Moviebase Dark Hour, The
Irgendetwas ist mal wieder passiert. Ein großer Knall? Wohl eher eine Art von Seuche hat die Menschheit nun endgültig ausgerottet. Die letzten Überlebenden hausen in einem düsteren Bunkersystem vor sich hin. Da fällt einem direkt DAY OF THE DEAD ein, zumal auch hier die Gefahr von Zombie-artigen Infizierten ausgeht, die einen mit ihrem fauligen Biss anstecken und zu ihresgleichen werden lassen. Dennoch geht LA HORA FRIA (was eigentlich sinnvoller THE COLD HOUR bedeutet) eher in eine Science Fiction Richtung. Denn es gibt da noch diese eigenartigen Wesenheiten, die zu einer bestimmten Stunde durch die dunklen Gänge streichen und alles zu Eis erstarren lassen...
Regisseur Elio Quiroga bestreitet die Richtung seines Kollegen Guillermo del Torro und lässt uns diese feindselige Welt durch die Augen eines Kindes erfahren- die Differenzen innerhalb der mittlerweile recht kleinen Gruppe, die Auftritte der Infizierten und der eigentlich noch gefährlicheren „Fremden“. Dabei kann er sich völlig auf seine hervorragenden Schauspieler verlassen, die den beunruhigenden Ereignissen die nötige Intensität verleihen. Zum Glück fährt Quiroga nicht die reine Splatter Schiene und setzt vor allem auf gute, alte Suspense, was vor allem die erste Hälfte des Films auszeichnet. Behutsam wird die Situation etabliert und die größtenteils sympathischen Charaktere vorgestellt. Geschickt baut er eine eigenartige Atmosphäre der Klaustrophobie und Ausweglosigkeit auf, welche dann zur „kalten Stunde“ von den Auftritten der seltsamen Wesen gekrönt wird: Eigenartig helles Licht flackert durch die leeren Gänge, die Einwohner haben sich in ihren Zimmern verschanzt, rapide fällt die Temperatur und Eiskristalle bilden sich auf den Wänden. Etwas rüttelt an der Tür, aber es gelangt nicht hinein...und plötzlich ist dann der Spuk vorbei und die Temperaturen kehren in den Normalbereich zurück...Sind es Aliens? Oder gar eine neue Mutationsstufe?
Gerade die offenen Fragen halten die Spannung aufrecht. Leider kommt es dann durch Unachtsamkeiten der Überlebenden zu den obligatorischen weiteren Toten, die Lage eskaliert und man beschließt, an die zerstörte Oberfläche zu fliehen. Und das ist dann die etwas standardisierte zweite Hälfte des Films: Die Actionschraube zieht an, aber irgendwie hat man alles schon woanders und vor allem besser gesehen. Zudem wird hier dann auch das äußerst magere Budget sichtbar: Irgendwann zeigt Quiroga seine mit Liebe etablierten Monster und schlechtes CGI ist halt immer noch kein Ersatz für gute, alte Handarbeit. Und unbeholfen in irgendwelchen Kellerräumen herumstehende Infizierte sind kein guter Ersatz für die unangenehmen Tollwütigen von 28 DAYS LATER.
Die Action eskaliert, die Gruppe wird gnadenlos dezimiert und an der Oberfläche wartet dann DIE große Überraschung, für die wohl auch ein Großteil des Effektbudgets draufgegangen sein muß! Ein gelungenes, düsteres Ende für einen wirklich dunklen, kleinen Film.
THE DARK HOUR hat mich mit einem leicht deprimierten, unbefriedigten Gefühl aus dem Kino entlassen. Auf der einen Seite durchaus spannend inszeniert, lässt der Film in der zweiten Hälfte nach um dann am Ende wieder zu überraschen- ein „mixed bag“ sozusagen. Auf DVD sicherlich besser zu goutieren, als auf der großen Leinwand.
Faszinierend, was man auf den wunderschönen Kanaren für düstere Filme produzieren kann.
>> verfasst von Marc Ewert