Moviebase Timber Falls
Wer kennt „Wrong Turn“? Wer kennt „Turistas“? Wer diese beiden Filme, oder einen der beiden, schon kennt, kann auf Timber Falls getrost verzichten. Tony Giglio präsentiert in seinem Film das, was alle schon gesehen haben: Hinterwäldler, die sich nebenbei der christlichen Religion etwas zu sehr verschrieben haben, machen Jagd auf ein Touristenehepaar, welches den motzigen Einheimischen ein Kind schenken soll. Wer’s glaubt…
Mike und Sheryl, über beide Ohren ineinander verliebt, suchen ein besonders romantisches Fleckchen im ländlichen Amerika für einen Wanderausflug. In einem Naturschutzgebiet in West Virginia scheinen sie es gefunden zu haben und freuen sich auf ein kuscheliges Wochenende. Und die Einheimischen sind ja so was von nett! Empfehlen ihnen gern die idyllischsten, etwas abgelegenen Waldwege und Highlights der Umgebung. Alles wäre zum Seufzen schön, gäbe es da nicht diese unumstößliche Regel im Horrorfilm: Natur + Wald + Pärchen = Lebensgefahr durch hinterwäldlerische Killer! Und tatsächlich wird unser Traumpaar zum gefundenen Fressen für eine Familie von bibelfesten Rednecks, welche den Besuch aus der Stadt in eine Falle locken. Oh ja, die beiden erleiden blutige Qualen … Doch wer denkt, dass nur Sheryls und Mikes eigenes Leben auf dem Spiel steht, könnte falscher nicht liegen. Unvorstellbar abseitig ist der Plan der gottesfürchtigen Kidnapper…
Wirklich, Timber Falls bietet wirklich überhaupt nichts Neues. Auch die Idee, dass die Hinterwäldler aus religiösen Gründen handeln, weil Jesus oder Gott oder wer auch immer es ihnen befohlen hat, kommt so lächerlich daher, dass man über das Ganze nur gequält lachen kann. Es beginnt, wie ein langweiliger Film beginnen muss: Ein hängendes Pärchen in einem alten, schmutzigen Keller, die Frau kann schmerzlich entkommen, wird aber verfolgt und nimmt sich, um nicht ans Messer geliefert zu werden, mit einem Sprung von einer Klippe selbst das Leben. Willkommen bei Timber Falls.
Natürlich steht auch Sex auf dem Programm, was bei der gut aussehenden Hauptdarstellerin (für den Mann kann ich nicht sprechen, aber ich denke, dass die weibliche Horrorfraktion diesen auch ansprechend finden wird) selbstverständlich unbedingte Pflicht ist. Blöd nur, dass das Pärchen bei den hautnahen Aktionen gestört wird. Alsbald also finden wir unser Paar verschleppt in einer Hütte wieder – nachdem ordentlich in Äste gefallen und in Bärenfallen getreten worden ist. In der Hütte beginnt dann das eigentliche Drama. Und die Hütte wird auch den Dreh- und Angelpunkt für den restlichen Verlauf darstellern – immerhin 45 Minuten.
Was aber in der Hütte passiert, hakt vorne und hinten. Die alten Christen und ihr missgebildeter Sohn (was mit dem passiert ist, erfährt man allerdings nicht, jedenfalls sieht er aus, als würde er dauernd grinsen) planen nämlich ein Kind. Dumm nur, dass die Frau keins kriegen will, da sich in ihrem Keller schon unzählige tote Embryonen befinden. Also einfach ein möglichst junges Paar ranscharren, was dann den Rest erledigt. Wenn’s denn so einfach wäre. Denn, oh Wunder, der Partner der hübschen Blonden kann dieselbige gar nicht mehr schwängern, da sie bereits schwanger ist. Clevere Finte, denkt man sich als Zuschauer, aber sie ist ja tatsächlich schwanger und wollte es ihrem Schatz schon so lange sagen. Achso…
Das Paar weiß sich zu wehren. Dabei geht’s oft sehr blutig zu. Ein Messer im Fuß, ein Skalpell im Hals, zum Ende dann noch ein abgehackter Kopf machen Timber Falls zu einem inhaltlich leeren, aber blutigen und splattrigen Werk. Die hanebüchene Geschichte allerdings, von einer Hinterwäldlerfamilie, die in ihren vier Wänden keine Kraftausdrücke duldet, dafür aber umso mehr ins Fleisch schneidet, wirkt derart unlogisch und lächerlich, dass der Film irgendwann nur noch einschläfert. Es ist schwierig, neue Ideen im Horrorgenre unterzubringen, aber wenn es solche Ideen sind, verzichten wir gerne.
Letztendlich ist Timber Falls ein einziger Krampf. Immer wieder die Folterszenen, und dann dieses lächerliche Ende. Warum nicht mal auf ein Happy End verzichtet wird, scheint unbegreiflich. Das wäre wirklich mal was Anderes. Stattdessen immer wieder das Gleiche. Blutig, unfreiwillig komisch und ein lächerlicher Schluss – Timber Falls wird nicht gebraucht.
>> verfasst von Janosch Leuffen