Moviebase Woodoo - Schreckensinsel der Zombies
Es gibt sie nicht bloß in der altbekannten schwarz-weiß Version, also nicht nur in den Klassikern „White Zombie“ und „Night of the living dead“, sondern auch in Farbe – die Zombies! Diese komisch anzusehenden Gestalten haben einfach Kultpotential, und darum ist es auch kaum verwunderlich, dass sich viele am Thema der Untoten versucht haben, doch die südländischen Italiener haben dieses Subgenre des Horrors definitiv am einschlägigsten geprägt. Dem geneigten Zuschauer schießen an dieser Stelle schon etliche Namen aus dem Land am Mittelmeer in den Kopf: Bruno Mattei, George A. Romero, Ruggero Deodato, Aristide Massacesi, Lucio Fulci und wie sie nicht noch alle heißen. Heute werden wir uns letzterem Herrn widmen, bei dem es sich auf jeden Fall lohnt, mal etwas näher hinzusehen.
Als Anschauungsmaterial verwenden wir seinen Zombiefilm „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“ aus dem Jahr 1979, der im Original, direkt an Romeros Film „Dawn of the Dead“ (original Titel:. Zombie) angelehnt, mit „Zombi 2“ betitelt ist. Pure Absicht und offensichtlich nur gewählt um dem Film von vornherein einen gewissen Hype zukommen zulassen, da man inoffiziellerweise an George A. Romeros Film anschließen wollte. Keine Zusammenhänge in der Story oder den Protagonisten besteht auch nur im geringsten zwischen den beiden Streifen, lediglich das leidige Thema des Kommerz trieb hier unsere italienischen Filmfreunde dazu dem Film diesen Titel zu verpassen. Irgendwie dreist dieser Lucio Fulci, doch der erhoffte kommerzielle Erfolg trat trotzdem nicht ein, was letztendlich aber nicht gegen den Film selbst spricht. Dieser kann nämlich heute, nach mehr als 25 Jahren, als ganz besondere Spezialität angesehen werden, doch dazu im Folgenden mehr.
Nun zum Inhalt, der ja bei dieser Art von Film stets eine enorm wichtige Rolle spielt. Ja, richtig gelesen, eine wichtige Rolle – doch nicht im Sinne von einer gut durchdachten Geschichte, sondern die für das Genre signifikante kunterbunt zusammengewürfelten Story. In unserem Beispiel „Woodoo“ fällt diese aber nicht einmal so aus der Rolle, sondern bietet im Vergleich zu ganz anderen Lach- und Sachgeschichten ein Drehbuch, dass anscheinend zumindest zweimal vor Drehbeginn durchgelesen wurde. Also immer noch komisch, aber nicht abgedreht.
Im malerisch dreckigen Hafen von New York wird von der Küstenpolizei ein führerloses Segelboot aufgefunden. Beim Durchsuchen dessen wird ein Polizist von einem übergewichtigen Kerl, den Augen eines Horrorfilmfans schnell als Untoter bekannt, angegriffen und bedauerlicherweise durch einen Biss in den Hals getötet. Durch vom Polizeikollegen gezielten Schuss in die dicke Latexwampe des Untoten wird der in Fachkreisen genannte Zombie über die Reling ins endgültige Jenseits der Szene befördert. Erwartungsgemäß findet man nun einen folgeschweren Hinweis an Bord des Bootes, hier in Form eines Briefes, verfasst von einem Mann, der zwei essenzielle Botschaften durch seine Nachricht übermittelt. Erstens befindet er sich dem Tode nahe auf der (hoffentlich vor Zombies wimmelnden) Südsee-Insel Matula und zweitens liebt er seine Tochter. Seine Tochter Ann Bowles (Tisa Farrow, zum Beispiel bekannt aus D’Amatos Exploitationer „Antropophagus“) will natürlich dem Geheimnis der Zombieinsel auf die Spur kommen und wird zufälligerweise vom beauftragten Journalisten Peter West (Ian McCulloch, wiedererkannt aus dem Trashfeuerwerk „Zombie Holocaust“) begleitet. Mit Hilfe eines anderen amerikanischen Paares, dass man kurzer Hand - Geld regiert die Welt - im Urlaub für die Beförderung zur Insel Matula gewinnen kann. Nun hätten wir also Ann, Pete, Brian (Piere Luigi Conti) und Susan (Auretta Gay). Ohne hilfreiche Karte kommt man trotzdem recht rasch auf der Insel an, wo man gleich mal einen Mann namens Menard, Doktor Menard (Richard Johnson), trifft. Er stellt sich als Freund von Anns Vater heraus und tischt unserer kleinen Reisegruppe sofort einmal die abstruse Geschichte von lebenden Toten und Voodoozauber auf. Keiner glaubt ihm, doch das Schauermärchen stellt sich als Wahrheit heraus und nun folgen einige Tode – sowohl auf der Zombieseite, als auch im Lager der Reisegruppe und der Inselbewohner.
Klingt doch ganz logisch und glaubwürdig, diese Geschichte, nicht!? Zumindest sollte man diese Art von Filmen schon kennen, mit all ihren komischen Storys und Protagonisten, um so etwas wie diesem Fulci-Streifen abgewinnen zu können. Besser noch: Man mag diese Filme, hat womöglich sogar ein richtiges Faible dafür – dann werden nämlich Streifen wie „Woodoo“ zur wahren Freude. Wo Zombiefilme wie die alte und geliebte Dead-Trilogie von Romero immer noch einen sozialkritischen und pessimistischen Unterton hatten, können die Filme eines Lucio Fulci, im Besonderen der hier behandelte, eher durch ihre lustigen Geschichtchen punkten. Zur amüsanten Story wurde ja schon weiter oben im Text der Worte genug getan, doch Aspekte wie die der Wahl der Inszenierung und der Schauspieler haben noch einen gewaltigen Einfluss auf das Flair dieser Italo-Zombies.
Kommen wir zu den Schauspielern und ihren netten Begleitern, den Dialogen. Allesamt zweitklassig und mal mehr oder weniger präsent, bieten sie in diesem Film zwar keine überambitionierten Glanzleistungen, aber eben auch keine demotivierte Theatervorstellung – so es ist angenehm, ihnen zu folgen und vor allem zuzuhören. Ja, das Gesprochene ist sehr wohl ein bestimmender Faktor für das Gelingen eines, wohlgemerkt, Zombiefilms. Die Dialoge bei „Woodoo“ sind bestens zum Amüsieren und Schmunzeln geeignet, arten hier jedoch nie in Lächerlichkeiten aus, was dem Film nur zu Gute kommt. Es sind nicht die ultraflachen Dialoge eines „Zombies unter Kannibalen“, und genau deswegen kann man „Woodoo“ getrost als repräsentatives Beispiel für den italienischen Zombiefilm der frühen 80er Jahre verwenden.
Die Rolle des Zombierepräsentanten verdankt der Film aber letztendlich wohl doch seiner Inszenierung. Anfangs in wackeligen Bildern vor der grauen Skyline New Yorks, wechselt der Film in eine karibische Urlaubsregion, die beinahe Postkarteneindrücke wach werden lässt. Strahlende Sonne am Sandstrand, dichtbewachsener Dschungel und düstere Nacht – alles gepackt in 88 Minuten Filmspaß. Fulci konnte schon immer mit Kameras umgehen, das sollte keiner anzweifeln, da es hier wirklich hervorragende Bilder und Einstellungen auf Band geschafft haben, die wegen der starken Ausführung Sergio Salvatis sich nicht zu scheuen brauchen. Vor allem die Szenen im hitzigen Dschungel oder der nebeldurchzogenen Nacht schaffen ganz nette Atmosphären, die für einen Zombiefilm dieses Budgets wirklich ansehnlich sind.
Ähnlich verhält es sich mit den Gesellen der Untotenkompanie. Gute Masken und Effekte sollten aber bei einem Make-Up- und FX-Spezialisten wie Giano de Rossi auch wirklich erwartet werden können. Die lebenden Toten wurden mit Hilfe von Lehm, Latex und Schminke sehr schön entstellt und könnten bei einem Schönheitswettbewerb mit ihren internationalen Kollegen ganz vorne mitmischen. Sogar nette Ideen wie einen Unterwasser-Zombie haben es in diesen Film geschafft, der somit richtige Innovationen im Genre eingeführt und präsentiert hat. Ebenso die Effekte, die zwar nicht in überdurchschnittlicher Zahl gesät sind, jedoch in ihrer Härte und Inszenierung wunderbar gut umgesetzt wurden und angemessen das Tempo des Films aufrechterhalten, teilweise sogar über kleinere Längen hinweg helfen.
Wie gesagt und bekannt, ich bin ein Fan der torkelnden Leichen und mag deswegen ein wenig voreingenommen gegenüber einem Film wie „Woodoo“ sein, doch an der Tatsache, dass dieser Film etwas Besonderes im Subgenre ist und von vielen deswegen entsprechend gefeiert wird, ändert das nichts. Ich mag Zombies, ich mag diesen Film, deswegen gilt: Wer einen Klassiker im Italohorror sehen will, der sei bei „Woodoo“ bestens beraten, der mit seiner lockeren Umsetzung und einigen Goofs nur noch an Sympathie gewinnt. Ansehen, Leute!
>> geschrieben von Benjamin Johann