Moviebase End of the Line
Man stelle sich das einmal vor: Es ist Nacht. Die vollbesetzte U-Bahn bleibt im finsteren Tunnel stehen. Klaustrophobiker reiben sich jetzt schon freudig die Hände. Aber das ist noch nicht alles: Zufälligerweise befinden sich noch Mitglieder einer obskuren Sekte im Zug, die auf einen Wink ihres Anführers hin anfangen, ahnungslose Passagiere mit ihren Kruzifixdolchen zu „erlösen“, und das auf äußerst garstige Art und Weise!
U-Bahnen wurden in Spielfilmen schon immer gern als Orte des Grauens genutzt. Man denke nur an das zerklüftete Londoner Bahnsystem, welches bereits in den Klassikern TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN (1972), AMERICAN WERWOLF (1981) oder aber auch recht aktuell in CREEP (2004) effektvoll auf Zelluloid gebannt wurde. Die langen, gekachelten Gänge und einsamen Gleise mit ihren dunklen Tunneln bieten sich förmlich für das Horrorgenre an und lassen sich schön fotogen ins Licht rücken. Am besten noch mit einer Leiche, die hier und da dekorativ vor die Linse manövriert wird.
Ein anderes beliebtes Szenario ist das der Belagerung. Völlig unterschiedliche Charaktere werden zusammengewürfelt und müssen an einem isolierten Ort ums Überleben kämpfen - eine Ausgangssituation, die sich durch das Horror-, Western-, und Thrillergenre wie ein roter Faden zieht, von Howard Hawks/Christian Nybys DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT (1951) bis zu TANZ DER TEUFEL (1982) oder auch dem gelungenen französischen ASSAULT-ANSCHLAG BEI NACHT Rip Off DAS TÖDLICHE WESPENNEST von 2002. Regisseur Maurice Devereaux gelingt es, diese beiden Szenarien zu einem kurzweiligen, nicht übermäßig originellen, aber immer unterhaltsamen, visuell stimulierenden Ganzen zu vermengen.
Er ist auch um Charakterskizzen bemüht und schafft es durchaus, den Zuschauer um die handvoll Überlebende bangen zu lassen. Besonders die arme Hauptdarstellerin Karen (Ilona Elkin), welche als Krankenschwester in der Psychiatrie arbeitet und eh’ schon einen üblen Tag mit marodierenden Patienten und seltsamen Visionen hatte (ganz zu schweigen vom U-Bahn Selbstmord einer Ex-Patientin am Tage zuvor!), schafft es, den Betrachter auf ihre Seite zu ziehen. Bevor das große „Fliegensterben“ beginnt.
Habe ich eigentlich schon von den Dämonen erzählt? Nur soviel: Das sich flott entwickelnde Gemetzel hat natürlich auch einen übernatürlichen Aspekt. Zum Glück nimmt sich das Spektakel nicht völlig ernst und versteht sich eher als einzige große Huldigung an Retrohits wie NACHT DER LEBENDEN TOTEN, VIER IM RASENDEN SARG, HELTER SKELTER und ungefähr 100 Achtziger Jahre Splatterklassiker! Momentan angesagter amerikanischer religiöser Fanatismus wird ebenfalls ganz nett durch den Kakao gezogen (gelungener als in TIMBER FALLS) und der fiese Geist des Charlie Manson erhebt ebenfalls in einigen Momenten sein dreckig Haupt. Die Effekte sind größtenteils schön handgemacht und schrecken auch vor größeren Derbheiten nicht zurück - da wird schon mal locker-flockig die Rübe halbiert! Für ein Budget von gerade mal 200.000 kanadische (!) Dollar wurde hier ein visuell schon recht einfallsreicher Genrebeitrag zusammengebügelt.
END OF THE LINE bietet solide, saftige Unterhaltung - genau der richtige Film, um ihn im Kreise von Gleichgesinnten mit einem Kasten Bier und ein paar Knabbereien zu konsumieren. Nicht mehr und nicht weniger. Und darauf noch ein „Hosianna“ hinterher!
>> verfasst von Marc Ewert