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Moviebase Tetsuo: The Iron Man

Tetsuo: The Iron Man
Tetsuo: The Iron Man

Bewertung: 89%

Userbewertung: 77%
bei 11 Stimmen

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Originaltitel: Tetsuo
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 12.07.2005
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 65 Minuten
Studio: K2 Spirit/ REM
Produktionsjahr: 1989
Regie: Shin'ya Tsukamoto
Drehbuch: Shin'ya Tsukamoto
Darsteller: Tomorowo Taguchi, Renji Ishibashi, Naomasa Musaka, Shin'ya Tsukamoto, Kei Fujiwara, Nobu Kanaoka

Ein junger Büroangestellter (Tomorowo Taguchi) bemerkt eines Morgens beim Rasieren einen kleinen metallischen Splitter in seiner linken Wange. In einer U-Bahnstation, vermutlich auf dem Weg zur Arbeit, wird er dann von einer Frau (Nobu Kanaoka) verfolgt und angegriffen, deren Hand nur aus Drähten, metallenen Elementen und Schläuchen besteht. Im Laufe der nächsten Stunden verändert sich aber auch der Körper des Büroangestellten mehr und mehr. Drähte sprießen aus seinem Körper und auch bei ihm wachsen Schläuche und Metall aus der Haut. Eine unvorstellbare Qual, die erst mit dem Treffen eines anderen transformierten Mannes, dem "Metal Fetishist" (Shinya Tsukamoto) zu enden scheint....

Langweiliger Schwachsinn mögen die ersten beiden Worte sein, die einem beim Lesen dieser Inhaltsangabe, über die Lippen wandern. Pervers-primitiver Schocker könnten drei weitere Worte eines Anderen sein. Doch manch einer sieht sich nach dem Lesen einer Inhaltsangabe auch den beschriebenen Film an und wird merken dass es extrem schwierig ist, solch einen konfusen Film, wie den heutigen, mit nur wenigen Worten zu beschreiben.

„Tetsuo: The Iron Man“, den verstörenden Schwarz/Weiß Film von Shinya Tsukamoto trifft heute unser geschätztes Licht der Beachtung. Die Grundsteine für dieses wirre Experimentalwerk aus dem Jahre 1989 wurden schon weitaus früher gelegt als vermutet. Schon in seiner Jugend, gab sich Tsukamoto dem Filmen verschiedenster Kleingeschichten mit seinen Freunden hin. Eines dieser kleinen Spaßfilmchen trug den Namen „Futsu saizu no kaijin“ (The Phantom of Regular Size) welches in seinem Inhalt und seiner Form schon stark dem späteren „Tetsuo“ ähnelte.

Es ist wahrlich kein Zuckerschlecken diesen Bastard aus Metall, Industrial/Technomusik und komplexer Bildhaftigkeit zu beschreiben. Doch es ist nicht etwas narrativ Kompliziertes, was dem Zuschauer diese Fassungslosigkeit beschert, sondern diese unbeschreibliche Wucht mit welcher dieser Film einschlägt. Zum Thema passende schwarz-weiß Optik, gepaart mit abartig heftigen Schnitten, die in solch einer schnellen und abrupten Abfolgen nur noch selten gesehen werden. Stop-Motion Szenen kombiniert mit extremen Zeitrafferexperimenten, es wird einem wirklich nicht leicht gemacht. Laute, mechanische Töne und Musik, die den schwarz-weißen Wahnsinn zu einem cineastischen Erlebnis werden lassen, das einem tief beängstigenden Drogentrip ähnelt. Ähnlichkeiten in Inhalt und Form mit dem David Lynsch’en Meisterwerk Eraserhead werden deutlich, wobei es sich hier keinesfalls um eine Kopie dieses Filmes handelt, da lediglich durch die surreale Bildsprache Ähnlichkeiten ausgemacht werden können. Man meint förmlich den Film zu spüren, in seiner präsentierten Brachialität sicherlich auch nicht ungewollt so inszeniert.

Tsukamoto, der sich maßgeblich durch David Cronenbergs Geniestreiche The Fly und „Videodrome“ inspirieren ließ, hat einen Experimentalfilm geschaffen, der seinen Fan- und Kultstatus nunmehr seit 17 Jahren feiert und noch nichts von seiner Faszination verloren hat. Doch der radikalen Umsetzung - mit all ihrer komplex verschlüsselten Metaphorik, dem rasendschnellen Bildlauf und den albtraumhaften Bildern - nicht genug! Dialoge, deren Anzahl an zwei gesunden Händen abgezählt werden können, bieten ebenso wenig Aufschluss wie die Bilder. Durch eben dieses Fehlen von Gesprochenem, fällt es noch schwieriger sich auch nur irgendwie auf einer identifizierenden Basis mit einzubringen. Gut so! Der Film soll nicht nett, schön oder lieblich sein – er soll, nein er will abartig, unangenehm, verstörend und unerklärlich sein. Aus der Haut wachsendes Metall, dass einen Menschen zu einem mechanischen Etwas werden lässt; diese eigenartige Idee einer Filmgeschichte addiert mit solch eigenwilligen und unkonventionellen Stilmitteln der Filmtechnik, können doch nur eine Summe von seltener Erscheinung bedeuten. Diese Summe dann um ein weiteres mit der schwergreifbaren Bildsprache, der weitübertragenen Metaphorik Tsukamotos multipliziert und man kann ansatzweise durch diesen geschriebenen Zeilen das ungewöhnliche Erlebnis einer „Tetsuo“- Filmbetrachtung erkennen.

Es ist und bleibt ein hochstilisierter Experimentalfilm, der aber trotzdem einiges an Sozialkritk übt und auch nicht vor der Politik halt macht. Ein Mensch wird zu einem metallenem Etwas – der menschliche Körper wird Eins mit kaltem, kühlem Stahl. Im übertragenen Sinne könnte man dies als Anspielung auf die Entemotionalisierung und die arbeitstechnische Gleichschaltung der Gesellschaft anwenden. Ebenso könnte man, ähnlich wie in Cronenbergs The Fly, den transformierten menschlichen Körper als filmischen Wink mit dem Zeigefinger sehen, eine Warnung vor der Mechanisierung und Technologisierung der Welt und ihrer Bewohner. Doch solche oder andere Interpretationsansätze soll jeder für sich finden bzw. für sich bewerten und ausführen, da wohl Jeder diesen Film anders erleben und beurteilen wird.

„Tetsuo“, ein cineastisches “forte fortissimo”, welches seine Zuschauer jenseits des Mainstreams führt und dort gehasst und vergöttert wird. Rasendschnell, abstoßend unwirklich und traumhaft vielschichtig, ist dieses Werk ein relativ frühes Beispiel des Experimentalfilms und der unbändigen Kreativität des Genres. Kleine Abzüge gibt es nur wegen der zu „unnarrativen“ Art des Films, ein positives Gegenbeispiel wäre Eraserhead, bei dem Form und Inhalt perfekt harmonieren. Definitiv keine leichte Kost für Zwischendurch, doch wer sich an diesem Film versucht hat, wird froh darüber sein – ob man ihn hasst und ein für alle mal weiß das man dem Mainstream angehört oder man ihn liebt und sich dem Genre für immer untergibt ist dann Jedem selber überlassen. Your Future Is Metal! Metal! Psychic! Wars!

>> geschrieben von Benjamin Johann

70%
Ina
geschrieben am 10.06.2007 um 19:00 Uhr
krank, aber genial gemacht. super kamera! die japaner sind halt die besten :) ein kleines kunstwerk dieser film
80%
waagemensch
geschrieben am 18.02.2007 um 23:00 Uhr
Ich muss zugeben, dass ich nie ein Fan von diesem Cyber Punk Ding war.Auch Tetsuo konnte mich da nicht umstimmen allerdings muss ich zugeben, dass der Film neben seinem makaberen Humor und seinen abgefahrenen Bildern auch tatsächlich einen nicht zu niedrigen künstlerischen Anspruch aufweist.Er ist allerdings durch eine Maske der absoluten Negativität etwas versteckt, was aber nicht allzu tragsich ist, da die Aussage ja auch nicht die positivste ist.Der Film hat allerdings Atmosphäre die ein wenig an Eraserhead erinnert und wer mit einer solchen erdrückenden Stimmung klarkommt und diese Art Film auch zu schätzen weiss, wird gut daran tun ihn sich anzusehen.Der Film wurde mit wenig Geld gedreht und das sieht man auch. Man sieht aber auch, wie viel Energie in diesem Stück Filmkunst steckt und wer was für japanischen cyberpunk übrig hat muss diesen Film sowieso gesehen haben um übrehaupt mitreden zu können denn einiges denn hier sind die Wurzeln!Nach dem Film sollte man sich auf jeden Fall einnen positiven Ausgleich suchen da er wirklich sehr sehr negativ ist und auch keinen Hehl draus macht.Alles in allem ein gelungener künstlerischer japanischer Streifen mit einem exzellenten Soundtrack der mehr nach Industrial klingt als es jede moderne Industrial Band jemals getan hat!!
80%
netzhaut
geschrieben am 19.11.2006 um 01:00 Uhr
"tsukamoto is one of the most challenging, thought-provoking and original directors of today"ich denke das beschreibt ihn wirklich am besten. die beweise dafür sind offentsichtlich: tetsuo 1/2, a snake of june, vital, haze usw usw usw.es ist wirklich schwer seine filme zu beschreiben also lass ich es. mich hat tsukamoto vor einem jahr mit diesem film einfach nur überzeugt und ich denke das wird vielen anderen genauso gehen.
80%
Michael Knopik
geschrieben am 21.09.2006 um 19:00 Uhr
Nun da ich persönlich solche Cyberpunk Klammoten mag gefällt mir auch Tetsuo sehr gut. Sehr künstlerisch aber auch sehr brutal zeigt sich das Kultwerk von Shinya Tsukamoto der übrigens auch den zweiten Teil drehte. Es is um gottes Willen kein Film für jedermann auch nicht für "Underground" Einsteiger, jedoch wer David Lynchs Eraserhead gesehen hat und auch zu Ende sehen konnte sollte sich auf dieses Meisterwerk einlassen. Da noch das Budget sehr sehr niedrig war für diesen Film kann man sehen mit wieviel Liebe und Schweiss dieser Film entstanden ist.
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