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Moviebase Do You Like Hitchcock?

Do You Like Hitchcock?
Do You Like Hitchcock?

Bewertung: 70%

Userbewertung: 80%
bei 3 Stimmen

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Originaltitel: Ti piace Hitchcock?
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 16.11.2006
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 93 Minuten
Studio: Genesis Motion Pictures/RaiTrade
Produktionsjahr: 2005
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Darsteller: Elisabetta Rocchetti, Cristina Brondo, Elio Germano, Chiara Conti, Iván Morales, Edoardo Stoppa, Elena Maria Bellini, Horacio Jose Grigaitis, Giuseppe Lo Console, Milvia Marigliano, Giampiero Perone, Antonio Mazzara, Anna Varello, Carla Gambino, Lorenzo Federici, Alessandra Magrini, Emanuela Cuglia

Giulio, ein krimibegeisterter Filmstudent, verbringt seine Freizeit gerne damit, die attraktive, junge Nachbarin gegenüber mit dem Fernglas zu beobachten. Als er sie eines Abends in der Videothek beim Ausleihen eines Hitchcock Klassikers trifft, ahnt er noch nicht, dass sein beschauliches Studentenleben schon bald eine brachiale Wende erfahren wird. Denn als am nächsten Morgen die Mutter der schönen Nachbarin bestialisch ermordet aufgefunden wird, beginnt Giulio wie besessen mit seinen Nachforschungen, welche ihn selbst schließlich zur Zielscheibe des Killers werden lassen...

Schon der Anfang des Films ist eine einzige Huldigung an das Thrillerkino und lässt dank der atmosphärischen Orchestermusik des Altmeisters Pino Donaggio Erinnerungen an die Giallo Klassiker der Siebziger aufleben:

Ein Junge beobachtet zwei übermütige junge Frauen (oder gar Hexen?) im Wald, folgt ihnen zu einem alten Haus, beobachtet sie. Lachend schneiden sie dort einem Huhn die Kehle durch. Der Junge erschrickt und wird bemerkt, wie Furien stürzen sie dem Kleinen hinterher und nur mit Mühe kann er den Frauen entkommen. Doch der Schreck sitzt tief.

Einige Jahre später ist aus dem Jungen ein junger Mann geworden, Student, Filmfan und aufgrund der vergangenen Ereignisse...Voyeur. Die attraktive Nachbarin hat es ihm besonders angetan. Als ihre Mutter jedoch in der Wohnung ermordet wird, beginnt Giulio mit den Nachforschungen, wie einst James Stewart in DAS FENSTER ZUM HOF. Aber ein anderer Hitchcock Film, DER FREMDE IM ZUG, soll eine noch größere Rolle bei der Auflösung der Verbrechen spielen. Von der hübschen Nachbarin und einer Freundin aus der nahen Videothek entliehen, scheint Hitchcocks Klassiker als Inspiration für mehrere Verbrechen zu dienen...

Das Wahrnehmen hat bei Hitchcock Fan Dario Argento schon immer eine große Rolle gespielt: In DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE ist es Tony Musante, welcher einen Mord beobachtet, aber die Puzzleteile nicht zusammensetzen kann. Als er schließlich herausfindet, dass das vermeintliche Opfer der wahre Täter ist, gerät er fast selbst unter das Messer des Wahnsinnigen. DEEP RED präsentiert uns David Hemmings als Jazzpianist, welcher als Zeuge eines Mordes ebenfalls ein wichtiges Detail übersieht und dafür fast mit dem Leben bezahlt. Und in SUSPIRIA hört Jessica Harper, fast völlig unterdrückt von Sturm und Regen, wie das baldige Opfer von einer „Iris“ spricht, ein Hinweis, welcher sie tief in die Geheimgänge der Tanzschule führen sollte – dorthin, wo Mater Suspiorium ihrem schändlichen Treiben nachgeht.

Dario Argento gilt selbst als Voyeur und besonders seine frühen Filme mit ihren gleitenden Kamerafahrten aus Egoperspektive spielen immer wieder mit dem Sehen und Hören von verbotenen Dingen. Die berühmten Giallo Morde, ebenfalls zumeist aus der Subjektive präsentiert, zeigen gar die (diesmal weiß) behandschuhten Hände des Meisters selbst bei der Arbeit – ein Ritual, welches er sich bis heute nicht hat nehmen lassen, wie das Bonusmaterial der DVD beweist.

Als echter Filmfan, der über die Filmkritik und das Verfassen von Drehbüchern zur Regie fand, kann er hier seiner Leidenschaft für das Thrillergenre freien Lauf lassen und spickt HITCHCOCK mit diversen Referenzen an die Großmeister: Eigentlich nur ein kleiner TV-Film, kehrt Argento mit diesem „Who dunnit“ äußerst sympathisch zu den Anfängen seiner Karriere zurück. Wer hier die Gewaltexzesse seiner bekanntesten Werke erwartet, ist fehl am Platze, eher fühlt man sich oft an die Filme des anderen großen Hitchcock Fans, Brian de Palma, erinnert, besonders dessen BLOW OUT oder DER TOD KOMMT ZWEIMAL kommen einem da in den Sinn. Und das tut diesem kleinen Thriller spürbar gut. Suspense wird hier groß geschrieben und auch Argento kann in seiner Huldigung mit einigen Kabinettstückchen aufwarten: Neben dem (typisch) blutigen Mord bleibt vor allem die überstürzte Flucht des Helden mit seinem ständig liegen bleibenden Mofa, die mit einem gebrochenen Fuß endet, und eine schön realistisch gefilmte Attacke in der Badewanne im Gehirn haften. Und Nahaufnahmen von einrastenden Schlössern (INFERNO, OPERA), sowie die Inszenierung prachtvoller Architektur (DEEP RED, SUSPIRIA) lassen ein angenehmes „Argento Feeling“ aufkommen, auch wenn der Film ansonsten eher schlicht gehalten ist. Der größte Makel von HITCHCOCK ist denn auch wieder einmal die leichte Vorhersehbarkeit der Story, denn die Auflösung kommt nicht allzu überraschend daher. Auch fand ich persönlich den Hauptdarsteller nicht sonderlich sympathisch, er wird etwas zu sehr als Freak gezeichnet, was sich im weiteren Laufe des Films aber etwas relativiert. Im Vergleich zu seinen letzten, eher schwachen Filmen (PHANTOM DER OPER, SLEEPLESS, THE CARD PLAYER) bedeutet dieser TV-Film jedenfalls wieder einen Schritt in die richtige Richtung und die Spannung wird vom Meister kontinuierlich aufrecht erhalten.

DO YOU LIKE HITCHCOCK ist kein essentieller Argento, aber für Liebhaber seiner Frühwerke und Thrillerfreunde generell schön klassisches Entertainment mit einer wahren Fundgrube an Zitaten und Anspielungen.

Die sympathische Atmosphäre des Films überträgt sich auch auf das magere Bonusmaterial: In seinem ungewohnt entspannten Interview (so gesund und gut gelaunt hat man den Regisseur selten gesehen!) erzählt er freimütig von seinen Inspirationen, den Dreharbeiten in Turin und der Arbeit für das Fernsehen. Ein kürzeres Interview mit dem Hauptdarsteller, welcher hier wesentlich sympathischer rüberkommt als im Hauptfilm, und ein kleiner, unkommentierter Blick hinter die Kulissen runden diese nette, kleine Veröffentlichung ab.

>> geschrieben von Marc Ewert

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