Moviebase Brick
Wie lauten sie, die Zutaten für einen perfekten Film? Fangen wir mal so an: das Rezept eines richtig guten Filmes ist sein Script. Um den Film jedoch zur Perfektion zu treiben, benötigt man frische, geschmackvolle Lebensmittel, im Volksmund "Schauspieler" genannt und ein perfekt harmonierendes Team an Köchen, allen voran der Chefkoch alias Regisseur.
Heute möchten wir euch die Spezialität des Hauses präsentieren: sie nennt sich "Brick", stammt aus dem Jahr 2005 und ist eine Adaption des Film Noir auf das heutige Leben in einer High-School (letztere Information dürfte euch allen bekannt sein, schließlich waren dies die Schüsselworte, die in so gut wie jedem Artikel über Brick erwähnt werden). Ob das Experiment gelungen ist, erfahrt ihr entweder mit einem Blick auf die Wertung oder mit der Lektüre dieser Review...
Brendan (grandios: "Mysterious Skin"-Hauptdarsteller Joseph Gordon-Leavitt) gerät in eine verzwickte Situation: seine Ex-Freundin ruft ihn eines Tages an und beunruhigt ihn gewaltig. Als wäre das nicht schon genug, verschwindet sie auch noch urplötzlich vom Erdboden. Brendan macht sich auf die Suche nach ihr und gerät einem Geheimnis auf die Spur, das in die tiefsten Tiefen der Highschool-Cliquen und deren Ordnung reicht. Als er auf den mysteriösen Drogendealer Pin trifft wird es ernst: mit jeder neu entdeckten Spur tun sich neue Rätsel auf...
Definitiv einer der am heißesten erwarteten Kandidaten des Fantasy Film Fest 2006 war Brick. Spannend, verzwickt, optisch hochanspruchsvoll und zum Brüllen komisch hat er sich präsentiert. Dabei war die Idee so einfach: man nehme sich den Mantel eines Genres, das vor 70 Jahren das Publikum begeistert hat und sich teilweise heute noch in dem ein oder anderen Streifen blicken lässt, und stülpe es über das populäre "Eine-wie-10-American-Pies-die-ich-an-dir-hasse" Phänomen der letzten Jahre: den Teenie-Highscool-Film. Das allein genügt aber bei Weitem noch nicht: denn was ist es wirklich, das Brick so einzigartig macht?
Der Plot des Filmes ist ausgeklügelt bis zum Letzten und wartet im Minutentakt mit neuen Entdeckungen auf uns. Bei den Dialogen wurde der, unter amerikanischen Jugendlichen weit verbreitete, Standard-Slang übernommen - Regisseur Rian Johnson gibt diesen jedoch aus derart schrägen Perspektiven, dass die Dialoge keinesfalls überzogen oder unlogisch wirken, sondern dem Zuseher die Augen öffnen, genauer gesagt ihm vor Augen führt, wie urkomisch diese Sprache doch eigentlich sein kann. Gottseidank war die Vorstellung auf dem Fantasy Film Fest deutsch untertitelt, denn teilweise ging der Slang doch über die Kenntnisse des "colloquial" Englisch hinaus.
Keine Untertitel gebraucht hat der visuelle Stil des Filmes, der ganz ohne große Kamerafahrten und Spezialeffekte ausgekommen ist. Hin und wieder bestechen bestimmte Kamera-Akzente das Auge des Zusehers, wirken jedoch keinesfalls aufdringlich. Abgerundet wird die Stimmung durch den gut gewählten Soundtrack, eine Mischung aus typischem Film Noir Jazz und Teenie Rock'n'Roll, inklusive einem Thema, das sich durch den ganzen Film wie ein roter Faden hindurchzieht.
Der, aufgrund der Thematik, sehr junge Cast des Filmes trägt seine Aufgaben hervorragend; übrigens genauso wie die Crew. Man mag fast glauben, dass alle Mitwirkenden mit dem Film Noir aufgewachsen sind, so liebevoll wurde sein Stil übertragen. Da bestehen keine Zweifel: mit Brick darf sich Regisseur Rian Johnson hinter Namen wie Hitchcock und Welles mit ruhigem Gewissen einreihen. Paranoia, die Femme Fatale, zwielichtige Gestalten: alles also, was jeder Film Noir und jede Highschool zu bieten hat. Und dabei dreht es sich auch noch im Themen, denen man heutzutage so gut wie täglich begegnet - wenn auch überzogen dargestellt. Aber hey, it's only a movie!
Schattenseiten hat der Film nur wenige: wer dem Highschool-Millieu nicht ganz so viel abgewinnen kann, der wird zwar mit Brick auch noch einen guten Film sehen - die volle Portion Filmgenuss bleibt jedoch verwehrt. Allerdings bewies der gut gefüllte Kinosaal des Fantasy Filmfests: Brick kann ein Film für Jedermann sein! Bester Beleg dafür waren Geklatsche und Gejohle im 10-Minuten-Takt und nicht zu vergessen der tosende (und ich meine wirklich tosende!) Applaus am Ende des Filmes. Definitiv jetzt schon das Highlight des diesjährigen Fantasy Film Fest!
Hard Candy hat Autobahn auf die Überholspur gebracht - mit Brick drückt das frische Genrelabel jetzt gewaltig aufs Gas.
Fazit:
Es gibt einen Film, den man gesehen haben muss: sein Name ist BRICK! Ohne Zweifel das Highlight des Kinojahres 2006!
>> geschrieben von Dominic Stetschnig