ihren Freunden, Mann und Baby die Jacht. Nur ihr Ehemann James (sehr väterlich: Richard Speight, Jr.) weiß, dass Amy seit dem Tod ihres Vaters an einem Trauma leidet und sich vor Gewässern extrem fürchtet.. Auf die belustigten Fragen der Freunde, warum sie immer eine Rettungsweste an Bord trägt, gibt sie allerdings nur ausweichende Antworten.
Anlass der Fahrt ist der Geburtstag von Zach (gähn: Niklaus Lange), der mit seiner Freundin Lauren (Ali Hillis) auf dem Motorrad am Urlaubsort an der mexikanischen Küste anreist. Dan (schwach: Eric Dane), Draufgänger, Sunnyboy und Langzeitsingle, hat die Freunde auf seine ansehnliche Jacht eingeladen. Seine junge Freundin Michelle (schwächer: Cameron Richardson) ist seinem Charme und seinem vermeintlichen Vermögen erlegen. Der Alkohol fließt in Strömen, die Stimmung wird immer ausgelassener. An einem Riff beschließen die Freunde ein Bad zu nehmen, Dan und Amy bleiben an Bord.
Dann versucht Dan, Amy mit einer lustigen Schocktherapie von ihrer Wasserphobie zu heilen: Er packt sie und springt mir ihr ins Wasser. Ein folgenschwerer Fehler. Zu all dem kommt, dass die Freunde vergessen haben, die Badeleiter herunter zu lassen, bevor sie ins Wasser gesprungen sind. Ein panischer Kampf ums nackte (bitte wörtlich nehmen) Überleben bricht aus… Und dann ist ja da auch noch das Baby…
Spannend, spannend… ganz im Gegenteil. Was Herr Horn uns hier serviert, säuft ab wie ein schlecht gebasteltes Papierschiffchen. Schon die Charaktere wirken ab der ersten Minute unnötig überzogen und kommen teilweise sehr lächerlich daher. Anknüpfen an den innovativen „Open Water“ wollte man, daher auch die Titeländerungen. Aber was im Original noch mit Wackelkamera und realistisch wirkender Angst funktionierte, geht hier gnadenlos unter.
Kaum im Wasser, beginnt ein unfreiwillig komisches und von dümmlichen Dialogen geradezu strotzendes Wasserfilmchen, bei dem zu keiner Zeit die Urängste des Menschen vor dem weiten Meer geweckt werden und niemals so etwas wie Beklemmung, Spannung oder seinesgleichen aufschwappt. Da wird eine Kette aus Badehosen und Bikinis hergestellt, die natürlich nicht ihren Zweck erfüllt, und schafft es dann doch mal einer der Partymeute an die Reling zu greifen, hat er offensichtlich ein Brett vor dem Kopf und sucht instinktiv nach dem kompliziertesten Weg. Auf die Wackelkamera wurde übrigens verzichtet, ein weiterer Minuspunkt. Ohne sie kommt das Szenario nur halb so gefährlich und angsteinflößend rüber als es sowieso schon in diesem Sequel ist. Im Vergleich zu „Open Water“ gibt es im Golf von Mexiko wohl auch keine Haie oder anderen Tiere, die nach Austreten von Blut doch gerne mal „H(a)i“ sagen kommen.
Bei den ganzen Umständen verwundern dann auch teilweise grob und schlecht geschnittene Sequenzen nicht mehr, hier und da findet dann auch noch ein Logik- und Filmfehler Platz. Ganz nach Klischee steht dem „dummen Luder“ als erstes das Wasser bis zum Hals und sie sagt „Ahoi“ – und verschwindet in den unergründbaren Tiefen des Ozeans noch spektakulärer als einst Leonardo auf der Titanic. Auch wird man irgendwie das Gefühl nicht los, dass sich noch jemand an Bord der „Godspeed“ befinden muss, denn wer bitte würde dem Baby sonst einen vorher nicht da gewesenen Schnuller ins süße Mündchen stecken?
Traurig, traurig, wieder einmal wird uns klar, dass Fortsetzungen meist in die Hose gehen und dem Vorgänger nicht das Wasser reichen können. Und eine da gewesene Geschichte wieder genau gleich aufzuziehen und kaum zu verändern, dazu noch dermaßen ideenlos und schlichtweg lustig zu gestalten, dazu gehört vor allem eins: Mut. Nach diesem Schlauchboot ohne Luft sind wir um ein paar Dinge schlauer: 1. Babyfone sind überaus wasser- und wetterresistent, funktionieren sogar bei Gewittern mit Windstärke 6. 2. Das Meer ist gar nicht soooo böse und tief, wie es immer behauptet wird. Das zeigt uns zum Einen das Ende und zum Anderen das wieder gefundene Messer (mehr Infos nicht möglich). 3. Der Regisseur sollte sich bei seinem Namen eher in eine andere Genre-Richtung orientieren. 4. Malta hat eine wundervolle Landschaft.
Lionsgate bringt diesen Film nun auch ins Bush-Land, na da kann ich nur „Petri Heil“ wünschen. Für alle Anderen: Solltet ihr euch doch für einen Kinobesuch entscheiden, vergesst die Bademütze, den Wasserball und das Quietsche-Entchen nicht. Dann könnte es wenigstens ein bißchen unterhaltsam werden…
>> geschrieben von Janosch Leuffen
Wir ahnten es schon, und doch mussten wir uns erst eines Besseren belehren lassen, denn Open Water 2 ist so schlecht wie das Meer tief. Wie es dieses Script von Adam Kreutner überhaupt zur Finanzierung gebracht hat, ist mir völlig schleierhaft. Unzähliche Filmperlen schwimmen in den unendlichen Weiten des Film-Haifischbeckens, und doch trifft es ausgerechnet dieses Machwerk. Universum Films Entscheidung, Adrift in Open Water 2 umzubennen, kann als kluger Schachzug gewertet werden, punkten kann Hans Horns Film deshalb aber dennoch nicht. Die Darsteller schwimmen im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelmaß - und auf die kommt es hier besonders an. Wären die Dialoge und Handlungsweisen etwas detaillierter ausgearbeitet, könnte man Adrift sogar einen kleinen Funken Qualität abgewinnen. Doch durch dümmliche Reaktionen geht dieser Film komplett baden. Reif für die Mottenkiste!